Das Hamburger Publikum ist zurzeit leicht zu erfreuen, am Samstagabend jedenfalls reckten die Menschen dort trotz eines spät entrissenen Erfolgs über den FC Bayern die Arme hoch, als bedeute dieser Punktgewinn die direkte Europa-League-Qualifikation. Derart vergnügt sind sie im kühlen Norden gewesen, dass sie die Münchner gar mit einer Liedzeile verabschiedeten, die bisher exklusiv Leverkusenern und Schalkern vorbehalten war: "Ihr werdet nie deutscher Meister!"
Die Fußballgötter:Bittere Kälte
Die klirrende Kälte in den Bundesligastadien trifft alle Klubs und ihre Spieler. Ein besonderer Blick lohnt sich jedoch bei Bayer Leverkusen.
Das vor der Saison Undenkbare ist nach nur drei Spieltagen der Rückserie ein wenig wahrscheinlicher geworden: Deutscher Meister wird erneut der BVB. So weit ist es aber noch lange nicht, auch in die erste Saisonhälfte waren die Münchner holprig - mit einem 0:1 gegen Mönchengladbach - gestartet. Über die souverän bewältigte Champions- League-Vorrunde jedoch schien sich das bayerische Fußballimperium dorthin zu entwickeln, wo es sich sieht: Vom (immer noch) möglichen Titel-Hattrick wurde fabuliert.
Auch von einer vorzeitigen Vertragsverlängerung von Heynckes war kurz die Rede, aber für den Routinier vom Niederrhein war das nie ein Thema. Er ist ein lebenserfahrener Mann, bei Real haben sie ihn einmal trotz des Gewinns der europäischen Krone verabschiedet. Er kennt die Kurzlebigkeit des Geschäfts, er kennt die Stimmungswellen. Einfach wird diese Rückserie nicht, dass ist nach dem Stotterstart (Niederlage, Heimsieg, Remis) klar. Dortmund ist verbeigezogen, es bahnt sich ein Duell an, und in dem geht es um mehr als nur die nationale Rangfolge zum Saisonende. Nicht nur Leverkusens Trainer Dutt hat darauf hingewiesen, als er feststellte, die Dortmunder Borussen etablierten gerade einen neuen Fußball.
Klopps Mannschaft kopiert jetzt den eigenen Energiefußball, mit dem sie 2011 zum Titel stürmte. Nur für diese Idee werden in Dortmund Spieler ausgesucht. In München dagegen ist die Fortentwicklung des van-Gaal-Stils ins Stocken geraten, die Transfers stehen derzeit für Schwachpunkte, sogar der teure Torwart Neuer greift mal daneben.
Zudem muss sich Heynckes zu klaren Entscheidungen durchringen, etwa bei der Besetzung seines Mittelfeldes. Und Franck Ribérys jüngste Kritik an der dünn besetzten Bank sowie der Hinweis von Vorstand Rummenigge, der Trainer habe ausdrücklich keine Winterzugänge gewünscht, waren Hinweise auf die Münchner Gefühlslage. Sie ahnen es: Diese Borussia wird ihnen auf Jahre in einem interessanten Kulturkampf als Rivale erhalten bleiben.