Wirtschaft in Bayern:Auf der Suche nach Unabhängigkeit

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Für die bayerische Industrie geht ohne Halbleiter so gut wie nichts, denn die Elektronikkomponenten werden für Autos ebenso benötigt wie für Kaffeeautomaten. (Foto: Robert Michael/dpa)

Wie könnte Bayerns Zukunft in Sachen Chips & Co. aussehen? Darauf sucht der Halbleiter-Kongress Antworten - und findet grundsätzliche Fragen.

Von Maximilian Gerl

In einem Punkt sind sich die auf dem Podium versammelten Herren einig: Die Sache mit den Halbleitern ist zu groß, als dass man sie so einfach "am Reißbrett" entwerfen könne, wie es Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) formuliert. Nur wie das Ganze dann genauer zu skizzieren ist, das ist die Frage, die sich der Runde aus Politik- und Wirtschaftsvertretern stellt. Und Handlungsfelder gibt es viele, "nicht nur bei den Energiepreisen", sagt etwa Andreas Schwaiger, Deutschland-Chef des Halbleiter-Herstellers Texas Instruments. Folgt man seinen Worten, fangen die Herausforderungen schon im Lehrplan an. Technik werde an den Schulen zu wenig gefordert, findet Schwaiger. Dabei sei es nötig, auch dort "ganz neue Herangehensweisen" zu definieren.

Willkommen beim Bayerischen Halbleiter-Kongress in München: einer Tagung, bei der thematisch viel zusammenkommt, auch wenn es manchmal nicht zusammenzugehen scheint. Ohne Chips & Co. läuft in Bayerns Industrie kaum noch was, die Elektronikkomponenten werden für Autos genauso benötigt wie für Kaffeeautomaten. Trotzdem sind sie immer wieder Mangelware. Gleichzeitig ist der bayerische Handlungsspielraum begrenzt. Produziert wird das wertvolle Gut größtenteils anderswo, vor allem in Taiwan.

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Wie könnte da also die Zukunft in Sachen Chips & Co. aussehen? Darauf sucht der Halbleiter-Kongress nach Antworten - und findet weitere Fragezeichen. Das ist durchaus gewollt. Hinter der Tagung stehen das Wirtschaftsministerium und ein 2021 von ihm initiiertes Bündnis, das mehr Austausch in der Branche organisieren soll. Immerhin, das wird am Montag deutlich: Ein Weg für Bayern könnte sein, wenn schon nicht in der Herstellung von Halbleitern, so doch bei deren Entwicklung mehr als bisher mitzureden. In diese Richtung zielen auch die derzeitigen Förderungen.

Das große Ziel ist in jedem Fall, in Sachen Halbleiter zumindest ein bisschen autarker zu werden, im Freistaat wie in der Europäischen Union. Doch die dafür zu lösenden Herausforderungen bleiben groß. Der Komplex aus demografischem Wandel und Fachkräftemangel zum Beispiel lässt sich landespolitisch allein nur bedingt greifen. Lieferketten krisensicherer aufzustellen, ist hingegen in erster Linie Aufgabe der Unternehmen. Die größte Herausforderung indes aus Sicht von Wirtschaftsminister Aiwanger: die derzeitigen Spannungen zwischen China und Taiwan. Sollten die eskalieren, "dann sitzen wir auf dem Trockenen". Man könnte hinzufügen: wieder einmal.

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