Die Oberpfalz hat dem Ärger abgeschworen. Offiziell quasi. In Amberg, der heimlichen Hauptstadt der Oberpfalz, haben nämlich am Samstag 2117 Menschen "Mensch ärgere dich nicht" gespielt und damit einen Rekord aus Thüringen gebrochen. Am Samstag! Dem bis dato heißesten Tag des Jahres! Haben sich Menschen in die pralle Sonne gesetzt! Und gewürfelt und Spielfigürchen gezogen und sich nicht darüber geärgert, dass sie jetzt nicht mit einem kalten Bier in einer Eistonne stehen oder auf einem Baggersee dahintreiben.
Dazu muss man wissen, dass Amberg nicht irgendein Ort mit brettspielaffinen Bewohnern ist, sondern die Wiege eben jenes Brettspieles - zumindest stand die Wiege des Erfinders dort. "Mensch ärgere dich nicht" wurde 1910 vom Amberger Josef Friedrich Schmidt erfunden. Und weil man in Amberg stolz auf diesen Umstand ist, stellten die Bürger schon 2017 einen Rekord im "Mensch ärgere dich nicht"-Spielen auf, der ihnen 2021 vom thüringischen Weida abgenommen wurde. Das konnten die Amberger natürlich nicht auf sich sitzen lassen.
Man könnte die Amberger für leicht lebensmüde halten, dass sie bei 36 Grad für Brettspiele zusammenkommen. Auf der anderen Seite beweisen sie mit der Aktion vielleicht auch einen Riecher für das, was Deutschland gerade dringend braucht: Gemeinschaftssinn, Einsatz für die Sache, einen kühlen Kopf trotz Affenhitze und einen selbst durch Sauna-Verhältnisse nicht getrübten Willen, sich nicht ständig über alles erstmal aufzuregen.
In Weida in Thüringen, die nun ohne Rekord dastehen, kann man sich nun wieder ärgern. Wo sie sich in Thüringen doch eh schon so arg über alles mögliche ärgern. So sehr wird sich mitunter dort geärgert, dass neulich eine Mehrheit an Ärgerbürgern im thüringischen Landkreis Sonneberg dem ersten AfD-Landrat ins Amt verhalf. Vermutlich waren betreffende AfD-Fans keine passionierten "Mensch ärgere dich nicht"-Spieler wie ihre Nachbarn.
Wenn sich Weida anschickt, den Rekord wieder nach Thüringen zu holen, könnten die Ärgerbürger aus Sonneberg doch mal Unterstützung leisten. Weida hat schließlich nicht mal 8000 Einwohner. Amberg fast 42 000. Das sind alles andere als faire Wettbewerbsbedingungen. Ärgerlich!