Deutsche Elf in der Einzelkritik:Manuel Neuer, Retter einer ganzen Nation

Der deutsche Torwart lässt sich auch von einem fiesen Zusammenprall nicht schrecken, Mats Hummels widerlegt alle Kritiker und Mario Gomez trifft genau in dem Moment, als die deutschen Zuschauer die Einwechslung von Miroslav Klose fordern. Die DFB-Elf beim 1:0 zum EM-Auftakt gegen Portugal in der Einzelkritik.

Thomas Hummel

Deutsche Elf in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: REUTERS)

Der deutsche Torwart lässt sich auch von einem fiesen Zusammenprall nicht schrecken, Mats Hummels widerlegt alle Kritiker und Mario Gomez trifft genau in dem Moment, als die deutschen Zuschauer die Einwechslung von Miroslav Klose fordern. Die DFB-Elf beim 1:0 zum EM-Auftakt gegen Portugal in der Einzelkritik. Aus dem Stadion von Thomas Hummel Manuel Neuer: Ist in die Ukraine gekommen, um im Zweifel die Nation zu retten. Will ja der beste Torwart der Welt sein, als solcher aber braucht er bald mehr als viele zweite Plätze. War schon beim Aufwärmen angespannt, konzentriert, fast in sich gekehrt. Konnte sich kaum bei den Fans für die Ovationen bedanken. Sah bald das gestreckte Bein von Helder Postiga auf sich zufliegen, sprang hoch konzentriert vor dem Zusammenstoß ab. Blickte Pepes Wembley-Bloemfontein-Schuss hochkonzentriert an die Latte und auf die Torlinie. Rettete drei Minuten vor Schluss die Nation alleine gegen Varela.

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Jérome Boateng

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(Foto: AFP)

Jérome Boateng: In die EM zu gehen mit der Gewissheit, heute vielleicht der wichtigste Mannschaftsteil zu sein, kann eine Last sein. Doch die Blicke richteten sich gleich dreifach auf Jérome Boateng: Erstens besetzt er die Problemposition der Nicht-Lahm-Außenverteidigung, zweitens hieß sein Gegenspieler Cristiano Ronaldo und drittens bekam er wegen seiner Freizeitgestaltung mit einer halbprominenten Dame zuletzt einen veritablen Anschiss vom Bundestrainer. Erhielt bald wieder Anweisungen von Löw, nachdem er Ronaldo einmal nicht am Dribbling und Übersteigern hindern konnte. Erfüllte die Aufgabe Ronaldo-Stoppen aber meist vorbildlich. Erst am Ende mit Problemen, aber wer hätte das nicht, wenn Ronaldo Tempo aufnimmt?

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Mats Hummels

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(Foto: dpa)

Mats Hummels: Niemand in Fußballdeutschland rechnete noch mit dem Dortmunder. Erstens, weil er Dortmunder ist und zweitens, weil Per Mertesacker trotz langer Verletzung als gesetzt galt. Doch getäuscht, der vermeintlich beste Verteidiger der Bundesliga begann die EM auf dem Platz. Widerlegte sogleich alle Kritiker: Spielte seine beste erste Halbzeit in der Nationalmannschaft, gewann hinten jeden Zweikampf, spielte schlaue Pässe nach vorne. Ließ in der zweiten Halbzeit etwas nach, was aber sein Nebenmann auffing (Siehe Badstuber).

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Holger Badstuber

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(Foto: AFP)

Holger Badstuber: Chef will er nicht genannt werden, dabei ist der Münchner die Konstante in der deutschen Defensive. War im Zweikampf der bekannt unbequeme, kantige Gegenspieler für die Portugiesen, holte sich dann aber eine berechtigte gelbe Karte gegen Nani ab, auch wenn die deutschen Zuschauer noch so laut protestierten. Wirkte zunächst ordentlich im Schatten von Hummels, übernahm dann aber, naja, die Chefrolle. Musste vor allem seinem Nebenmann Philipp Lahm immer wieder aushelfen.

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Philipp Lahm

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(Foto: Getty Images)

Philipp Lahm: Kommt Boateng zurecht mit Ronaldo? Das war die Frage vor diesem Spiel, dabei hatte Philipp Lahm auf der linken Seite einen kaum weniger talentierten Gegenspieler: Nani dribbelt und wirbelt bei Manchester United. Bildete mit dem fünf Zentimeter größeren Portugiesen ein Dribbel- und Wuselpaar auf der Seite, das sich gegenseitig ausschaltete. Blieb auch bei den Papier-Kugel-Treffern von der Tribüne gegen Nani neutral. Der neutralste Philipp Lahm, seit er einst im Februar von links auf rechts gewechselt war. Verlor zunehmend die Orientierung und machte eines seiner schwächsten Spiele überhaupt.

