Bundesliga, 18. Spieltag:VfB schockt Hoeneß

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Starke Stuttgarter dominieren Wolfsburg, allein Dzeko hält dagegen. Hertha BSC rauscht in Hannover zum zweiten Saisonsieg, Leverkusen holt FC Bayern von der Spitze.

Spieltag im Überblick

Der deutsche Fußball-Meister VfL Wolfsburg hat auch unter dem neuen Geschäftsführer Dieter Hoeneß seine Talfahrt fortgesetzt und für eine bittere Rückkehr seines Trainers Armin Veh nach Stuttgart gesorgt. Die Niedersachsen unterlagen beim VfB Stuttgart nach einer schwachen Leistung mit 1:3 (0:1) und blieben damit auch das sechste Spiel in Folge ohne Sieg.

Ein Russe, der plötzlich trifft: Pawel Pogrebnjak beim VfB Stuttgart. (Foto: Foto: ddp)

Während der Druck auf Veh, der im November 2008 in Stuttgart entlassen wurde, immer größer wird, konnte der VfB unter dem neuen Trainer Christian Gross seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Die Schwaben landeten im vierten Pflichtspiel seit Amtsantritt des Schweizers am 7. Dezember 2009 bereits den dritten Sieg bei einem Remis. Für die abstiegsbedrohten Gastgeber war es ein weiterer Schritt nach vorne.

Der überlegene VfB war vor 37.000 Zuschauern durch Roberto Hilbert (28.) in Führung gegangen, Pawel Pogrebnjak (58.) erzielte das 2:0. Allein Torjäger Edin Dzeko bewies wieder einmal seine Extra-Klasse und schlenzte den Ball gekonnt aus 20 Metern zum 1:2 ins Tor (66.). Danach entwickelte der VfL erstmals Druck und wehrte sich gegen die Niederlage, fünf Minuten vor Schluss bot sich die riesige Chance auf den Ausgleich. Dzeko setzte den Ball zunächst an den Pfosten, von dort prallte der Ball direkt vor die Füße von Grafite, der allerdings so überrascht war, dass er über das leere Tor schoss. Kurz darauf beendete Timo Gebhart (87.) ein etwas wildes Dribbling mit dem 3:1. (87.).

"Die erste Halbzeit war wirklich zu wenig, vielleicht haben die Spieler eine Halbzeit gebraucht, um wieder in den Rhythmus zu kommen", sagte Dieter Hoeneß nach dem Spiel bei Sky. Da die Wolfsburger Abwehr in Stuttgart wieder einmal viele Schwächen zeigte, kündigte er nochmals an, bei einer sich bietenden Gelegenheit "auf dem Markt" bis zum 31. Januar noch einen Abwehrspieler zu holen.

Zuvor hatte sich Bayer Leverkusen die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga zurückerobert und dem FC Bayern diese Spitzenposition nur für 19 Stunden überlassen. Mit dem 4:2 zum Rückrundenstart gegen den FSV Mainz 05 verdrängte das Team von Jupp Heynckes den deutschen Rekordmeister am Samstag wieder von Platz eins. Vorerst auf den dritten Rang verbesserte sich der Hamburger SV, der Aufsteiger SC Freiburg am 18. Spieltag mit 2:0 bezwang. Mit einem Sieg an diesem Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg kann der FC Schalke 04 aber Platz zwei der Liga wieder zurückerobern.

Hertha BSC Berlin hat indessen das ersehnte Hoffnungszeichen beim Rückrundenstart gesetzt. Die Berliner gewannen bei Hannover 96 mit 3:0 (2:0), bleiben allerdings weiter Tabellenletzter. Beim zweiten Sieg im 18. Spiel der Saison schossen Lukasz Piszczek (30.), Raffael (33.) und Theofanis Gekas (81.) die Tore für das fast hoffnungslos zurückliegende Team aus der Hauptstadt. Die schwachen Hannoveraner halfen den Berlinern vor 28.712 Zuschauern mit einer erschreckend harmlosen Vorstellung und rutschten nach dem siebten sieglosen Spiel in Serie weiter an die Abstiegszone heran.

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Die Hertha nutzte die eklatante Schwäche der Gastgeber aus. Sie agierte forsch und selbstbewusst. Schon in der ersten Viertelstunde hatten die Berliner, die ihren bisher einzigen Sieg am 8. August 2009 auch gegen Hannover (1:0) geholt hatten, mehr Ballbesitz. Als die Gastgeber das Spiel offensiver zu gestalten versuchten, nutzten die Herthaner zwei Fehler in der 96-Defensive zu einem Doppelschlag. Zunächst schoss der völlig ungedeckte Piszczek nach einer Ecke aus dem Hinterhalt ins Tor.

Anschließend traf Raffael, nachdem Hannovers Torhüter Florian Fromlowitz die Berliner mit einem Fehlpass in Ballbesitz gebracht und Ramos Vasquez die Vorlage gegeben hatte. Nach dem Wechsel zogen sich die Berliner etwas zurück, gerieten aber nicht in Verlegenheit und schafften durch Gekas das dritte Tor. Den vierten Treffer vergab Cicero kurz danach bei einem Foulelfmeter (84.), als er an Fromlowitz scheiterte.

