Hotel Seligweiler:Grenzfall FFP2

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Seit Montag gilt in Bayern an vielen Orten eine FFP2-Maskenpflicht. (Foto: dpa)

Die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern verläuft exakt durch einen Gastraum im Hotel Seligweiler. Über einen Ort, an dem in Corona-Zeiten der Föderalismus Grund zum Kopfschütteln gibt.

Glosse von Florian Fuchs

Das Hotel & Restaurant "Seligweiler" ist ein Drei-Sterne-Haus in verkehrsgünstiger Lage an der A 8. Es hat Tagungs- und Veranstaltungsräume und einen Spa-Bereich. Vor allem aber hat es eine Grenze, und deshalb rückt das Seligweiler zum Anfang dieser Woche sozusagen ins Zentrum der süddeutschen Corona-Politik. Seit Montag gilt in Bayern die FFP2-Maskenpflicht in weiten Teilen des öffentlichen Lebens, in Baden-Württemberg allerdings (noch) nicht.

Und deshalb wissen sie im Seligweiler noch nicht so ganz genau, wie sie mit der neuen Verordnung umgehen sollen: Die Grenze der Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern verläuft exakt durch das Hotel und dort unter anderem durch einen Gastraum, die "Grenzstube": Gäste mit FFP2-Maske können also seit Montag an einem Tisch sitzen mit Gästen aus Baden-Württemberg, die eine Alltagsmaske auf die Nase ziehen - alles natürlich mit dem gebotenen Corona-Abstand.

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Gäste haben sie noch im Seligweiler, die Auslastung sei gar nicht mal so übel, sagt eine freundliche Angestellte am Telefon: Geschäftsreisende, einige Monteure, sie alle dürfen im Gastraum bewirtet werden. Wie das nun gehandhabt wird im Grenzraum? "Wir bemühen uns natürlich, allen Regelungen Folge zu leisten", lautet die diplomatische Antwort. Ohne Diplomatie kommt man im bayerischen Grenzland zurzeit ohnehin nicht durch die Corona-Verordnungen, unweit vom Grenzhotel an der A 8 liegen die Städte Neu-Ulm und Ulm, deren Grenze genau in der Donau verläuft. Passagiere der länderübergreifenden Buslinien müssen von Montag an, wenn sie es ganz genau nehmen, in der Mitte der Brücke auf dem Weg von Ulm ins bayerische Neu-Ulm die Alltagsmaske ab- und eine FFP2-Maske aufziehen.

Wer in Neu-Ulm allerdings in der Hektik noch keine der FFP2-Masken hat erstehen können, fährt einfach in die andere Richtung rüber nach Baden-Württemberg: Dort reicht zumindest im Moment im Supermarkt noch der Alltagsschal. "Einkaufstourismus" war zu Beginn der Pandemie ein unter bayerischen Politikern verpönter Begriff, als bayerische Staatsbürger rüber in geöffnete baden-württembergische Baumärkte pilgerten - es gilt aufzupassen, dass er nicht wieder in Mode kommt.

© SZ vom 19.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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