8. Spieltag der Bundesliga:Werder Bremen überrennt Gladbach

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Mönchengladbach verliert 0:4 in Bremen und ist nun seit 25 Jahren ohne Sieg an der Weser. Frankfurt an Bayern dran - mit einem souveränen 3:1 gegen Hannover halten die Hessen den Abstand auf die Münchner bei fünf Punkten. Leverkusen rettet einen Punkt in Mainz. Wolfsburgs Felix Magath bangt trotz des Sturzes auf den letzten Tabellenplatz nicht um seinen Job.

Es geht bergauf bei Werder Bremen: Torschütze Nils Petersen weist die Richtung. (Foto: dpa)

Werder Bremen hat Borussia Mönchengladbach zu Hause wieder einmal in die Schranken gewiesen und mit 4:0 (2:0) besiegt. Damit ist die Fohlen-Elf seit 25 Jahren an der Weser ohne Erfolg - keines der letzten 22 Bundesliga-Spiele konnte sie gewinnen. Länger wartet kein Bundesligist auf einen Erfolg bei einem Konkurrenten.

Bayern-Leihgabe Nils Petersen (37.) brachte die Hanseaten am Samstag in Führung, Marko Arnautovic (45.), Niklas Füllkrug (76.) und Zlatko Junuzovic (86.) vollendeten zum ungefährdeten Sieg vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion.

Für den verletzten Clemens Fritz (Adduktorenprobleme) begann Lukas Schmitz, der schon nach eineinhalb Minuten Gladbachs Torhüter Marc-André ter Stegen mit einem als Flanke gedachten Ball von der linken Außenbahn prüfte. Für den vom Länderspiel mit Österreich angeschlagen zurückgekehrten Sebastian Prödl stand Assani Lukimya in der Startelf, die zwei Wochen nach dem 1:3 im Auswärtsspiel in Augsburg eine Reaktion zeigte und offensiv begann. Im Abschluss mangelte es den Bremern zunächst allerdings an Mut. Erst eine Standardsituation brachte die Führung durch Petersen, der einen Eckball von de Bruyne einköpfte.

Im Selbstbewusstsein gestärkt, versuchte sich auch Zlatko Junuzovic (40.) mit einem Solo im Strafraum, wurde aber von ter Stegen gestoppt. Kurz vor dem Pausenpfiff spielte Aaron Hunt bei einem schnellen Konter einen Pass in die Spitze, Arnautovic spitzelte den Ball über den herauslaufenden ter Stegen ins Tor.

Die Gäste, bei denen Patrick Herrmann wegen einer Oberschenkelzerrung erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, begannen wie beim 2:0 gegen Eintracht Frankfurt mit Lukas Rupp auf rechts. Doch in der ersten Viertelstunde waren von der Elf von Lucien Favre keine Bemühungen in der gegnerischen Hälfte zu sehen. Nach 18 Minuten gab Granit Xhaka lediglich einen Warnschuss auf das von Sebastian Mielitz gehütete Tor ab. Gefährlich wurde die Fohlen-Elf durch eine Ecke von Juan Arango und einer Volley-Abnahme von Nordtveit gegen die Latte. Mielitz war zur Stelle, als Arango (57.) sich noch einmal gegen die drohende Niederlage zu stemmen versuchte. Völlig verunsichert gab sich die Gladbacher Defensive, als Arnautovic unbedrängt auf den gerade eingewechselten und ungedeckten Füllkrug passen konnte. Kurz vor Schluss stellte Junuzovic dann mit einem Rechtsschuss den Endstand her.

Eintracht Frankfurt bleibt der stärkste Verfolger des FC Bayern München. Die Hessen gewannen ihr Heimspiel gegen Hannover 96 mit 3:1 (2:1), die Tore für den Aufsteiger schossen Karim Matmour (5.), Sebastian Jung (18.) und Alex Meier (83.). Für die Niedersachsen erzielte Mohammed Abdellaoue (43.) zwischenzeitlich den Anschlusstreffer.