Die seit dem Tod von Robert Enke sieglosen Hannoveraner spielten mutlos. Schon früh überließen sie den Gästen den Platz. Das Aufbauspiel war schwach. Arnold Bruggink, der als Regisseur eingeplante Niederländer, konnte sich nicht durchsetzen und keine Akzente setzen. Die neu formierte Abwehr der Gastgeber hatte daher mehr zu tun als geplant. Neuzugang Jan Durica für den ins Mittelfeld aufgerückten Christian Schulz und Mario Eggimann, der für den beim Afrika-Cup spielenden Tunesier Karim Haggui auflief, mussten in der Abwehrzentrale immer wieder Fehler ihrer Vorderleute auszubügeln. Während Eggimann meist unsicher agierte, deutete der von Lok Moskau geholte Durica an, dass er eine Verstärkung sein könnte, verursachte aber den Elfmeter.

Unbeeindruckt vom frühen Rückstand setzte Bayer Leverkusen seine Erfolgsserie fort und überstand auch die 18. Saisonpartie unbeschadet. Michal Kadlec (15.), Tranquillo Barnetta (19.) und Bayern-Leihgabe Toni Kroos (30.) erzielten gegen Mainz die Treffer für die Werkself, die durch Tim Hooglands sechsten Saisontreffer (8.) in Rückstand geraten war. "Die Mannschaft hat eine überragende Reaktion gezeigt", lobte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler die Moral seiner Elf, die es nach der Halbzeit ruhiger angehen ließ und nach dem Anschlusstor von Nico Bungert (67.) durch Eren Derdiyok (88.) den Schlusspunkt setzte.

Leverkusens Coach Jupp Heynckes hatte zunächst auf die Rückkehr der wiedergenesenen Leistungsträger Simon Rolfes, Renato Augusto und Patrick Helmes verzichtet. Stattdessen setzte er auf die Erfolgsformation der letzten Hinrundenspiele. Mit einer Ausnahme: Für den verletzten Gonzalo Castro (Jochbeinbruch) kam nach langer Verletzungspause Kadlec auf die linke Verteidigerposition.

Der Tscheche feierte mit seinem Treffer zum 1:1 einen Einstand nach Maß. Kurz zuvor hatte Hoogland die Gäste mit einem Abstaubertor in Führung gebracht: Nachdem Bayer-Torwart René Adler einen Freistoß von Andreas Ivanschitz nur an den Pfosten lenken konnte, war Hoogland zur Stelle. Der Treffer der Mainzer hatte die noch im leichten Winterschlaf schlummernden Leverkusener aufgeweckt und ihre Spielfreude entfacht. Als Barnetta nach genialem Zuspiel von Nationalstürmer Stefan Kießling zum 2:1 traf, war der Bann gebrochen. Beim zweiten Gegentreffer machte 05-Keeper Heinz Müller keine gute Figur. Für das 3:1 sorgte nach einer halben Stunde Kroos, dem ein verunglückter Kopfball von Kießling vor die Füße sprang. Aus sechs Metern erzielte die Bayern-Leihgabe den siebten Saisontreffer.

Als dann Bungert (67.) den Anschlusstreffer erzielte, schlug Bayer postwedend mit zwei Großchancen zurück durch einen Kopfball durch Derdiyok an den Innenpfosten (69.) und Arturo Vidal (70.), dessen Schuss aus 30 Metern der zu weit vor dem Tor postierte Müller gerade noch mit den Fingerspitzen über die Latte bugsierte. Die Mainzer machten in der Endphase zwar noch Druck. Doch Bayer gelang zwei Minuten vor dem Abpfiff das 4:2 durch Derdiyok.

Allen Verletzungssorgen zum Trotz startete der HSV mit dem erhofften 2:0-Sieg gegen Freiburg ins neue Jahr. Marcell Jansen (7.) und Mladen Petric (55.) nutzten zwei Abwehrfehler der Breisgauer zu Toren für die Hamburger, die zum fünften Mal nacheinander ungeschlagen blieben und ihren Platz in der Spitzengruppe festigten. Dagegen droht Werder Bremen den Anschluss an die vorderen Plätze zu verlieren. Die Hanseaten verloren bei Eintracht Frankfurt mit 0:1 und kassierten damit die dritte Niederlage in Serie. Marco Russ (57.) traf für die Hessen, die zum fünften Mal in Folge unbesiegt blieben.

Borussia Mönchengladbach wartet weiter auf den ersten Erfolg gegen den VfL Bochum seit September 1997. Mit 2:1 entführte die Revier-Elf am 18. Spieltag die Punkte aus dem Borussen-Park und machte in der Tabelle einen Sprung vom 16. auf den zwölften Platz. Stanislav Sestak (12.) und Zlatko Dedic (36.) machten den Erfolg für den vom ehemaligen Gladbacher Profi Heiko Herrlich betreuten VfL perfekt. Fabian Bäcker (80.) gelang nur noch das Anschlusstor für Gladbach.

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