Grundnahrungsmittel:Ein Leben ohne Breze ist möglich, aber sinnlos

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Das Muttermilchalter geht hier nahtlos ins Breznalter über, die kleine Bayerin/der kleine Bayer ist stets und überall mit Breze in der Faust und Breznmatsch auf dem Latz anzutreffen. (Foto: lukasbarth.com)

Kinder im Freistaat gehen nahtlos vom Muttermilchalter ins Alter für Laugengebäck über. Wie überhaupt die Bedeutung dieser Spezialität gar nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Glosse von Nadeschda Scharfenberg

Himmelsbrot mit fünf Buchstaben? Der Kreuzwort-erfahrene Bayer weiß, dass es darauf nur eine Antwort geben kann. Und steht da ein störendes M oder A oder N in einem der Kästchen, so weiß der Kreuzwort-erfahrene Bayer, dass die bereits eingetragenen Wörter allesamt falsch sein müssen. Also von vorn: Stadtbezirk von Bonn? Godesberg? So'n Quatsch. Das war doch... Lissabonn. Ha! Und Futteral muss ein Schreibfehler sein. Futteraal = Aalfutter = Wurm. Noch ein paar Ausradierungen später haben wir die bayerische Lösung fürs Himmelsbrot mit fünf Buchstaben: BREZE.

Ein Leben ohne Breze ist möglich, aber sinnlos. Oder, stopp, Korrektur: Ein Leben ohne Breze ist unmöglich und vollkommen sinnlos. Sie ist die Grundlage allen Lebens in diesem von Gott und der CSU erschaffenen Premium-Bundesland. Das Muttermilchalter geht hier nahtlos ins Breznalter über, die kleine Bayerin/der kleine Bayer ist stets und überall mit Breze in der Faust und Breznmatsch auf dem Latz anzutreffen. Das Breznalter dauert bis zum letzten Atemzug, denn ohne Breze geht nichts, kein Obazder, kein Leberkäs, keine Weißwurst. Dank der Erfindung der Breznsuppe ist sie sogar zahnlos noch zu genießen. Nicht einmal fluchen können die Bayern ohne Breze. Bairisches Schimpfwort mit zehn Buchstaben? Breznsoiza.

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Von Hans Gerlach

Wenn in die Bayernhymne vielleicht demnächst endlich mal Frauen reingetextet werden (Gott/Göttin mit dir, du Land der Bayer*innen, deutsche Erde, Vater- und Mutterland), wäre es höchste Zeit, in einem Aufwasch auch gleich die Breze mit aufzunehmen. Über deiner reschen Breze ruhe Seine/Ihre Segenshand. Er/Sie behüte deine Bäcker*innen, schirme deiner Öfen Glut. Und erhalte dir die Lauge deiner Breze warm und gut.

Wer bislang noch Restzweifel hatte, dass die Breze ein Geschenk des Himmels ist, der kann jetzt Ruh geben. Ein Radioteleskop in den Anden hat im Barnard 59 Dunkelnebel, 600 bis 700 Lichtjahre von Bayern entfernt, die Geburt zweier Sterne aufgenommen, und die Lichtstreifen, die dabei entstanden sind, winden sich eindeutig in Form einer kosmischen Riesenbreze. Das ist der Beweis: Gott ist ein Bayer. Und das Himmelsbrot mit fünf Buchstaben heißt Breze. Obazder mit Manna hat sowieso noch nie geschmeckt.

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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