US-Vorwahl:Jeb Bush über Trump: "Der Kerl braucht eine Therapie"

Jeb Bush in Bedford

Jeb Bush bei seinem Auftritt in einer Turnhalle in Bedford, New Hampshire

(Foto: AP)

In New Hampshire geht es für Floridas Ex-Gouverneur um alles. Sein Auftritt ist kämpferisch - und ziemlich witzig.

Von Matthias Kolb, Manchester

Bisher war Jeb Bushs Präsidentschaftskandidatur ein Desaster. 2,8 Prozent erhielt er in Iowa, was Platz 6 bedeutete. Dass Marco Rubio, sein Ziehsohn aus Florida, Dritter wurde und in fast allen Medien (auch in der SZ) zum eigentlichen Sieger und Top-Favoriten gekürt wurde, dürfte ihn noch mehr schmerzen als die vielen verpulverten Millionen. 5200 Dollar wurden in Iowa in jede Stimme investiert - eine absurd hohe Summe.

Doch in New Hampshire ist von mieser Stimmung weder bei Bush noch bei seinen Fans etwas zu spüren. 200 Leute mussten wieder nach Hause gehen, weil nur 700 Menschen in die Schulturnhalle in Bedford passen. "Wir brauchen niemand, der andere herabsetzt, um selbst besser auszusehen", ruft der 62-Jährige. Wenn jemand hier an Donald Trump denkt, dann stört dies Floridas Ex-Gouverneur sicher nicht. Er meint zwar US-Präsident Obama ("er hält gute Reden, aber akzeptiert keine anderen Meinungen"), doch für den Immobilien-Milliardär hat er eine andere Diagnose.

"Trump muss sich sehr unsicher fühlen"

"Ich bin kein Psychiater oder Psychologe, aber der Kerl braucht eine Therapie", sagt Jeb Bush in der Fragerunde über Trump, der in den Umfragen in New Hampshire bisher mit großem Abstand führt. Dieser müsse sich "sehr unsicher" fühlen weil er so viele Leute beleidigt und Witze über Leute mit Behinderung machen (Details hier), so Bush. Auch Ted Cruz bekommt einiges ab: "Flächenbombardements gegen den IS, das soll eine Strategie sein?" Der Texaner habe wohl nicht mitbekommen, wie effektiv die Bomben des US-Militärs sein.

An diesem Vormittag tritt Bush auf wie der favorisierte Kandidat, der er einst war. Jeb ist charmant, wenn er über Ehefrau Columba spricht ("die Liebe meines Lebens, die ich mit 17 getroffen habe") und verteidigt - für Republikaner-Verhältnisse - ausführlich seine Vorschläge. Helfer verteilen das 48-Seiten-Hochglanz-Magazin "Jeb's Plan for America", das laut Bush vielseitig einsetzbar sein: "Eine Mitarbeiterin von mir wurde von einem Hund angegriffen, als sie an Türen kloppfte. Sie hat mit dem Heft auf ihn eingeschlagen. Als der Hund das Heft zerfetzte, konnte sie weglaufen."

Wenige Stunden vor der nächsten TV-Debatte präsentiert sich Bush als Mann, der als Gouverneur genug Erfahrung gesammelt hat, um die USA zu regieren. Diese Botschaft kommt in New Hampshire, einem kleinen Staat an der Ostküste, gut an: Hier sind die Republikaner längst nicht so christlich-konservativ wie in Iowa und hier gibt es noch die immer seltener werdende Spezies der independents - also Wähler, die zwischen beiden Parteien schwanken.

Bushs größte Konkurrenten bei der Vorwahl am Dienstag sind dabei nicht Cruz und Trump: Er muss besser abschneiden als die Gouverneure Christ Christie und John Kasich - und muss versuchen, möglichst nah an Marco Rubio heranzukommen. Ein bisschen Medienkritik kann da nicht schaden. Auf jede Wortmeldung aus dem Publikum sagt er "eine sehr gute Frage" und versichert den etwa 700 Zuhörern, dass diese interessantere Dinge wissen wollten als die Journalisten: "Heute Abend in der Debatte werde ich wieder viele blöde Fragen hören. Aber vielleicht straft ABC mich Lügen."

Fast die ganze Familie hilft Jeb

Jeb Bush, Barbara Bush

Jeb Bush scherzt mit seiner Mutter Barbara während eines Auftritts in einer Schule in der Stadt Derry.

(Foto: AP)

Vor zwei Tagen war Jeb mit seiner 90 Jahre alten Mutter Barbara, die in ganz Amerika sehr verehrt wird, in New Hampshire unterwegs. In der Schulturnhalle in Bedford wirbt neben Ex-Bewerber Lindsey Graham ("Bernie und Hillary testen gerade, wie weit nach links sie rücken können") auch George P. Bush für seinen Vater: "Dad hasst es, zu verlieren. Er lässt auch seinen ältesten Sohn nie gewinnen - und er wird auch in diesem Rennen siegen."

Jebs Vater, der ehemalige Präsident George Bush, ist nicht in New Hampshire, doch der Kandidat redet gern über ihn. Heute sei der 105. Geburtstag von Ronald Reagan, erinnert der Ex-Gouverneur sein Publikum: "Reagan und mein Vater (er war damals Vizepräsident, d. Red.) haben die USA damals wieder aufgerichtet und Optimismus verbreitet." Genau dies sei wieder nötig.

Dass Jeb das dritte Mitglied des Bush-Clans ist, das ins Weiße Haus will, stört zumindest William Gannon nicht. "Wir mögen die Bushs hier in New Hampshire. Sie wissen, wie man bei Wahlen gewinnt", sagt der Abgeordnete des Regionalparlaments. Jeb selbst versichert einer jungen Frau, dass er dies nicht als Problem ansehe: "Diese Bush-Sache, die Leute müssen damit fertig werden."

In New Hampshire zeigt sich auch, wie viel Geld Jeb Bush und seine Unterstützer in den Wahlkampf pumpen: Um gute TV-Bilder zu liefern, stecken überall Schilder im Schnee. Helfer verteilen Sticker und mit "Vote Jeb" versehene Lippenpflegestifte. Und neben einigen Vorwahl-Touristen, die aus Europa und anderen Teilen der USA anreisen, stoßen Reporter auf viele Besucher, die aus Florida kommen - dort hat die "Jeb 2016"-Kampagne ihren Hauptsitz.

Ihr Chef betont, darauf zu hoffen, auch bei jungen Wählern gut anzukommen. Es gebe nur einen Kandidaten, der an den Universitäten besser vertreten sei als er: und das sei Bernie Sanders. "Es ist bemerkenswert, dass die jungen Leute ausgerechnet den ältesten Bewerber lieben", so Jeb Bush. Das liege wohl daran, dass der Senator aus Vermont "Optimismus" verbreite - also eine Stimmung, die gerade bei den konservativen Bewerbern sehr selten sei. Allerdings seien Sanders' Vorschläge viel zu liberal und zu teuer, schimpft Bush. Doch eines gesteht er - ganz staatsmännisch - dem "demokratischen Sozialisten" zu: Dessen Wahlkampfvideo "America" sei sehr gelungen.

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