1. Diese Bewerber sind noch im Rennen
Von den knapp 20 Politikern, die sich halbwegs seriöse Hoffnungen auf das US-Präsidentenamt machen konnten, sind noch fünf übrig. Bei den Demokraten kämpft Ex-Außenministerin Hillary Clinton (r.) weiterhin gegen den "demokratischen Sozialisten" Bernie Sanders. (2.v.r.) Er will die USA gerechter machen und begeistert damit seine Anhänger. Doch die eher steife Clinton hat sich im Duell "Erfahrung gegen Leidenschaft" mittlerweile einen uneinholbaren Vorsprung bei den Wahlmännern herausgearbeitet. Bei den Republikanern hat sich der Immobilien-Milliardär Donald Trump (l.) bereits durchgesetzt. Als letzte Herausforderer sind der texanische Hardliner Ted Cruz sowie Ohios Gouverneur John Kasich aus dem Rennen ausgeschieden. Floridas Senator Marco Rubio, Chris Christie aus New Jersey und der Präsidenten-Verwandte Jeb Bush hatten zuvor bereits aufgegeben. Kurzporträts zu allen Kandidaten finden Sie hier. Weiterblättern zu: 2. So küren die US-Parteien ihre Kandidaten 3. So gingen Iowa, New Hampshire, South Carolina und Nevada aus 4. Das sind primaries und caucuses - und so unterscheiden sie sich 5. Darum sind alle von Umfragen besessen 6. Das ist der Super Tuesday 7. Deshalb sind die Parteitage wichtig - und wie es weitergeht 8. Auch gut zu wissen
2. So küren die US-Parteien ihre Kandidaten
Lange bestimmten die Strippenzieher der Republikaner und Demokraten ihre jeweiligen Kandidaten in Geheimsitzungen während der Parteitage. 1968 reformierten die Demokraten den Prozess: Das Wahlergebnis in den 50 Bundesstaaten, Washington D.C und den äußeren Territorien verpflichtet nun die Delegierten, ihre Stimmen entsprechend des Votums der Mitglieder abzugeben. Das macht Parteitage weniger spannend, aber transparenter. Es gilt die Grundregel: Je mehr Einwohner, umso mehr Delegierte schickt ein Staat. (Die Grafik zeigt das am Beispiel der Delegiertenzahlen für die Republikaner. So stellt etwa Florida 99 Delegierte, Montana nur 27.) Auf den Parteitagen der Demokraten und Republikaner versammeln sich unterschiedlich viele Delegierte. Der Kandidat der Demokraten benötigt zur Wahl 2383 Unterstützer, der Republikaner 1237. Weiterblättern zu: 3. So gingen Iowa, New Hampshire, South Carolina und Nevada aus 4. Das sind primaries und caucuses - und so unterscheiden sie sich 5. Darum sind alle von Umfragen besessen 6. Das ist der Super Tuesday 7. Deshalb sind die Parteitage wichtig - und wie es weitergeht 8. Auch gut zu wissen
3. So wählten Iowa, New Hampshire, South Carolina und Nevada
Diese vier Staaten haben aus Tradition das Privileg, ihre Vorwahlen vor dem 1. März abhalten zu dürfen. Weil alle Staaten eher klein und Werbespots nicht teuer sind, konnten die Kandidaten auch ohne riesiges Budget viele Bürger erreichen. Zudem sind - gerade bei den Konservativen - die Wählergruppen von Staat zu Staat sehr verschieden. In Iowa sind die meisten Republikaner konservative Christen - Ted Cruz gewann dort. Bei den Demokraten, die traditionell Religion weniger stark betonen, setzte sich Hillary Clinton knapp gegen Bernie Sanders durch. Auch in New Hampshire sind die Wähler überwiegend weiß - allerdings wählten sie trotz moderater Neigung Donald Trump bei den Republikanern, bei den Demokraten siegte Bernie Sanders deutlich. South Carolina ist vielfältiger: Hier leben viele Schwarze, weshalb Hillary Clinton Bernie Sanders deutlich hinter sich ließ. In Nevada wohnen hingegen viele Latinos - auch hier siegte Clinton. Bei den Republikanern wählten beide Staaten ebenfalls identisch: Donald Trump siegte jeweils mit großem Vorsprung und wurde so zum klaren Spitzenreiter im Feld der Republikaner. Weiterblättern zu: 4. Das sind primaries und caucuses - und so unterscheiden sie sich 5. Darum sind alle von Umfragen besessen 6. Das ist der Super Tuesday 7. Deshalb sind die Parteitage wichtig - und wie es weitergeht 8. Auch gut zu wissen
4. Das sind primaries und caucuses - und so unterscheiden sie sich
Der Hauptunterschied ist simpel: Die primaries werden vom jeweiligen Bundesstaat organisiert, für den caucus sind die Parteien verantwortlich. Eine primary gleicht jeder anderen Wahl: rein in die Wahlkabine, Kreuzchen machen, wieder raus. Wenn nur Parteimitglieder abstimmen dürfen, spricht man von einer "geschlossenen Vorwahl"; kann jeder Bürger mitmachen, ist die Vorwahl "offen". Ein caucus (der bekannteste findet in Iowa statt) läuft anders ab: Hier treffen sich die Parteimitglieder in Kleingruppen (allein in Iowa gibt es 1682 precincts) und diskutieren mitunter stundenlang (nachdem die Kandiaten - wie Ted Cruz auf dem Bild - während ihrer Kampagnen unter ihnen Stimmung für sich gemacht haben). Dann werden lokale Vertreter gewählt, die auf weiteren überregionalen Versammlungen die Delegierten für den bundesweiten Parteitag bestimmen. Die Beteiligung bei einem caucus ist niedriger; dafür sind die Teilnehmer sehr engagiert - oder wütend. Weiterblättern zu: 5. Darum sind alle von Umfragen besessen 6. Das ist der Super Tuesday 7. Deshalb sind die Parteitage wichtig - und wie es weitergeht 8. Auch gut zu wissen
