Naturschutz:"Systematische Zerstörungen": Bachfrevel in Franken

Lesezeit: 2 min

Der Steilhang an einem namenlosen Quellbach bei Drügendorf in der Fränkischen Schweiz wurde von Unbekannten abgebaggert und mit Steinen terrassenartig aufgeschichtet. (Foto: Eva Schubert/LBV)

In der Fränkischen Schweiz sind streng geschützte Lebensräume für Feuersalamander zerstört worden. Naturschützer stellen Anzeige gegen Unbekannt.

Von Christian Sebald, Forchheim

In der Fränkischen Schweiz haben Naturschützer binnen weniger Tage zwei Naturfrevel an streng geschützten Bachläufen entdeckt, durch die Lebensräume für stark bedrohte Arten wie den Feuersalamander oder das Starknervmoos verloren gegangen sind. Letzteres ist eine besondere Laubmoos-Art, die drei bis fünf Zentimeter hohen, gelb-grünen oder gelb-braunen, deckenartigen Rasen bildet. Beide Fälle sind nur drei Kilometer voneinander entfernt in der Gemeinde Eggolsheim im Westen der Fränkischen Schweiz passiert. Die Empörung ist groß. Helmut Beran, Geschäftsführer des Naturschutzverbands LBV spricht von "systematischen Zerstörungen". Der Verband hat in beiden Fällen Strafanzeige gestellt.

Der aktuelle Frevel betrifft einen namenlosen Quellbach am Rande der Langen Meile. Das ist ein Steilhang nahe dem Eggolsheimer Ortsteil Drügendorf. Der Quellaustritt am Hang war seit Jahren durch ein Rohr gefasst, es hätte nach Berans Worten aus Naturschutzgründen längst entfernt werden sollen. Nun ist genau das Gegenteil passiert. "Unbekannte haben Teile des Hangs abgebaggert und stattdessen schwere Steine treppenartig an ihm aufgeschichtet", berichtet der LBV. Das Rohr mündet jetzt in einen eisernen Trog, der an einen überdimensionalen Blumentopf erinnert.

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Wertvolle Sinterterrassen sind beiseite geräumt worden

Der Schaden durch den Eingriff betrifft vor allem die Sinterterrassen am Fuß der Quelle. Sie sind beiseite geräumt worden. Sinterterrassen sind Ablagerungen aus porösem Kalktuff oder Kalksinter in einem Bach. Sie bilden sich im Vergleich etwa zu Tropfsteinen relativ schnell. Gleichwohl dauert ihr Heranwachsen viele Jahrzehnte. Die Gesteinsformationen sorgen dafür, dass das Wasser in dem jeweiligen Bach nicht so schnell abfließt und vergleichsweise viel Sauerstoff enthält. Das sind genau die Bedingungen, die die Larven des Feuersalamanders zum Heranwachsen brauchen. Die Amphibien sind akut vom Aussterben bedroht. Der Freistaat hat deshalb ein Artenhilfsprogramm für sie gestartet. In dessen Zug werden aktuell die Lebensräume der Feuersalamander kartiert. Dabei wurde laut Beran der Naturfrevel entdeckt. Der LBV -Mann befürchtet, dass im Verlauf weiterer Kartierungen ähnliche Zerstörungen an anderen Bächen mit Sinterterrassen entdeckt werden.

Erst vor eineinhalb Wochen hatten Ehrenamtliche des LBV und des Bundes Naturschutz einen vergleichbaren Fall aus der gleichen Kommune gemeldet. Bei Baggerarbeiten am Eggersbach waren etwa 25 Meter des Bachlaufs begradigt und kanalisiert worden - ebenfalls ohne Rücksicht auf die ökologisch extrem wertvollen Sinterterrassen und -becken in dem Gewässer. Dabei stehen sowohl der Eggersbach als auch der Quellbach bei Drügendorf nach deutschem wie nach europäischem Naturschutzrecht unter strengem Schutz. Denn Sinterterrassen sind in bayerischen Gewässern sehr selten. Der Eggerbach ist deshalb sogar als Naturdenkmal eingestuft.

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