Ukraine-Krise:US-Sanktionen zielen auf Putins Finanzströme

Russia's President Vladimir Putin And Russian Billionaires At Russia Business Week Conference

Der russische Präsident Wladimir Putin konferiert mit russischen Milliardären. Ist er womöglich selbst einer?

(Foto: Bloomberg)

Ist Wladimir Putin einer der reichsten Menschen der Welt? Der russische Präsident soll über ein Privatvermögen von 40 Milliarden Dollar verfügen. Die US-Sanktionen zielen darauf ab, ihn genau dort zu treffen.

Von Antonie Rietzschel

Nach außen zeigt sich Wladimir Putin als bescheidener Präsident. Sein Jahresgehalt gibt er mit umgerechnet 120 000 Dollar an und das in einem Job, den er selbst mal als "Sklavenarbeit" bezeichnet hat.

Es gibt jedoch Schätzungen, wonach Putin über ein Privatvermögen von 40 Milliarden Dollar verfügt - damit hätte er einen Platz auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt sicher. Woher das viele Geld kommt? Was er damit macht? Darüber wird spekuliert, in Russland wie im Westen.

Die USA vermuten, dass Putin seine Milliarden unter anderem in russische Unternehmen gesteckt hat. Dort sollen sie von seinen engsten Vertrauten verwaltet werden. Diese Personen sind es, auf die es die USA derzeit mit ihren Sanktionen abgesehen haben. Indem sie potenziellen Geschäftspartnern durch Kontensperrungen und Einreiseverbote den Spielraum nehmen, wollen sie den russischen Präsidenten treffen.

Timtschenko streitet jede Geschäftsbeziehung ab

Neben Privatpersonen stehen auf der neuen Sanktionsliste auch 17 russische Firmen. Elf davon sind mit Gennadi Timtschenko verbunden, einem Rohstoffmilliardär, der bereits auf der Sanktionsliste der USA stand. Die amerikanische Regierung sieht es als erwiesen an, dass Putin und Timtschenko miteinander Geschäfte machen. Der russische Präsident habe in dessen Firma Guwnor investiert und möglicherweise Zugang zu Geldanlagen, hieß es Ende März, als die USA zum ersten Mal ihre Sanktionen ausweiteten. Timtschenko streitet jede geschäftliche Beziehung zu Putin ab.

Drei weitere Firmen, auf die die US-Regierung ihre Sanktionen nun ausgeweitet hat, sind Tochtergesellschaften der ebenfalls sanktionierten Bank Rossija und gehören somit zum Imperium von Juri Kowaltschuk. Die Amerikaner sehen in Kowaltschuk nicht nur einen Vertrauten des russischen Präsidenten, sondern auch dessen persönlichen Finanzverwalter. "Die Sanktionen richten sich persönlich gegen Putin, nicht gegen die russische Wirtschaft", zitiert die New York Times einen Wirtschaftsexperten. "Sie sagen ihm: Wir wissen wo dein Geld ist, wir müssen nicht dich persönlich sanktionieren."

Kritik an europäischer Sanktionspolitik

Doch auch an anderer Stelle versuchen die USA, Putin zu packen. Bei Russlands Kerngeschäft, der Förderung von Öl und Gas. Auf der neuen Sanktionsliste steht Igor Setschin, Chef des Ölriesen Rosneft. Setschin macht Geschäfte mit Unternehmen im Westen, darunter Shell, BP und Exxon Mobil. Letzteres hat seinen Sitz in den USA. Durch ein Einreiseverbot wird es für Setschin unmöglich, sich vor Ort mit seinen Geschäftspartnern von Exxon Mobil auszutauschen. US-Offizielle hatten erwartet, dass auch Alexej Miller, der Chef von Gazprom auf der Sanktionsliste stehen wird - doch das ist nicht der Fall.

Während sich die USA vor allem an Putins Finanz-Zirkel herantasten, beschäftigt sich die Europäische Union vor allem mit den politischen Hintergründen, mit denen, die die Annexion der Krim vorangetrieben haben. 15 Personen wurden der Sanktionsliste hinzugefügt, darunter die stellvertretenden Vorsitzenden der Staatsduma. Sie sind aus Sicht der EU für die Gesetzesinitiative zur Integration der Krim in die Russische Föderation verantwortlich. Überraschungen sind keine darunter. Verwunderlich ist das nicht: Schon die erste Sanktionsrunde hat an Putins Machtzirkel vorbeigezielt.

In den USA wächst die Kritik am Vorgehen der Europäischen Union. Die Sanktionen seien zu lasch und kämen zu zögerlich. Auch Barack Obama müsse mehr Druck ausüben, zeichnet die New York Times das derzeitige Stimmungsbild in Washington nach. Der US-Präsident stimmt sich aktuell, was Sanktionen betrifft, eng mit der EU ab. "Wir sind in einer stärkeren Position gegenüber Putin, wenn er sieht, dass die Welt vereint handelt", sagt Obama. Er will dem russischen Präsidenten keine Chance geben, einen Keil zwischen die USA und die Europäische Union zu treiben. Eine schnelle Reaktion auf künftige Provokationen seitens des Kreml sei dadurch schwierig, heißt es in der New York Times.

Am Freitag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel im Weißen Haus erwartet. Gemeinsam mit dem US-Präsidenten will sie über eine weitere Ausweitung der Sanktionen gegen Moskau sprechen. Es bestehe Einvernehmen mit den USA, dass bei einer weiteren Destabilisierung in der Ukraine Stufe drei nicht ausgeschlossen ist. Das würde wirtschaftliche Sanktionen bedeuten, die Wladimir Putin auch unmittelbar in der eigenen Tasche spüren könnte.

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