Kollektive Freude nach dem sechsten Saisonsieg: Die Mannschaft von Eintracht Frankfurt feiert mit ihren Fans.  (Foto: dapd)

Frankfurt schaffte den sechsten Saisonsieg und steht seit dem zweiten Spieltag ununterbrochen auf dem zweiten Tabellenplatz. Am Ende des Spiels sagen die Fans: "Deutscher Meister wird nur die SGE!" Kapitän Pirmin Schwegler sagte: "Es war eine sehr gute Mannschaftsleistung von uns. Wir sind sehr hohes Tempo gegangen und haben uns auf dem Platz immer wieder gegenseitig angefeuert und abgeklatscht. Wir wussten: Wenn wir dieses Spiel gewinnen, bleiben wir lange da oben."

96-Trainer Mirko Slomka, der bis dahin keines seiner Spiele gegen Frankfurt verloren hatte, brachte Abdellaoue für Artur Sobiech. Bei der Eintracht kehrte Carlos Zambrano zurück in die Startelf. Der 23 Jahre alte Innenverteidiger hatte noch vor drei Tagen mit Peru in der WM-Qualifikation gegen Paraguay (0:1) gespielt. Im Angriff brachte Veh Matmour für Olivier Occean. Dieser Wechsel machte sich bereits nach fünf Minuten bezahlt. Linksverteidiger Bastian Oczipka flankte in die Mitte und Matmour köpfte den Ball über die Linie - ideales Startelfdebüt für den 27 Jahre alten Mittelfeldspieler.

Jung mit Tor im 100. Spiel für die Eintracht

Nun auf dem letzten Tabellenplatz: Der VfL Wolfsburg. (Foto: dpa)

Von Beginn an agierten beide Mannschaften mit hohem Tempo. Hannover erarbeitete sich in der 13. Minute die erste Ecke. Kurz ausgeführt landete der Ball bei Szabolcs Huszti, der in den Strafraum dribbelte und nach einem Zweikampf mit Takashi Inui zu Boden ging. Den von Huszti geforderten Elfmeter gab Schiedsrichter Christian Dingert nicht, zeigte dagegen die Gelbe Karte wegen einer Schwalbe (15.). Frankfurt erspielte sich viele Chancen, begünstigt von Stellungsfehlern und zögerlichem Zweikampfverhalten von Hannovers Hintermannschaft. In der 18. Minute brachte eine Kombination über Oczipka, Inui und Stefan Aigner den Ball zu Jung. Der 22 Jahre alte Juniorennationalspieler zog aus spitzem Winkel ab und vollendete in seinem 100. Pflichtspiel für die Eintracht zum 2:0.

Slomka musste frühzeitig umdenken und entschied sich bereits in der 30. Minute zum ersten Wechsel. Für Jan Schlaudraff kam Artur Sobiech ins Spiel. Beide Mannschaften setzten weiter auf Angriff, die Defensive schien in beiderseitigem Einvernehmen und zugunsten der 50.500 Zuschauer in der Frankfurter Arena abgeschafft. Eintracht-Torwart Kevin Trapp klärte in der 41. Minute einen Kopfball von Mario Eggimann. Zwei Minuten später erzielte Abdellaoue nach Pass von Lars Stindl den Anschlusstreffer

Zieler wirkt mehrmals unsicher

Nach dem Seitenwechsel kam Hannover zu einer Reihe von Standardsituationen, die jedoch ungenutzt blieben. Frankfurt setzte die Gäste mit Kontern unter Druck, die aber weder Oczipka (56.) noch Aigner (58.) zum Ausbau der Führung nutzen konnten. Bei Standardsituationen der Eintracht wirkte 96-Torwart Ron-Robert Zieler mehrere Male unsicher. Die Entscheidung brachte Alex Meier per Kopf zum 3:1 wenige Minuten vor dem Ende.

