Landwirtschaft:Bio ist wieder im Aufwind

Lesezeit: 2 Min.

Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln steigt wieder an. Die Branchen und die Biobauern blicken zuversichtlich in die Zukunft. (Foto: Inga Kjer/dpa)

Nach der jüngsten Delle steigt die Nachfrage wieder an. Das Ziel 30 Prozent Öko-Landwirtschaft in Bayern rückt aber immer weiter in die Ferne.

Von Christian Sebald

Die letzten Jahre sind für die Biobauern und die Biobranche ein Wechselbad der Gefühle: erst die Corona-Pandemie mit dem bis dahin nie dagewesenen Nachfrageboom nach Bio-Lebensmitteln, dann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine samt Energiekrise und Inflation, die die Absätze der Biobranche wieder zusammenschmelzen ließen. Inzwischen steigt die Nachfrage nach Bio-Lebensmittel wieder an. Bislang zwar verhalten, aber über alle Segmente hinweg und gleich ob im Naturkost-Fachhandel, in den Supermärkten oder in den Discountern. Die Bio-Szene schaut denn auch zuversichtlich in die Zukunft. "Wir rechnen fest mit weiteren Zuwächsen", sagt Thomas Lang, Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ), der Dachorganisation der vier Ökoverbände Bioland, Naturland, Biokreis und Demeter, vor der Messe Biofach in Nürnberg.

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Auch bei den Vermarktern ist die Stimmung gut. "Die Delle ist überwunden, die Signale für die Zukunft sind gut", sagt Jörg Große-Lochtmann, Vorstand der Marktgesellschaft von Naturland und damit zuständig für die Vermarktung all der Feldfrüchte, der Nutztiere, der Milch, der Kartoffeln, des Obsts und des Gemüses, die Naturland-Bauern auf ihren Höfen produzieren. Der Biomilch-Experte bei Bioland, Rüdiger Brügmann, ist ebenfalls guter Dinge. "Der Biomilch-Markt wächst schon seit Juli 23 wieder", sagt er. "Der Absatz hat zwar noch nicht das Niveau von 2021 erreicht. Aber er lag zuletzt schon über dem von 22." Aus Brügmanns Sicht ist besonders positiv, dass sich die Anteile von heimischer und importierter Biomilch verschieben - zugunsten der heimischen Biomilch. Zugleich hätten die bayerischen Biomilch-Bauern zuletzt mit 58,1 Cent je Liter den zweithöchsten Preis für ihre Biomilch bekommen, der jemals an sie ausbezahlt worden sei.

Nur die Biolandwirtschaft selbst hinkt noch hinterher. Ende 2023 waren LVÖ-Chef Lang zufolge 7676 Bauernhöfe in Bayern Mitglied in einem der vier Öko-Verbände. Das waren gut 20 Betriebe oder 0,3 Prozent weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Die Agrarfläche, die sie ökologisch bewirtschaften, ist immerhin leicht angestiegen - um etwa 10 000 Hektar auf beinahe 349 000 Hektar. Das sind gut elf Prozent des gesamten Agrarlands in Bayern. Damit liegt Bayern im Ländervergleich weiter klar auf Platz eins. Bei der Biomilch schneiden die bayerischen Biobauern noch besser ab. Traditionell kommt beinahe die Hälfte der Biomilch aus Deutschland von Biohöfen in Bayern. 2023 haben die Biobauern im Freistaat gut 680 Millionen Liter Biomilch gemolken.

Das Ziel der Staatsregierung von 30 Prozent Biolandwirtschaft bis 2030 rückt freilich immer weiter in die Ferne. "Dazu müssten pro Jahr 60 000 Hektar Agrarland in ökologische Bewirtschaftung überführt werden", sagt LVÖ-Chef Lang. "Das ist ohne politisches Signal nicht in Sicht." Die Biobauern fordern schon lange eine Bio-Quote von 50 Prozent für öffentliche Kantinen, Mensen und Großküchen. "In der Außer-Haus-Versorgung liegt viel Potenzial brach", sagt Lang. Nur ein Prozent der Lebensmittel, die dort verwendet werden, sind Bio, aber die Ausgaben der Verbraucher für Außer-Haus-Mahlzeiten summieren sich auf ein Drittel ihrer Gesamtausgaben für Lebensmittel. Die Staatsregierung sträubt sich freilich. Zwar hat sie sich eine 50-Prozent-Quote für ihre Behördenkantinen abringen lassen - aber für Lebensmittel aus regionaler oder ökologischer Produktion und erst ab 2025. Der Bio-Szene ist das zu wenig.

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