Artenschutz:43 000 Menschen fordern Ende der Fischotterjagd

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Fischotter, wie dieser im Wisentgehege Springe, lieben nun einmal Fische - und verursachen jährliche Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe. (Foto: Christophe Gateau/picture alliance/dpa)

Seit August dürfen in Niederbayern und der Oberpfalz die Wildtiere leichter abgeschossen werden - möglich macht das eine sogenannte Entnahmeerlaubnis der Staatsregierung. Nun formiert sich Widerstand.

In nur einer Woche haben bereits mehr als 43 000 Menschen im Internet einen Appell gegen die Abschussfreigabe von streng geschützten Fischottern in Bayern unterzeichnet. Darin fordern der WWF und die Unterzeichner Ministerpräsident Markus Söder und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (beide CSU) auf, den Artenschutz wieder vollumfänglich umzusetzen. "Gerade im Wahlkampf - und dieses Jahr wird in Bayern gewählt - reagieren Politikerinnen und Politiker besonders sensibel auf öffentlichen Druck", heißt es in dem Appell. Wenn Zehntausende sich für den Fischotter einsetzen und unterzeichnen, gebe es eine echte Chance, dass Söder die Jagd stoppe.

"Wir merken, dass das Thema die Menschen bewegt. Fischotter gehören zu Bayern wie Alpenpanorama und Lederhosen. Sie sind streng geschützt, Markus Söder hat wohl den Schuss nicht gehört", sagte Moritz Klose, Wildtierexperte beim WWF Deutschland. Die Rückkehr der Fischotter nach Bayern sei das Ergebnis jahrzehntelanger Bemühungen von Naturschützerinnen und Naturschützern. Mit der erteilten Generalvollmacht für die willkürliche Entnahme von Ottern setze die bayerische Staatsregierung diesen Erfolg nun aufs Spiel.

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In allen Landkreisen Niederbayerns und der Oberpfalz mit Ausnahme von Neumarkt können seit dem 1. August Fischotter ohne einzelne Ausnahmegenehmigung entnommen, also abgeschossen werden. Kaniber hatte den Schritt damit gerechtfertigt, dass die "seit Jahrhunderten von der Teichwirtschaft besonders geprägten Regionen" durch die Fischotter bedroht seien.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte bereits eine Klage gegen die Entnahmeerlaubnis an. Es sei das erste Mal, dass sich eine Landesregierung so deutlich über geltendes Artenschutzrecht hinwegsetze, betonte Klose. "Dabei bringen die Abschüsse von Fischottern den Teichwirtinnen und Teichwirten wenig. Wird in einem Revier ein Fischotter entnommen, dauert es meist nicht lange, bis ein anderer Otter das frei gewordene Revier wieder besetzt." Um den Konflikt zu befrieden, sollte die Regierung auf Aufklärung und bessere Schutzmaßnahmen setzen. "Zäune oder Präventionszahlungen und Beratung sind langfristig deutlich effektiver, um den Konflikt zwischen Fischotter und Teichwirten zu lösen, ohne den Fischotter als Art zu gefährden", betonte Klose.

Bereits im Mai hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof eine per Ausnahmegenehmigung gestattete Tötung von Fischottern an drei Oberpfälzer Fischteichen als Verstoß gegen geltendes Recht gestoppt.

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