US-Präsidentschaftswahl:Diese fünf Probleme plagen Jeb Bush

Jeb Bush Addresses LIBRE Initiative Forum In Nevada

Seine Präsidentschaftskandidatur läuft nicht wie geplant: Jeb Bush.

(Foto: AFP)
  • Vor der dritten TV-Debatte der US-Republikaner steht Jeb Bush unter Druck, das Publikum zu überzeugen.
  • Der einstige Topfavorit liegt in den Umfragen nur noch auf Platz fünf - er muss viele Probleme lösen.
  • Nicht nur Außenseiter wie Donald Trump überflügeln ihn: Seinen gefährlichsten Herausforderer hat Bush in Florida selbst gefördert.

Analyse von Matthias Kolb, Des Moines

Vor jeder TV-Debatte verbringen US-Journalisten und TV-Experten viele Stunden damit, in Fernsehbeiträgen und Artikeln die Erfolgsaussichten der Kandidaten zu analysieren. Wird Donald Trump am Mittwochabend den schwarzen Ex-Chirurgen Ben Carson attackieren, der ihn in manchen Umfragen überholt hat? Kann der junge Marco Rubio wieder mit seiner Kompetenz punkten? Und kann Jeb Bush endlich überzeugen?

Wie schon vor der zweiten TV-Diskussion steht Jeb Bush am stärksten unter Druck, die Amerikaner von sich zu überzeugen. In den Umfragen liegt er bei mickrigen sieben Prozent (Platz fünf hinter Trump, Carson, Rubio und Ted Cruz) und es wird immer deutlicher, wie viele Probleme die "JEB 2016!"-Präsidentschaftskampagne hat. Der 62-Jährige hat (mindestens) fünf Gründe, sich Sorgen zu machen.

Er wirbt nicht genug Spenden ein. Um monatlich eine Million Dollar zu sparen, werden die Gehälter der Mitarbeiter von Bushs Wahlkampfteam um 40 Prozent gekürzt. Seine Angestellten und Berater sollen in günstigeren Hotels schlafen, auch die Wahlkampfzentrale in Miami wird verkleinert.

Dieser Schritt hat einen einfachen Grund: Bush erhält nicht genug Spenden. Im dritten Quartal 2015 warb etwa Ben Carson (20,8 Millionen Dollar) deutlich mehr als Bush mit 13,4 Millionen ein. Doch weil Jeb viel mehr Helfer in Iowa, New Hampshire und anderen Vorwahl-Staaten beschäftigt als etwa Cruz und Rubio, schmelzen seine Reserven dahin. Zwar haben die "Super Pac"-Wahlvereine, die Bush unterstützen, mehr als 100 Millionen in ihren Kassen - doch es ist illegal, Personal- und Mietkosten von einem Super Pac zahlen zu lassen.

Seine Strategie liegt in Trümmern. Bush hatte schon im Dezember 2014 deutlich gemacht, dass er als Dritter des Familien-Clans ins Weiße Haus einziehen will. Das Kalkül war recht eindeutig: Der Ex-Gouverneur von Florida wollte viele Spender aus früheren Bush-Kampagnen an sich binden, mehrere Hundert Millionen Dollar einwerben und sich als Kandidat des Establishments und des pragmatischen Republikaner-Flügels etablieren.

Zehn Monate später ist klar, dass dieser Plan nicht aufgeht. Nur ein Viertel der wichtigsten Spender von George W. Bush bei seiner Wiederwahl 2004 unterstützen seinen Bruder. Jebs Plan wurde in Anlehnung an eine Militärstrategie, die mit heftigen Bombardements beim Gegner "Schock und Furcht" auslösen soll, "Shock and Awe" genannt. Heute, so das National Journal, sei das Bush-Team "shocked and panicked" - also schockiert und panisch.

Die Republikaner-Basis schert sich nicht um Erfahrung

Nach jahrelanger Kritik am unerfahrenen Barack Obama wollte Jeb mit seiner Bilanz als Gouverneur in Florida punkten. Doch seine mickrigen Umfragewerte zeigen, wie stark sich die Stimmung in der Grand Old Party geändert hat: Der exzentrische Milliardär Donald Trump lässt seit mehr als drei Monaten alle Kandidaten hinter sich, weil er eben kein Politiker im klassischen Sinne ist. Erfahrung steht momentan nicht hoch im Kurs.

Für viele konservative Amerikaner - und längst nicht nur die Tea-Party-Anhänger - ist die Hauptstadt Washington ein Sündenpfuhl voller korrupter Politiker und Lobbyisten. Ein Farmer aus Iowa begründet seine Unterstützung für Außenseiter Ben Carson so: "Ich bin wütend wie alle anderen. Ich vertraue Carson, weil er nie ein politisches Amt innehatte." In dieser Stimmung kommen staatstragende Werbespots mit Schwarz-Weiß-Fotos aus Florida nicht gut an.

In New Hampshire steht alles auf dem Spiel. In Iowa, wo am 1. Februar die erste Vorwahl stattfindet, kommt Bush nur noch auf fünf Prozent. Dieser Absturz wundert Beobachter wie Doug Gross, der 2008 Mitt Romneys Kampagne leitete, nicht: "Jeb verbringt nicht genug Zeit hier. Nur so kann man hier erfolgreich sein: Die Leute wollen die Kandidaten sehen und mit ihnen reden."

Bush und seine Berater setzen ihre Hoffnungen auf New Hampshire, wo die zweite Vorwahl stattfindet und nicht so viele konservative Christen wohnen wie in Iowa. Also werden mehr Bush-Angestellte in den Nordosten geschickt, um den Erfolg zu sichern - momentan liegt ihr Kandidat dort bei zehn Prozent. Auch das "Right to Rise"-Super Pac könnte Aktivisten nach New Hampshire schicken.

Das Risiko ist enorm: Zu Beginn der Vorwahlen gilt es vor allem, die Erwartungen zu erfüllen. Wenn Bush in Iowa schlecht abschneidet, ist dies nicht so schlimm, wenn er dort selten auftaucht. Sollte er aber in New Hampshire hinter Trump - oder gar hinter einem moderateren Kandidaten wie John Kasich, Chris Christie oder Marco Rubio - liegen, dann kämpft Bush ums politische Überleben.

Rubio gefährdet Bushs Erfolg - nicht nur in Florida. Der 44-jährige Senator Marco Rubio aus Florida, der von Bush gefördert wurde, liegt momentan sowohl in den landesweiten Umfragen als auch in den ersten Vorwahl-Staaten vor Bush. Bei diversen Wettanbietern gilt Rubio mittlerweile als Topfavorit, von den Republikanern als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden.

Rubio ist jung, smart, optimistisch und hat sichtbar Freude daran, sich für das Weiße Haus zu bewerben und deswegen regelmäßig an den TV-Debatten teilzunehmen. Gewiss: Weil die US-Präsidentschaftswahlkämpfe fast zwei Jahre lang dauern, hat jeder Bewerber Schwächephasen und Probleme - das war bei Obama, Romney und George W. Bush nicht anders. Doch Bush ist seit Monaten vor allem mit schlechten Nachrichten in den Schlagzeilen. Spätestens am 15. März, wenn im Sunshine State gewählt wird, zeigt sich wohl, welcher Kandidat aus Florida die besseren Chancen hat - und ob die Wettexperten recht hatten.

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