Mode in der Politik:Sommerstoiber und Söderlatzerl

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Amtsinhaber und Vorvorgänger: Markus Söder und Edmund Stoiber beim Patronatstag der bayerischen Gebirgsschützen vor zwei Jahren. (Foto: dpa)

Bayerische Regierungchefs haben schon immer modische Akzente gesetzt. Ob Markus Söder da mithalten kann, ist noch ungewiss.

Kolumne von Franz Kotteder

Zeit ist schon eine recht relative Angelegenheit. Gut, diese Feststellung ist arg banal. Aber gerade jetzt fällt einem so etwas halt besonders auf, der Februar scheint ja fast schon Jahrzehnte her zu sein. Auf der anderen Seite sind plötzlich wieder die Siebzigerjahre angebrochen. Drinnen liest man Bücher oder legt Puzzles mit 1200 Teilen.

Draußen gibt es so etwas wie autofreie Sonntage, außerdem laufen die Leute in Grünflächen herum, um viele Kniebeugen und den Hampelmann zu machen, also gewissermaßen einen Trimm-Dich-Pfad zu absolvieren. Und selbst hochrangige Politiker tragen inzwischen seltsame Frisuren, die einen irgendwie an ein wunderbares Bilderbuch erinnern: "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat".

Nun ist der Ministerpräsident Markus Söder ja nicht gerade klein. Aber das Zeug zum Trendsetter hat er allemal, wenn auch nicht unbedingt frisurentechnisch. Die bayerischen Regierungschefs haben aber immer schon modische Akzente gesetzt. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Legendär ist das Foto vom breit lachenden Franz Josef Strauß in der Tracht der bayerischen Gebirgsschützen mit dem charakteristischen Stopselhut.

Seit Mitwoch ist Markus Söder Ehrenmitglied der bayerischen Gebirgsschützen - und Stopselhutträger. (Foto: dpa)

Dessen nach oben hin konische Form rundete den massigen Rumpf und den weitgehend halslosen Kopf harmonisch nach oben hin ab, gab dem Ganzen also erst die perfekte Form, wenn man so will. Markus Söder hat das gut erkannt, als ihn am Mittwoch die Gebirgsschützen zum Ehrenmitglied ernannten und ihm ebenfalls einen Stopselhut verliehen. "So großkopfert bin ich doch gar ned", soll er, bescheiden wie er ist, dazu gesagt haben.

Edmund Stoiber, rein körperlich ein ganz anderer Typ als Strauß, prägte das Erscheinungsbild Bayerns in der Welt auf ganz andere Weise. Das von ihm bevorzugte, relativ schmucklose Trachtenjopperl wird in der Modehistorie seither als "leichter Sommerstoiber" geführt und ist bis heute sehr beliebt, zum Beispiel als Berufskleidung für Alpenhoteliers und Oberkellner.

Eine solche Entwicklung sehen wir bei Söder noch nicht. Es sei denn, der von ihm präsentierte Mundschutz mit weißblauem Rautenmuster geht doch noch als "Söderlatzerl" in die Geschichte ein, und nicht als "Gfrieslappen" oder "Goschenschürzerl".

© SZ vom 02.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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