Weihnachten und Jahreswechsel:Sprit bleibt günstig - aber nicht immer und überall

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Dieselpreise unter einem Euro pro Liter, wie hier am 10. Dezember in Recklinghausen, sind derzeit keine Seltenheit. (Foto: dpa)
  • Wegen des billigen Rohöls ist der Sprit an deutschen Tankstellen derzeit sehr billig.
  • Experten sind sich einig, dass der Trend über Weihnachten und den Jahreswechsel anhalten wird.
  • Dennoch dürfte es in den kommenden Tagen große Unterschiede bei den Kraftstoffpreisen geben. Wer besonders günstig tanken will, braucht ein gutes Timing.

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Die Autofahrer im erzgebirgischen Bad Schlema staunten nicht schlecht am Abend des 12. Dezember, einem Samstag. 97,9 Cent für einen Liter Diesel - da bogen so einige spontan in Richtung Zapfsäule ab. Ein Preis, der so niedrig war, dass er selbst die Mitarbeiterin der örtlichen Tankstelle dazu veranlasste, mit ihrem Handy die Preissäule zu fotografieren. "Seitdem wir den Euro haben, war es noch nie so billig", sagt die Frau, die schon viele Spritpreise an dieser Tafel kommen und gehen sah.

Dabei geht es in anderen Regionen Deutschlands zeitweise noch billiger zu. Vereinzelt konnten Dieselfahrer für Preise knapp über 90 Cent pro Liter tanken - dem Informationsdienst clever-tanken.de zufolge war das zum Beispiel in Kiel, Hamburg oder Ludwigshafen der Fall. Es wirkt, als seien die Kraftstoffpreise durch das derzeit extrem günstige Rohöl auf Rekordtiefe gefallen.

Doch so historisch billig, wie es den Anschein hat, sind die Preise gar nicht. Und ihre Erinnerung trügt die eingangs erwähnte Dame von der Tankstelle. Ein historischer Vergleich zeigt: Im Februar 2005 lag der deutschlandweite Durchschnittspreis für einen Liter Diesel bei 94,9 Cent. Auch an dieser Tankstelle in Bad Schlema dürfte der Dieselpreis seinerzeit unter dem vom vergangenen Samstag gelegen haben.

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Die Preise bleiben unten

Nun ist Dezember, Weihnachtszeit. Eine Zeit, in der besonders viele Menschen mit dem Auto unterwegs sind. Trotzdem, da sind sich die Beobachter einig, werden die Spritpreise auch über die Feier- und Ferientage auf niedrigem Niveau verharren. "Die Wirtschaftslage und Weltkonjunktur, schwache Nachfrage aus China oder Überangebote, weil die Opec die Förderung nicht drosselt: Es spricht vieles dafür, dass die Preise weiter sinken", sagt Andreas Hölzel vom ADAC.

Das heißt aber nicht, dass Autofahrer in den nächsten Tagen immer und überall mit Tiefstpreisen an den Tankstellen rechnen können. Wann der Sprit günstig und wann er teuer ist, hängt sehr stark von der Uhrzeit ab. Denn so niedrig das grundsätzliche Preisniveau ist, so heftig fallen teilweise die Sprünge nach oben aus: "Abends werden manchmal 20 Cent draufgeknallt", weiß Steffen Bock, Geschäftsführer von clever-tanken.de. Mittags wird es ebenfalls oft teurer, wenn auch im Schnitt nur um drei Cent pro Liter. Bock zufolge ist weiterhin der frühe Abend zwischen 18 und 20 Uhr die beste Zeit, um den Tank vollzumachen.

An Tagen mit verstärktem Autoreiseaufkommen hängt der Spritpreis zudem noch stärker als sonst von der Lage der Tankstelle ab. "Es gibt eine Mikrosteuerung der Preise. Die Mineralölkonzerne halten an Feiertagen an bestimmten Strecken zu bestimmten Zeiten die Preise weit oben, weil sie wissen, dass dort mehr Leute als sonst vorbeifahren", sagt Bock. Das kann im Extremfall bedeuten, dass die Preise an einer Tankstelle direkt an der Autobahn bis zu 20 oder gar 25 Cent höher sind als an Zapfsäulen, die wenige Kilometer entfernt in der nächsten Stadt stehen.

So niedrig die Kraftstoffpreise im Schnitt derzeit sind, lässt sich doch nicht ausschließen, dass sie die Anbieter über die Feiertage so weit wie möglich oben halten werden. "Sie versuchen sicher, innerhalb des gängigen Preisrunden-Rhythmus' ihre Geschäfte zu machen", sagt ADAC-Experte Hölzel. Steffen Bock warnt "vor urplötzlichen Erhöhungen, die immer wieder kommen können - gerade um die Mittagszeit." Er selbst würde rechtzeitig vor Weihnachten tanken, die Zapfsäule an den beiden Feiertagen dagegen meiden. Wenn doch an den Feiertagen getankt werden muss, dann besser am Abend als rund um die Mittagszeit.

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Dieselfahrer sind im Vorteil

Eine groß angelegte Abzockerei der Mineralölkonzerne rund um die Feiertage ist aber nicht zu befürchten. Wie die seit 2000 erhobenen ADAC-Zahlen zeigen, gehörte der Dezember oft zu den günstigsten Monaten des Jahres. Im vergangenen Jahr war Kraftstoff sogar an keinem anderen Monat so billig wie im Dezember. So wird es auch am Jahresende wieder kommen, da sind sich die Experten einig. Wer clever tankt und zeitlich flexibel ist, dürfte in den kommenden Tagen also besonders günstig wegkommen.

Die Zahlen zeigen noch etwas: Fahrer von Dieselautos sind gegenüber denen mit Benzinern derzeit im Vorteil. Die Preise für den Selbstzünder-Sprit sinken derzeit schneller als die für Ottokraftstoff. "Das ist schon etwas Besonderes, denn normalerweise haben wir im Herbst und Winter eine Phase, in der sich die Preise aufgrund der größeren Diesel-Nachfrage annähern", sagt ADAC-Mann Hölzel.

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Österreich ist weiterhin günstiger als Deutschland

Der europäische Vergleich zeigt: Beim Dieselpreis liegt Deutschland derzeit unter dem Schnitt, Super E10 ist in den meisten Staaten dagegen günstiger als hierzulande. Wer vorhat, über die Feiertage oder den Jahreswechsel in unsere südlichen Nachbarländer zu reisen, sollte entweder in Deutschland, am besten aber in Österreich den Tank voll machen. Das Preisniveau in der Schweiz und in Italien liegt dagegen - teils deutlich - über dem deutschen.

Bleibt die Frage zu klären, ob uns in Sachen Spritpreise ein historisch günstiger Dezember blüht. Für den bisherigen Monat (Stichtag: 14.12.) hat der ADAC deutschlandweit einen Diesel-Durchschnittspreis von 1,085 Euro berechnet. Super E10 lag im Mittel bei 1,289 Euro. Doch die Grafik zeigt: Das letzte Mal, dass die Spritsorten über einen Dezember hinweg so günstig waren, ist gerade einmal sieben Jahre her: Am Jahresende 2008 lagen die Durchschnittspreise bei 1,061 beziehungsweise 1,114 Euro.

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