5. Darum sind alle von Umfragen besessen
Eine wichtige Rolle bei den Vorwahlen spielen die Erwartungen: "It's all an expectation game." Deshalb präsentierte sich Marco Rubio oft wie ein Sieger, obwohl er nur den zweiten oder dritten Platz erreichte. Umgekehrt muss die Favoritin Hillary Clinton sich Fragen gefallen lassen, wenn ihr anfangs großer Vorsprung gegenüber Bernie Sanders (wie in Iowa) am Ende nur zu einem Sieg mit minimalem Vorsprung reicht. Für diese Überlegungen und spins sind Umfragewerte entscheidend. Doch das Beispiel von Marco Rubio zeigt, dass alle kreativen Begründungen letztlich egal sind, wenn der Kandidat nicht genügend Siege holt. Weiterblättern zu: 6. Das ist der Super Tuesday 7. Deshalb sind die Parteitage wichtig - und wie es weitergeht 8. Auch gut zu wissen
6. Das ist der Super Tuesday
Traditionell werden an einem Dienstag im März besonders viele Vorwahlen zeitgleich abgehalten. 2016 wird am 1. März in 14 Staaten abgestimmt. Primaries finden in Alabama, Arkansas, Georgia, Massachusetts, Oklahoma, Texas, Tennessee, Virginia und Vermont statt, hinzu kommen caucuses in Colorado und Minnesota sowie bei den Republikanern noch in Alaska, Wyoming und North Dakota. In Wyoming, North Dakota und Colorado werden bei den Konservativen allerdings Delegierte ausgewählt, die nicht an das Wahlergebnis gebunden sind. An diesem Tag wurden Hillary Clinton und Donald Trump ihrer Favoriten-Rolle gerecht. Das Feld sortierte sich nach dem 15. März noch einmal deutlicher: Nach den Abstimmungen in den wahlentscheidenden Staaten Florida, Ohio und North Carolina gewählt (plus Missouri und Illinois) stieg Marco Rubio aus dem Rennen aus. Noch wichtiger: Die Bundesstaaten Florida und Ohio sind für die Republikaner die ersten "winner-take-all"-Staaten. Hier werden dem Kandidaten mit den meisten Stimmen alle Delegierten zugewiesen, während in den Bundesstaaten zuvor die Parteivertreter proportional verteilt wurden. Donald Trump, der Sieger von Florida, sammelte hier alle 99 Stimmen ein; John Kasich freut sich über 66 Delegierte aus Ohio. Die letzten Vorwahlen finden übrigens am 7. Juni statt - und 2008 gestand Hillary Clinton erst so spät ihre Niederlage ein. Weiterblättern zu: 7. Deshalb sind die Parteitage wichtig - und wie es weitergeht 8. Auch gut zu wissen
7. Deshalb sind die Parteitage wichtig - und wie es weitergeht
Die conventions finden 2016 früher statt als 2012: Die Republikaner treffen sich vom 18. bis 21. Juli in Cleveland; die Demokraten vom 25. bis 28. Juli in Philadelphia. Zehntausende Journalisten und Promis reisen an - und üblicherweise beginnt die Mehrheit der Amerikaner, sich erst jetzt für die Präsidentschaftswahl zu interessieren. Die Kandidaten stellen sich der Öffentlichkeit vor (was bei Hillary Clinton und Donald Trump eigentlich unnötig ist) und präsentieren ihr Programm. Am intensivsten wird der Wahlkampf im Herbst: Die Bewerber reisen unermüdlich durch die entscheidenden swing states (in denen unsicher ist, wie die Mehrheit sich entscheiden wird) und messen sich in drei TV-Debatten (26. September sowie am 9. und 19. Oktober ). Der Nachfolger von Barack Obama wird schließlich am 8. November 2016 gewählt - und am 20. Januar 2017 vereidigt. Weiterblättern zu: 8. Auch gut zu wissen
Auch gut zu wissen
Iowa und New Hampshire haben das Recht, als erste Bundesstaaten einen caucus bzw. eine primary abzuhalten, sogar in ihren Verfassungen verankert. Dass Kandidaten monatelang durch die 99 Bezirke Iowas tingeln, liegt übrigens an Jimmy Carter: Dieser siegte dort 1976 völlig überraschend und schaffte es mit diesem Schwung ins Präsidentenamt. Dass Pleiten und Pannen in den ersten primary states nicht das endgültige Aus bedeuten müssen, bewies Bill Clinton: Der Demokrat gewann 1992 keine der ersten vier Vorwahlen und eroberte trotzdem das Weiße Haus. Linktipps: • Alle SZ-Artikel zur US-Wahl finden Sie auf dieser Themenseite und im US-Blog. • Die aktuellen Umfragedaten werden auf dieser Seite von RealClearPolitics gut aufbereitet. • Wieso es so schwer ist, das bestehende System zu reformieren, hat Elaine Karmarck in einem Arbeitspapier für den Brookings-Thinktank zusammengefasst.