Augsburg:Mit der Dampflok an den Ammersee

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Ab in die Sommerfrische: Scharenweise machten sich Augsburger auf in Richtung Ammersee. (Foto: Bahnpark Augsburg)
  • Im Juli und August verkehren wieder "Badezüge" zwischen Augsburg und Utting.
  • Die Vergnügungsreisen mit der Dampflok zu den Strandbädern am Westufer des Ammersees haben eine lange Tradition.

Von Christian Rost, Augsburg/Utting

Natürlich kann man sich im Sommer auch mit dem Auto auf den Weg zum Badesee machen und sich in der Hitze in die Staus auf den Straßen einreihen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, entspannter und stilvoller zum Ziel zu gelangen: mit der Dampflok in die Sommerfrische an den Ammersee. Im Juli und August verkehren wieder die "Badezüge" zwischen Augsburg und Utting.

Die Fahrten der historischen Loks aus dem Museum Bahnpark Augsburg lassen alte Zeiten aufleben, als private Automobile noch die Ausnahme waren und die Städter in Zügen vor der Hitze der Großstadt flohen. Diese Vergnügungsreisen zu den Strandbädern am Westufer des Ammersees waren sehr beliebt. Ein Badezug brachte nicht selten mehr als 1000 Augsburger nach Schondorf, Utting, Riederau oder Dießen, wie das Bahnpark-Museum mitteilt.

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Ein Fahrgast von damals erinnert sich: "Ich durfte schon als kleiner Junge mit diesem Zug zusammen mit meinen Eltern und Brüdern an den Ammersee zum Baden fahren. Das war das Höchste, als wir endlich aus den Zugfenstern das Blau des Sees mit den Segelbooten sahen."

Auch der in Augsburg geborene Bertold Brecht war mit der Dampflok durch das idyllische Paartal an den See gefahren. In Utting vollendete er 1928 seine Dreigroschenoper. Jahre später kaufte er sich in der Seegemeinde ein Haus. Auf die Spuren Brechts können sich am 16., 23. und 30. Juli Ausflügler begeben. Eine Dampflok bringt sie von Augsburg nach Schondorf, dort startet dann die Wanderung zur ehemaligen Wirkstätte des Dramatiker und Lyrikers. Zwei weitere Fahrten mit historischen Zügen sind am 6. und 13. August nach Utting vorgesehen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Züge weniger zum Vergnügen genutzt worden, sondern aus blanker Not. Aus dem zerstörten Augsburg fuhren die Menschen mit "Hamsterzügen" aufs Land, um sich bei Bauern mit Brot, Butter, Milch, Fleisch und Gemüse einzudecken. Nach einer Blütezeit der "Badezüge" in den Fünfziger- und Sechzigerjahren verloren sie ihre Bedeutung, die Städter fuhren nun mit dem Auto aufs Land und verstopften die Straßen in den Badeorten.

Erst 2012 nahm der Bahnpark Augsburg die alte Tradition der "Badezüge" wieder auf und ließ damit auch ein Stück Stadtgeschichte wieder aufleben. Seither rollen sie jedes Jahr im Sommer an den Ammersee. Infos: www.ammersee-dampfbahn.de

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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