USA:Der naive Herr Trump

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Russland hat mit seiner Hackerattacke offenbar versucht, die US-Wahl zu beeinflussen und Amerika zu schaden. Dumm nur, dass Trump weiter glaubt, Putin sei sein Freund.

Kommentar von Hubert Wetzel

Man muss das hier jetzt etwas vorsichtig formulieren, zu viel liegt noch im Dunklen. Aber nach allem, was man weiß, lässt sich dieses sagen: Russland hat ganz offensichtlich versucht, die amerikanische Präsidentenwahl zu beeinflussen. Moskaus Ziel war es, Donald Trump zum Sieg zu verhelfen. Hacker haben zu diesem Zweck Daten der Demokraten gestohlen und dann jenes Material veröffentlicht, das besonders schädlich zu sein schien. Das war, wenn auch nicht ein feindlicher, so doch ein feindseliger Akt eines Landes gegen ein anderes.

Die Tatsache, dass es eine russische Hilfsaktion für Trump gab, bedeutet allerdings nicht, dass Trump deshalb gewonnen hat. Auch dazu kann man mit aller Vorsicht sagen: Nach allem, was man weiß, war die Demokratin Hillary Clinton durchaus in der Lage, diese Wahl ohne fremde Hilfe zu verlieren. Alle Probleme, die wie Mühlsteine um ihren Hals hingen - und die ihr am Ende das Genick gebrochen haben -, hat sie selbst verursacht.

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Doch Zweifel an der Wirksamkeit machen die Moskauer Hackerattacke auf die amerikanische Demokratie nicht weniger gefährlich. Man kennt das Muster inzwischen ja: Der russische Präsident Wladimir Putin versucht, in den westlichen Demokratien jene rechten, populistischen und nationalistischen Kräfte zu fördern, die - wie er - nicht das Geringste von den Grundwerten eben dieser westlichen Demokratien halten. Amerika, die Schutzmacht des Westens, ist in diesem verwerflichen Spiel der große Preis. Wer auf der Welt glaubt noch an Demokratie, wenn die Demokratie in Amerika wankt?

Trump ist offenbar unfähig, diesen Unterschied zu begreifen

Deshalb war Trumps Antwort auf die neuen Enthüllungen über Russlands Einmischung auch so verheerend. Für den Egomanen Trump ging es, wie immer, nur um Trump. Wie ein trotziger Junge beharrte er darauf, die Wahl aber wirklich ganz alleine gewonnen zu haben. Als ob das zur Debatte stünde. Kein Wort dazu, dass gerade der führende Geheimdienst des Landes eine veritable russische Sabotageaktion festgestellt hatte, die Trump helfen, aber vor allem Amerika schaden sollte.

Doch Trump ist offenbar unfähig, diesen Unterschied zu begreifen. Für ihn ist alles nur eine Neidkampagne der Demokraten. Wer glaubt schon der CIA, "den Leuten, die behauptet haben, Saddam Hussein besitze Massenvernichtungswaffen", wie es aus dem Trump Tower am Wochenende hieß? Der künftige Präsident der Vereinigten Staaten jedenfalls nicht. Die Hacker könnten auch in China oder in New Jersey sitzen, so Trump - sprach's und ließ durchsickern, dass er einen Putin-Freund zum Außenminister zu machen gedenke.

Der Kreml wird seine helle Freude daran gehabt haben. Ein US-Präsident, der die Integrität der wohl wichtigsten demokratischen Wahl der Welt nicht verteidigt, der dafür aber die Erkenntnisse seiner Geheimdienste als "lächerlich" abtut, ohne sie sich vorher überhaupt im Detail angehört zu haben - das gab es bisher noch nie. Was heißt eigentlich "ganz neue Möglichkeiten" auf Russisch?

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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