Landwirtschaftspolitik:Grüne wollen Spekulation mit Agrarland verhindern

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Die Grünen wollen Bayerns Äcker für die Landwirtschaft erhalten. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Rund 63 000 Euro kostete im Jahr 2020 ein Hektar bayerischer Acker oder Weide - zehn Jahre zuvor waren es weit weniger als die Hälfte. Die Landtagsfraktion will die Preisexplosion nun per Gesetz eindämmen.

Von Christian Sebald, München

Die Bauern leiden besonders unter dem Flächenfraß. Alle drei Tage geht eine Hofstelle mit 30 Hektar Agrarland verloren. So viel freie Landschaft wird in dem Zeitraum in Bauland für Wohnungen, Gewerbe und Verkehrswege umgewandelt. Aber das ist es nicht alleine. Bauern, die sich Ersatz beschaffen oder ihren Betrieb vergrößern wollen, kämpfen mit der Preisexplosion auf dem Grundstücksmarkt.

63 086 Euro kostete der Hektar Agrarland 2020 im Schnitt in Bayern, 2010 waren es noch 25 866 Euro. Wobei die regionalen Unterschiede immens sind. Im boomenden Oberbayern musste ein Bauer zuletzt 112 118 Euro für den Hektar Agrarland hinblättern, in Oberfranken waren es 24 738 Euro. Als Grund der Preisexplosion vermuten Fachleute, dass auch in Bayern Finanzinvestoren ihr Geld offenbar gerne in Agrarland anlegen.

Die Landtags-Grünen wollen Spekulationen mit Äckern, Feldern, Wiesen und Weiden nun per Gesetz eindämmen. "Wenn ein Bauer - aus welchen Gründen auch immer - seine Flächen verkauft, dürfen diese auf keinen Fall zum Spekulationsobjekt werden", sagt die Bio-Bäuerin und Grünen-Abgeordnete Gisela Sengl. "Sie sollen für andere Landwirte erhalten bleiben." Der Gesetzesentwurf, den die Grünen-Fraktion an diesem Dienstag in den Landtag einbringt, geht deutlich über die bisherigen Vorgaben für den Verkauf von Agrarland hinaus.

So sollen die Kauf- und Pachtpreise für Agrarland auf maximal 20 Prozent über dem ortsüblichen Niveau gedeckelt werden, die Frist für die Ausübung des Vorkaufsrechts, das die Bauern bei Agrarland haben, soll von bisher sechs Wochen auf drei Monate verdoppelt werden und es soll Erleichterungen bei der Grunderwerbssteuer geben. Außerdem sollen Anteilskäufe erschwert werden, damit Finanzinvestoren nicht mehr so einfach Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen haben.

Mit dem Gesetzesentwurf greifen die Grünen eine Hausaufgabe auf, die der Bund den Ländern schon bei der Föderalismusreform 2006 aufgegeben hat. "Anstatt sich aber um ein landwirtschaftliches Bodeneigentumsgesetz zu kümmern, nehmen es Ministerpräsident Markus Söder und Co in Kauf, dass bayerische Lebensmittel immer teurer werden", sagt Sengl. "Denn das ist die logische Folge, wenn die Bauern in Bayern immer höhere Preise für das begehrte Agrarland bezahlen müssen."

Außerdem ist nach Sengls Einschätzung Eile geboten. "In den nächsten Jahren stehen in Bayern vermehrt Hofübergaben an. Denn die Babyboomer-Generation aus den 1960er-Jahren, die auch in der Landwirtschaft stark vertreten ist, wechselt jetzt in den Ruhestand", sagt die Grünen-Politikerin. "Da werden dann eine ganze Reihe Höfe aus der Bewirtschaftung fallen und samt Grund- und Boden zum Verkauf stehen."

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