Universitäten:Mit dem Bodyguard nach Hause

Lesezeit: 2 min

Auch tagsüber dürfen Augsburger Studierende den Begleitservice durch Wachmänner nutzen, die sie sicher zum Auto, Fahrrad oder zur Tram bringen (Symbolbild). (Foto: Imago Images)

An der Uni Augsburg können sich Frauen und Männer auf dem Heimweg von Sicherheitskräften begleiten lassen. Auch immer mehr Unternehmen bieten solche Dienste an. Was hinter dem Trend steckt.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Frauen und Männer, Studenten und Lehrkräfte begleiten seine Kollegen, sagt Benjamin Schlosser vom Sicherheitsdienst W.I.S. Menschen, die auf dem Campus der Uni Augsburg zu tun haben, können sich zum Beispiel von der Bibliothek abholen lassen - abends, wenn es dunkel ist, dann begleiten die Sicherheitsleute sie zu ihrem Fahrrad, zum Auto oder auch zur Tram. "Das Angebot wird gut angenommen", sagt Schlosser. Und ist beileibe kein Service, der nur in Augsburg angeboten wird, sondern auch von vielen anderen Universitäten und inzwischen auch immer mehr Unternehmen in ganz Deutschland.

Vor zehn Jahren habe es kaum solche Services gegeben, auch nicht bei seinem Unternehmen. Inzwischen sei es ein Trend, sagt W.I.S.-Geschäftsführer Jerome Johl. Ob an den Universitäten in Köln oder Mainz oder bei einer Bank in Frankfurt. "Unsere Kunden sagen, wir zahlen den Sicherheitsservice sowieso, dann können unsere Mitarbeiter das auch nutzen."

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Für Studierende an Universitäten, die solch einen Service nicht anbieten, gibt es inzwischen auch andere Möglichkeiten, sich ohne Angst auf den Heimweg zu machen: Etwa mit Anrufservices, so kann man wenigstens mit Menschen telefonieren und fühlt sich sicherer. Oder mit Apps. Die Uni Passau hat erst vor kurzem eine Mitteilung herausgegeben, wonach Polizei und Universität die gemeinsamen Sicherheitsmaßnahmen verstärken und zusätzliche Rundgänge zum Beispiel am Campus übernehmen. Das subjektive Sicherheitsempfinden habe sich geändert, sagt Johl.

Dabei ist der vergleichsweise umfangreiche Begleitservice an der Uni Augsburg gar keine Erfindung des dort beauftragten Security-Unternehmens. Das Angebot wurde 2004 als Zusatzaufgabe des bereits 1998 eingerichteten studentischen Schutzdienstes in der Universitätsbibliothek gestartet. Damals gab es einen tätlichen Angriff auf eine Studentin in der Bibliothek, sagt Direktionsreferentin Sabine Fuhrmann-Wagner. Das Angebot umfasste zunächst ausschließlich die Begleitung weiblicher Hilfskräfte im Schalterdienst nach Dienstschluss, etwa zur Straßenbahn oder zum Parkplatz. Später durften auch Nutzer der Bibliothek den Begleitservice nutzen.

2019 beauftragte die Uni die Wachfirma mit dem Begleitservice. "Wir sind ja sowieso mit mehreren Mitarbeitern vor Ort, deshalb kostet der Begleitservice die Uni und damit auch die Studentinnen und Studenten nichts", sagt Johl. Jede Person, die sich auf dem Campus der Universität befindet, kann während der Bewachungszeiten der Unibibliothek, etwa Montag bis Samstag bis Mitternacht und am Sonntag von 12 bis 18 Uhr, telefonisch den Begleitservice anfordern. Ein Mitarbeiter holt die Anruferin oder den Anrufer ab und identifiziert sich durch Uniform und Ausweis. "Der Begleitservice wird vor allem in den Wintermonaten gut nachgefragt", sagt Fuhrmann-Wagner. Etwa zehn Personen pro Woche nutzten das Angebot, schätzt Benjamin Schlosser vom Wachdienst W.I.S.

Vor allem Frauen nutzen das Angebot

Auch Männer, aber vor allem Frauen wollen sich in Augsburg begleiten lassen. Einige Unis richteten vor Jahren Notrufsäulen ein, viele kümmern sich inzwischen regelmäßig darum, Plätze und Wege besser auszuleuchten, Frauenparkplätze oder Frauentreffpunkte einzurichten. Wem all dies nicht reicht, der kann Freunde aktivieren, die via App den Heimweg beobachten und so eingreifen können, falls etwas passiert. Heimwegtelefone nennen sich Anrufservices, falls mal kein Freund verfügbar ist: Wer telefoniert, auch wenn sie oder er sich dabei mit fremden Menschen unterhält, fühlt sich sicherer. Ein nettes Gespräch verkürzt auch die Laufzeit. Die Polizei begrüßt solche Initiativen.

Jerome Johl glaubt, dass in Zukunft immer mehr Sicherheitsfirmen Begleitservices anbieten werden. Normalerweise werden seine Mitarbeiter auf einem Campus oder bei Unternehmen kaum wahrgenommen. Die Wachmänner sind ohnehin vor Ort, inzwischen erleichtert Sicherheitstechnik ihre Arbeit, sie haben also mehr Zeit. "Und für uns hat so ein Service den Vorteil, dass unsere Arbeit mehr wahrgenommen und wertgeschätzt wird."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDialekt
:Die perfekte Liebeserklärung auf Bairisch

Im Dialekt gibt es kein Wort für Liebe. Wie nähert man sich dann dem großen Gefühl an? Sänger, Dichter und Kabarettistinnen aus allen Teilen Bayerns schicken uns Liebesbotschaften.

Von Sebastian Beck

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: