Europa League, 2. Spieltag:Die Krux mit dem Killerinstinkt

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Dortmund erspielt sich gegen Sevilla selbst in Unterzahl viele Großchancen, doch am Ende gewinnen die Spanier mit 1:0. Für den VfB Stuttgart läuft es beim dänischen Klub Odense BK deutlich besser, während Leverkusen beim Titelverteidiger punktet.

Die Himmelsstürmer von Borussia Dortmund haben auf der Europacup-Bühne einen bitteren Rückschlag erlitten. Trotz einen erneut starken Vorstellung mussten sich die Westfalen nach sieben Pflichtspielsiegen in Folge im zweiten Auftritt der Europa League dem FC Sevilla unglücklich mit 0:1 (0:1) geschlagen geben. Drei Tage vor dem Bundesliga-Hit am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und Liga total! live) gegen Bayern München besiegelte ein Treffer von Luca Cigarini (45.+2) die Niederlage des BVB in einer hektischen Begegnung, in der Marcel Schmelzer zu allem Überfluss wegen einer angeblichen Schwalbe in der 49. Minute die Gelb-Rote Karte gesehen hatte.

Selbst nach dem Platzverweis gegen Marcell Schmeltzer (li.) kam der BVB gegen Sevilla zu vielen Gelegenheiten - nur ein Tor fehlte. (Foto: dpa)

Die insgesamt enttäuschenden Spanier stellten mit dem einzigen gefährlichen Angriff vor 49.100 Zuschauern den Spielverlauf buchstäblich auf den Kopf. Dennoch zeigte sich der Bundesliga-Zweite bestens grüstet für die kommenden Aufgaben in der Meisterschaft. In der Europa League stehen die Borussen im Heimspiel gegen Paris St. Germain am 21. Oktober allerdings jetzt unter Zugzwang. Mit dem Rückenwind der Siegesserie in der Bundesliga begann der BVB äußerst selbstbewusst und setzte den UEFA-Cup-Sieger von 2006 und 2007 von Beginn an unter Druck.

Sevillas neuer Trainer Gregorio Manzano, erst am Montag für Antonio Alvarez verpflichtet, hatte vor dem Spiel großen Respekt vor den Dortmunder Himmelstürmern gezeigt, seine Mannschaft bemühte sich indes um ein offenes Spiel. Erst nach einer Viertelstunde tauchten die Spanier erstmals im Dortmunder Strafraum auf, ohne jedoch zunächst Angst und Schrecken zu verbreiten. Anders der BVB: Nach einer Flanke von Nuri Sahin verfehlte Lucas Barrios (23.) das Gehäuse der Gäste mit einem Kopfball nur knapp. Drei Minuten später zwang der Argentinier Sevillas Torhüter Andres Palop ebenfalls per Kopf zu einer Glanzparade, und kurz vor der Pause vergab Barrios auch seine dritte Chance zur Führung (42.). Palop reagierte erneut in Weltklassemanier.

Sevilla schwach, Dortmund am Drücker

Der Tabellensiebte der spanischen Primera Division offenbarte einige Schwächen in der Defesive und ließ den Westfalen viel Raum. Den nutzten die Gastgeber zu weiteren, teilweise sehenswert herausgespielten Angriffen. Die Dortmunder knüpften an die guten Vorstellungen der vergangenen Wochen nahtlos an, versäumten es jedoch, sich schon in der ersten Halbzeit zu belohnen. Im Gegenteil, denn der Schuss ging überraschend nach hinten Los. Nach einem Freistoß und einer zu kurzen Abwehr von Sven Bender war Cigarini im Nachschuss zum 0:1 erfolgreich. Nach dem Wechsel verstärkte der BVB den Angriffsdruck gegen weiterhin defensive Gäste, denen jedes Mittel recht war, um den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen.

Nach der umstrittenen Ampelkarte gegen Schmelzer drohte der englische Referee Michael Dean die Kontrolle zu verlieren und sorgte mit einigen fragwürdigen Entscheidungen auf beiden Seiten für unnötige Hektik. Auch in Unterzahl bemühte sich die Borussia um den Ausgleich. Es passte letztendlich zum Spiel der Dortmunder, dass Shinji Kagawa (69.) nur den Pfosten traf. Julien Escude klärte kurz vor dem Abpfiff noch einmal auf der eigenen Torlinie vor dem quirligen Japaner. Beste Dortmunder waren Sahin und Bender. Bei den Spaniern ragte einzig Torhüter Palop heraus, der seiner Mannschaft mit einigen Glanzparaden vor einem vorentscheidenden Rückstand bewahrte.

Europa League
:Stuttgart auf Kurs

Ein später Treffer von Martin Harnik beschert dem VfB Stuttgart den zweiten Sieg in der Europa League, während Borussia Dortmund gegen Sevilla das Toreschießen vergisst und Bayer Leverkusen ein Remis bei Atletico Madrid schafft.

des Spieltags

Ein herrlicher Heber von "Joker" Martin Harnik und ein schulmäßiger Kopfball von Zdravko Kuzmanovic haben dem krisengebeutelten VfB Stuttgart zumindest in der Europa League ein Erfolgserlebnis beschert. Matchwinner Harnik (86. Minute) und der serbische Mittelfeldspieler (72.) machten den am Ende verdienten 2:1 (0:0)-Arbeitssieg des Bundesliga-Schlusslichts beim dänischen Vizemeister Odense BK perfekt.

Zdravko Kuzmanovic (Mitte) erzielte den Führungstreffer für den VfB beim dänischen Klub Odense BK. (Foto: dpa)

Vor 8854 Zuschauern im Tre-Four Park hatte Andreas Johansson am Donnerstagabend für die harmlosen Dänen das zwischenzeitliche 1:1 (78.) erzielt. Doch die Mannschaft von VfB-Trainer Christian Gross kämpfte sich zurück und baute mit dem zweiten Sieg ihre Tabellenführung in der Gruppe H aus. Am Sonntag muss dann die Trendwende in der Bundesliga gelingen: Im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt steht der Tabellenletzte enorm unter Druck. "Da war sicher ein bisschen Glück dabei - aber manchmal gehen solche Ideen eben auch rein", kommentierte Siegtorschütze Harnik seine sensationelle Bogenlampe - 13 Minuten nach seiner Einwechslung. "Es war ein schwieriges Spiel für uns", gab der Angreifer zu. "Aber es ist gut für unseren Kopf und unser Selbstvertrauen, dass wir gewonnen haben. Das müssen wir am Sonntag in die Bundesliga mitnehmen."

Gross nahm gleich vier Veränderungen in der Startelf vor. Nationalspieler Christian Träsch bekam eine Verschnaufpause und saß nur auf der Bank. Seine Premiere im VfB-Trikot feierte vor 600 mitgereisten Fans Mamadou Bah, der französische Neuzugang von Racing Straßburg. Im Angriff musste Pavel Pogrebnjak für Ciprian Marica weichen. Odense trat zwei Wochen nach der 1:2-Auftaktniederlage gegen Getafe ohne seinen verletzten Kapitän Thomas Helveg, früher Profi in Mönchengladbach, an. Nach fünf Niederlagen in sechs Erstliga-Spielen wollten die Schwaben unbedingt die Wende - und das auf europäischer Bühne.

Doch vor der Pause lief nicht viel: Ein Schuss des emsigen Cacau aus gut 20 Metern (5.) war noch nicht der erhoffte Weckruf. Peter Utaka foulte Cristina Molinaro (10.) rüde, der Italiener im VfB-Trikot ging zu Boden. Mit übertriebener Härte wollte der dänische Vizemeister dem drangvollen VfB den Schneid abkaufen. Doch die Schwaben hielten bei heftigem Wind dagegen, agierten entschlossener und zielstrebiger. Die ersten guten Chancen hatte Serdar Tasci (12./16.), der nach einem Freistoß von Mauro Camoranesi beim Kopfball aber behindert wird und nicht hoch genug steigen kann.

Stuttgart macht das Spiel

Nach 25 Minuten standen schon sechs Torschüsse für den VfB zu Buche - der "Boldklub" kam erstmals in der 29. Minute nach einem Ballverlust von Bah gefährlich vor das Stuttgarter Tor. Keeper Sven Ulreich pariert den Schuss von Chris Sörensen mit den Fäusten. Danach wurden die Dänen mutiger, profitierten allerdings auch von der "Aufbauhilfe" der Gäste: Der VfB brachte die Mannschaft von Interimscoach Uffe Pedersen mit verlorenen Zweikämpfen und Fehlpässen neu ins Spiel. BK-Trainer Lars Olsen war nach dem schwachen Saisonauftakt zusammen mit Sportchef Kim Brink entlassen worden. Cacau musste sich die Bälle selbst holen, blieb dadurch im Angriff vor der Pause wirkungslos.

Nach Wiederanpfiff lag dann bei einer Dreifach-Chance von Cacau und Camoranesi innerhalb einer Minute (53./54.) die Führung in der Luft. Beim dritten Versuch rollte der Ball ins Tor - doch gleich zwei Stuttgarter standen knapp im Abseits. Die bis dato beste Chance vergab Nationalspieler Cacau freistehend aus acht Metern - BK-Keeper Roy Carroll verhinderte das 0:1 mit einer glänzenden Parade (65.). Harnik hatte bei seiner Latte-Pfosten- Doublette zunächst noch Pech (75.) - dann traf er aber doch noch.

Champions League, 2. Spieltag
:Eto'o phänomenal

Samuel Eto'o schießt Werder Bremen ab, Rafael van der Vaart vergibt erst einen Elfmeter, trifft dann und fliegt vom Platz, Rubin Kasan schafft beinahe die Sensation gegen den FC Barcelona.

alle Tore.

Ein unnötiges Foul von Routinier Sami Hyypiä hat Bayer Leverkusen um einen möglichen Sieg bei Europa-League-Sieger Atletico Madrid gebracht. Nach einer starken ersten Halbzeit musste sich der Fußball-Bundesligist am Donnerstag noch mit einem 1:1 (1:0) beim Titelverteidiger begnügen. Den von dem finnischen Abwehrchef an Fran Merida verursachten Foulelfmeter verwandelte Simao (51.) zum Ausgleich. Zuvor hatte Eren Derdiyok (39.) die lange dominierenden Leverkusener verdient in Führung gebracht. Trotz des verpassten Erfolges hat Leverkusen den ersten Härtetest auf europäischer Bühne seit zwei Jahren bestanden.

Durch das Remis blieben die ersatzgeschwächten Gäste auch im zweiten Spiel der Europa-League-Gruppenphase ungeschlagen und weisen nun in der Gruppe B vier Punkte auf. Dagegen steht Atletico bei nur einem Zähler mit dem Rücken zur Wand. Trainer Jupp Heynckes - lange Jahre als Coach in Spanien tätig - hatte Leverkusen für den Auftritt in seiner zweiten Heimat hervorragend eingestellt. Nach fünf Pflichtspielen ohne Niederlage trat Bayer zunächst selbstbewusst vor 35.000 Zuschauern im Stadion Vicente Calderon auf. Vom Fehlen der verletzten Michael Ballack, Stefan Kießling und Gonzalo Castro sowie Reanto Augusto, der kurzfristig mit einer Bänderdehnung im rechten Knie passen musste, war nichts zu merken.

Die Leverkusener bestimmten das Geschehen. Hinten ließen sie Atleticos gefürchteter Angriffsreihe um WM-Star Diego Forlan kaum Raum, vorn agierten sie ideenreich und kombinationssicher. Einer der auffälligsten Spieler: Eren Derdiyok. Der Schweizer (14.) versuchte es zunächst vergeblich mit einem Freistoß aus 24 Metern, kurz danach traf er (17.) nur das Außennetz. Sein Landsmann Tranquillo Barnetta (24.) verzog dann nach schönem Doppelpass mit einem Schuss von der Strafraumgrenze. Doch dann wurde Leverkusen endlich belohnt: Nach einem Eckball von Barnetta ging der Kopfball von Hyppiä zunächst an den Pfosten, den zurückprallenden Ball drückte Derdiyok über die Linie.

Hyypiäs Faux-Pas

Nach der Pause kamen die Gäste unter Druck. Atletico-Trainer Enrique Sanchez Flores ließ unter anderem seinen schwachen Star Forlan in der Kabine - und durfte sich schon bald bestätigt sehen. Der eingewechselte Fran Merida wurde von Hyypiä völlig unnötig im Strafraum gelegt. Beim anschließenden Foulelfmeter ließ Simao (51.) Bayer-Keeper Rene Adler keine Chance. Danach kam die Angriffsmaschine der "Rojiblancos" richtig in Schwung. Der neunmalige spanische Meister drängte, die Fehler in der Bayer-Abwehr häuften sich. Ex-HSV-Profi Tomas Ujfalusi (58.) prüfte Adler bei einer Flanke. Wenig später ließ José Antonio Reyes (67.) die größte Chance aus, als er frei stehend einen Kopfball verzog.

In der Folgezeit konnte sich Leverkusen wieder befreien, ohne aber an die starke Leistung und die Dominanz in Hälfte eins anzuknüpfen. Schwung brachte Patrick Helmes, der für den angeschlagenen Derdiyok in die Partie kam. Der Nationalspieler hatte auch die beste Tormöglichkeit bei einem Schuss von der Strafraumgrenze (76.). In der 87. Minute kam er bei einer Flanke mit dem Kopf zu spät. Doch der Siegtreffer sollte nicht mehr gelingen.

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