Mit dem 2:2 (1:0) gegen den FSV Mainz 05 ist Bayer Leverkusen die Generalprobe für den Europa-League-Auftritt bei Rapid Wien nicht gelückt. Vor 28.077 Zuschauern in der BayArena sah Mainz durch den Ungarn Adam Szalai mit seinem vierten Saisontreffer in der 58. Minute und den ehemaligen Bayer-Profi Marcel Risse (76.) schon wie der Sieger aus. Gonzalo Castro (87.) rettete Bayer den Zähler.

Stefan Kießling hatte Bayer mit seinem fünften Saisontor (43.) in Führung gebracht. Im Spiel des Tabellensechsten gegen die neuntplatzierten Mainzer übernahmen die Rheinländer nach zuletzt vier Partien ohne Niederlage sofort die Initiative und drängten die Gäste in deren Hälfte fest. Offensiv tat sich beim FSV zu wenig. Zwangsläufig ergaben sich Bayer-Chancen wie bei Michal Kadlecs Kopfball (10.), André Schürrles Freistoß von der Strafraumgrenze (21.) oder seine Doppel-Möglichkeit in der 27. Minute: Zunächst scheiterte er an Christian Wetklo und schoss Sekunden später im Liegen vorbei.

Ein angezirkelter Versuch des Österreichers Andreas Ivanschitz sorgte in der 33. Minute für Gefahr auf der Gegenseite. Zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff gelang Kießling per Kopf die verdiente Führung, allerdings tatkräftig unterstützt von Wetklo, der den Ball über die Linie bugsierte. Der FSV-Keeper beschwerte sich bei Schiedsrichter Peter Sippel heftig; das Spielgerät indes war in vollem Umfang über die Linie gerollt.

Der FSV, für den der Däne Bo Svensson erstmals nach seinem im Dezember 2011 erlittenen Kreuzbandriss wieder dabei war, wurde nach dem Wechsel mutiger: Ivanschitz' Zwölf-Meter-Schuss wurde von Simon Rolfes noch zur Ecke geblockt (49.). Bei Szalais überraschendem Ausgleichstreffer war Bayer-Keeper Bernd Leno ebenso machtlos wie eine Viertelstunde vor dem Abpfiff bei Risses 1:2. Ivanschitz (86.) verschenkte Mainz' dritten Treffer. Kurz danach traf Castro zum Ausgleich.

Wolfsburg ist Tabellenletzter

Der VfL Wolfsburg bleibt nach einem 0:2 (0:1) gegen den SC Freiburg weiter im freien Fall. Daniel Caligiuri traf in der 40. Spielminute per Foulelfmeter für die Gäste aus dem Breisgau, Julian Schuster (84.) machte alles klar. Trainer Felix Magath rechnet trotz der vierten Niederlage in Serie nicht mit Konsequenzen für sich. "Ich bin sicher, dass mir der Aufsichtsrat diese Rückendeckung gibt. Da zweifel' ich auch nach so einem Tag oder Ergebnis nicht dran", sagte Magath

Nach zuletzt 0:10 Toren und null Punkten aus vier Spielen ist der Meister von 2009 nun Tabellenletzter. Gegen den Wolfsburger Trainer, Manager und Geschäftsführer hatte es am Samstag Pfiffe und zahlreiche "Magath-raus"-Rufe gegeben. "Die Reaktion der Fans war natürlich und richtig", befand Magath. Der Vorstandsvorsitzende der VfL-Mutter Volkswagen, Martin Winterkorn, hatte das Stadion nach der dritten Niederlage im vierten Saison-Heimspiel kommentarlos verlassen. Trotz der sportlichen Krise des selbst ernannten Europapokal-Aspiranten hatte der von VW dominierte Aufsichtsrat vor dem Freiburg-Spiel Magath demonstrativ gestärkt und die Mannschaft in die Pflicht genommen. Gleichzeitig wurde indes die Wichtigkeit des Spiels gegen Freiburg herausgestellt. Auch Magath hatte "ohne Wenn und Aber" einen Sieg gefordert.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/sid/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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