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Sami Khedira

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(Foto: dpa)

Sami Khedira: Bundestrainer Löw wurde kürzlich mal gefragt, ob er der Einschätzung zustimme, dass Sami Khedira Fußball spielen könne. Löw musste lachen, fast spöttisch. "Der hat sich bei Real Madrid durchgesetzt, also wenn der nicht Fußballspielen kann!" Zeigte auch in Lemberg, dass er Fußballspielen kann. Lebenswichtiges Bindeglied zwischen Abwehr und Offensive, praktisch alle guten deutschen Angriffe liefen über ihn. Folgerichtig auch das 1:0, als seine abgefälschte Flanke bei Mario Gomez landete.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: Getty Images)

Bastian Schweinsteiger: Wenn es eine Wade der Nation gab (und es muss vor einem Turnier immer eine geben), dann war es diesmal eine von Bastian Schweinsteiger. Musste sich lange von einem Tritt eines Chelsea-Spielers erholen. Hatte einen ganz schweren Stand im Mittelfeld gegen die Triple-Sechs der Portugiesen Raul Meireles, Miguel Veloso und Joao Moutinho und konnte sich nur selten durchsetzen. Bisweilen fiel Schweinsteiger gar mit Fehlpässen auf, die schnelle Gegenstöße einleiteten. Verrichtete nach Pause leise aber wirkungsvolle Dienste.

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Thomas Müller

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(Foto: dpa)

Thomas Müller: Wenn elf grimmige Portugiesen den eigenen Strafraum verteidigen, dann braucht man einen Thomas Müller. Einen guten Thomas Müller, der einen freien Raum sieht, den selbst 32.000 Zuschauer niemals dort entdeckt hätten. Zunächst fand aber auch Müller nicht das kleinste Weglein zum gegnerischen Tor. Nach 40 Minuten näherte er sich seinem Raumsucher-Auftrag an, verzog aber vor dem Tor. Flankte von rechts so häufig als hätte er eine Pferdehufe, traf aber nie einen Mitspieler.

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Mesut Özil

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(Foto: REUTERS)

Mesut Özil: Wenn elf grimmige Portugiesen den eigenen Strafraum verteidigen, dann braucht man einen Mesut Özil. Einen guten Mesut Özil, der auf drei Grashalmen den entscheidenden Pass spielt, das einzige Löchlein zwischen all den Beinen erkennt. Vor der Pause höchsten mittelprächtig gut, die grimmigen Portugiesen setzten ihm ordentlich zu. Versuchte bisweilen mit einem Lupfer über zwei Knie das Spiel zu öffnen, überforderte dabei aber sein eigenes Koordinationsvermögen. Versuchte es weiter mit Durchstecken, Durchlupfen, Durchzwirbeln. Ließ sich darin niemals entmutigen und verhalf der DFB-Elf gerade in der zweiten Halbzeit wieder zu einem Übergewicht.

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Lukas Podolski

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(Foto: dpa)

Lukas Podolski: Knallte beim Aufwärmen fulminant den Ball in die deutschen Zuschauer. Bolzte da schon so viel wie kein andere, als ginge es darum, den EM-Pokal in den kommenden drei Wochen allein herbeizuschießen. Bolzte dann aber kurios umher, mit dem Außenrist, mit dem Fuß in Augenhöhe, dann aus guter Position in die portugiesischen Zuschauer (30.). Ballerte nach der Pause munter weiter, setzte sonst aber keinen Akzent, um die Portugiesen aushebeln zu können.

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Mario Gomez

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(Foto: AFP)

Mario Gomez: Nun war es also soweit: Mario Gomez rückte von der aussichtslosen zweiten Stürmerreihe hinter Miroslav Klose auf die große EM-Bühne. Weil Klose nach seiner Verletzung offenbar noch nicht auf der Höhe war, entschied sich Löw völlig unterwartet für den Bayern-Mittelstürmer. Köpfte nach 80 Sekunden gefährlich aufs Tor - danach aber nicht mehr gesehen. Verschwand im Abwehr-Dickicht der Portugiesen wie einst im Dickicht des FC Chelsea. Als die Zuschauer schon Miroslav Klose forderten und der Kontrahent zum Wechsel an der Seitenlinie stand, fiel ihm eine abgefälschte Flanke auf den Kopf - und Mario Gomez köpfte so selbstverständlich ein, als hätte er schon 120 Länderspiele. Erhielt stehenden Applaus, als wenig später ging.

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Miroslav Klose

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(Foto: REUTERS)

Miroslav Klose: Der EM-Auftakt in Lemberg ohne Miroslav Klose? Eigentlich undenkbar. War aber doch denkbar. Löw entschied sich zum ersten Mal in seinem Trainerleben gegen einen fitten Klose im Angriff. Als er schon bereitstand, jubelte er über Gomez' Tor. Kam für die letzten zehn Minuten.

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Toni Kroos

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(Foto: dpa)

Toni Kroos: Kam kurz vor Schluss, um mitzuhelfen. das 1:0 über die Zeit zu bringen. Das gelang.

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