Bauernproteste:Tausende Traktoren blockieren Bayerns Straßen

Lesezeit: 3 min

Vielerorts gehörten die Straßen am Montag den Landwirten und ihren Traktoren wie hier in Straubing. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Unzählige Landwirte demonstrieren gegen die Steuerpläne der Bundesregierung. Dabei kommt es vielerorts zu Verkehrsbehinderungen. Doch im Großen und Ganzen laufen die Aktionen ohne größere Probleme ab.

So viele Traktoren waren möglicherweise noch nie auf Bayerns Straßen unterwegs: An den Protesten gegen die Steuerpläne der Bundesregierung haben am Montag laut Polizei in ganz Bayern unzählige Landwirte mit vielen Tausend Traktoren teilgenommen. Allein in der Oberpfalz registrierte die Polizei bis Montagmittag 30 Aktionen mit rund 6000 Fahrzeugen. In Niederbayern nahmen nach polizeilicher Schätzung etwa 4000 Personen mit 2500 Fahrzeugen an Protestaktionen teil, in Oberfranken 5500 Menschen mit 3400 Fahrzeugen, in Oberbayern nördlich von München zählte die Polizei 4700 Traktoren, in Nordschwaben 2300.

Durch die Anfahrt zu den Versammlungsorten kam es vielerorts zu Verkehrsbehinderungen. "Die sternförmige Anfahrt zur großen Versammlung in München lief planmäßig und weitestgehend störungsfrei", teilte die Polizei mit. Fahrzeugkolonnen seien von den A 94 und A 96 auf anderen Straßen geleitet worden. Die Veranstalter hätten sich an Absprachen gehalten, "der Großteil der Versammlungsteilnehmer zeigte sich kooperativ und verkehrsfreundlich", teilte das Polizeipräsidium Oberpfalz mit.

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Gegen einzelne Personen seien Ermittlungen wegen Langsamfahrten auf der Autobahn und verbotswidriger Drohnenflüge eingeleitet worden. So ermittelt die Staatsanwaltschaft Landshut gegen Lastwagenfahrer wegen Nötigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Zwei Lastwagen fuhren am Montag gegen 6.15 Uhr auf der A 92 zwischen dem Autobahnkreuz Landshut und Wörth an der Isar langsam nebeneinander her und verursachten in kürzester Zeit einen langen Stau. Als eine Polizeistreife anrückte, gaben sie die Überholspur frei - worauf ein Autofahrer ihre Rolle übernahm und den Verkehr ausbremste.

Gegen 7 Uhr fuhren drei Sattelzugmaschinen an der Anschlussstelle Altdorf bei Landshut auf die A 92 langsam nebeneinander in Richtung Norden und verursachten einen längeren Stau. Gegen 7.10 Uhr kam es zwischen den Anschlussstellen Essenbach und Wörth "ebenso zu einem mutwillig verursachten Stau durch zwei Lkw-Fahrer", wie die Polizei mitteilte. Die Fahrer seien allesamt einer Kontrolle unterzogen worden, Ermittlungen wurden eingeleitet. Weil es auf Autobahnen am Ende von Staus immer wieder zu schweren Auffahrunfällen komme, gehe die Polizei in Bayern strikt gegen solche Protestaktionen vor.

Auf der anderen Seite habe ein Versammlungsteilnehmer an der Autobahnausfahrt Pfreimd "mit seinem Traktor ein festgefahrenes Dienstfahrzeug der Polizei aus dem aufgeweichten Untergrund" gezogen. In Oberfranken demonstrierten die Landwirte mit Unterstützung auch aus anderen Berufsgruppen in "friedlicher Art", teilte das Polizeipräsidium Oberfranken mit. "Kurze Blockaden von Auffahrten überörtlicher Straßen, wie der Bundesstraße 505 und der Autobahnen A 70 und A 73 lösten sich nach Gesprächen mit der Polizei wieder auf oder verlagerten sich nach Zuweisung anderer Versammlungsorte."

In Nordschwaben schätzte die Polizei auf der Strecke Aichach - Friedberg die Zahl der Protestfahrzeuge auf 1000 teilnehmende Fahrzeuge, die Länge des Aufzugs auf 15 Kilometer. Bei einem neun Kilometer langen Aufzug auf der Strecke Gersthofen - Zusmarshausen - Augsburg zählte die Polizei mehr als 300 Fahrzeuge, bei einer Kundgebung in Nördlingen mehr als 2000 Personen und 1000 Traktoren.

Traktoren von protestierenden Landwirten blockieren die Auffahrt zur Autobahn A 3 Richtung Nürnberg. Bei einigen unangemeldeten Aktionen forderte die Polizei die Bauern zum Abzug auf. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Bei einer nicht angemeldeten Protestaktion von Landwirten bei Weißensberg (Kreis Lindau) sollen sich einige Teilnehmer laut Polizei unkooperativ verhalten haben. Mit rund 80 Fahrzeugen hatten sich die Bauern am frühen Morgen versammelt, wie ein Polizeisprecher am Montag mitteilte. Die Einsatzkräfte hätten ein Kooperationsgespräch angeboten, doch es habe keine Gesprächsbereitschaft gegeben. Kurze Zeit später blockierten die Bauern auch die Autobahnauffahrt der A 96 bei Lindau am Bodensee nahe der baden-württembergischen Grenze. Bei Verstößen werde die Polizei konsequent vorgehen und entsprechende Maßnahmen treffen, teilte der Sprecher mit.

Am Morgen waren auch in Franken Autobahnzufahrten blockiert worden. Bei Selb (Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge) hätten am Morgen auf einer Zufahrt zur A 93 Stroh, Mist und Silage auf der Fahrbahn gelegen, sagte ein Polizeisprecher in Bayreuth. "Drüberfahren konnte man nicht. Der Haufen war schon größer." Die Straße habe gereinigt werden müssen. Dass ein landwirtschaftliches Fahrzeug seine Fracht zufällig auf der Auffahrt verloren hat, glaubte der Sprecher nicht.

Mittelfränkischer Protest-Schwerpunkt war Ansbach. Dort nahmen nach Angaben der Polizei bis zu 1000 Traktoren an einer Sternfahrt teil. Bei Neuendettelsau verletzten sich bei einem Unfall zwei Personen leicht, als ein Autofahrer eine Traktorkolonne überholen wollte und in den Gegenverkehr geriet. Neben angemeldeten Aktionen kam es laut Polizei in Mittelfranken an fünf Autobahnauffahrten zu spontanen Blockaden unter anderem bei Erlangen-Frauenaurach an der A 3, wie ein Polizeisprecher in Nürnberg sagte. Die Fahrer seien gebeten worden, die Aktion zu beenden und sich an den angemeldeten Protesten zu beteiligen.

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