Parkplatzmangel:Park and Ride ist nicht mehr zeitgemäß

P+R Parkplatz am Westfriedhof in München, 2013

Wohin damit? Für Städte und Gemeinden brennt das Problem abgestellter Fahrzeuge. Ob das althergebrachte Park-and-Ride-System die Lösung sein kann, ist fraglich.

(Foto: Stephan Rumpf)

Stuttgart rüstet mit viel Geld sein P&R-Netz auf. Verkehrsexperten halten das für einen Fehler - weil es die Autofixierung nicht abbaut, sondern fördert.

Analyse von Steve Przybilla

Der Ärger, die Ermüdung, die zum Wutausbruch anschwellende Aggression: Selbst Herbert Grönemeyer ist vor solchen Gefühlen nicht gefeit. Schon 1984 hat er mit "Mambo" dem täglichen Parkplatzkampf ein musikalisches Denkmal gesetzt: "Ich finde keinen Parkplatz / Ich komm' zu spät zu dir, mein Schatz (. . .) / Ich drehe schon seit Stunden, hier so meine Runden (. . .) / Auto fängt an zu kochen / Puls an zu pochen (. . .)."

Lustig klingt das, jedenfalls solange man nicht selbst im Auto sitzt. Stadtplaner und Verkehrswissenschaftler gehen nämlich seit Längerem davon aus, dass rund 30 Prozent des innerstädtischen Autoverkehrs allein der Parkplatzsuche geschuldet ist, auch wenn diese Zahl nur eine grobe Schätzung darstellt.

Deutsche Großstädte haben ein Auto-Problem

Unbestritten ist: Deutschlands Großstädte haben ein massives Verkehrsproblem. Genauer gesagt: ein Auto-Problem. Oder noch genauer: ein Problem mit dem automobilen Pendlerverkehr. In der alljährlichen Hitliste der staureichsten Städte landen regelmäßig die gleichen Kandidaten auf den ersten Plätzen: Köln, Stuttgart, Karlsruhe, Düsseldorf, dicht gefolgt von Hamburg und München. All das müsste nicht sein, wenn endlich mehr Autofahrer auf öffentliche Verkehrsmittel umstiegen. Nur: Wie bringt man sie dazu?

Beispiel Stuttgart: In der Region arbeiten 75 Prozent der Beschäftigten nicht an ihrem Wohnort. 800 000 Menschen pendeln jeden Tag am Neckar hin und her; 60 Prozent von ihnen sitzen in einem Auto. Um das Umsteigen auf die Bahn zu fördern, hat sich der Regionalverband nun entschlossen, das bestehende Park-and- ride-Netz ins 21. Jahrhundert zu katapultieren. In einem 200 000 Euro teuren Modellprojekt werden 15 Park-and-ride-Anlagen im Umkreis der Schwaben-Metropole mit Sensoren ausgestattet. So können Autofahrer schon zu Hause sehen, welche der an der S-Bahn gelegenen Parkplätze belegt sind und welche nicht - unnötiger Parksuchverkehr soll entfallen.

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