DGB-Chef Sommer zu WM-Baustellen:Katar behandelt Arbeiter "wie Sklaven"

Lesezeit: 1 min

Chef des deutschen und internationalen Gewerkschaftsbundes: Michael Sommer. (Foto: dpa)

Michael Sommer versucht, die Gewerkschafts-Reihen zu schließen: Der Chef des DGB ruft angesichts der Zustände auf den Baustellen der WM 2022 in Katar die internationalen Kollegen auf, Druck auf ihre Fußball-Verbände auszuüben. Die Kataris wehren sich.

Wie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung angekündigt, attackiert Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), den Fußball-Weltverband FIFA und den WM-Ausrichter Katar in aller Schärfe und fordert seine Kollegen auf, bei den nationalen Fußballverbänden Einfluss zu nehmen.

"Es kann nicht sein, dass die WM in einem Land stattfindet, das seine Arbeiter wie Sklaven behandelt. 2011 hat die FIFA die WM vorschnell nach Katar vergeben. Die Entscheidung wurde auf offenkundig fragwürdiger Basis getroffen", schrieb Sommer in einem Brief, der am Freitag an Gewerkschaftsverbände in den Ländern mit einem Sitz im FIFA-Exekutivkomitee ging. Dieses Schreiben liegt dem Sportinformationsdienst vor.

Der DGB-Chef verweist auf die Unterstützung von Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), und fordert seine Kollegen eindringlich zum Handeln auf. "Ich bitte sie, Kontakt zu ihrem nationalen Fußball-Verband aufzunehmen, um über diese unmenschlichen Bedingungen zu informieren und ein verstärktes Engagement anzustoßen, Katar diese WM zu entziehen, wenn nicht sofort wirkungsvolle Maßnahmen getroffen werden, die Ausbeutung zu beenden", schreibt der 61-Jährige.

Sommer erbittet von seinen Kollegen bis zum 25. November Bericht über die Reaktion der nationalen Fußball-Verbände - rechtzeitig zur Sitzung der FIFA-Exekutive am 4. und 5. Dezember in Brasilien.

Der Süddeutschen Zeitung hatte Sommer, in Personalunion Präsident des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB), gesagt: "Es wird weiterhin gequält und gestorben. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und ich haben nun verabredet, dass jeder seine Leute mobilisiert. Wir haben uns maximal sechs Wochen gegeben. Dann sichten wir die Ergebnisse unserer Aktion und gehen auf die FIFA los."

Das Organisationskomitee (OK) der Weltmeisterschaft in Katar wehrt sich nun gegen die Vorwürfe und sagte, es gebe auf den Baustellen erhebliche Fortschritte, die "in den Medienberichten jedoch nicht erwähnt werden".

Das OK verwies auf "viele positive Beispiele und Initiativen" von staatlicher Seite, aber auch von Unternehmen. "Wir wollen keinen Schnellschuss, der zerbröselt, wenn das Rampenlicht der Medien-Welt 2023 weiterwandert, sondern wir wollen nachhaltige Veränderungen, die das Leben der Gastarbeiter in Katar verbessern", teilte das WM-OK mit.

Es sei eine Arbeiter-Charta verabschiedet worden, die Entwicklung von "Standards, zu denen sich alle Vertragspartner bekennen müssen", stehe kurz vor dem Abschluss. Dabei stehe Katar in stetem Austausch mit Menschenrechtsorganisationen. Es sei "noch einiges zu tun".

© SID/SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: