Petry und Pretzell:AfD-Spitze distanziert sich von Höcke

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Frauke Petry und Björn Höcke 2014: Unterschiedliche Ausrichtung in der Parteispitze. (Foto: dpa)
  • AfD-Politiker Höcke hat in Dresden gesagt: "Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat."
  • Die Empörung in anderen Parteien ist groß. Auch die AfD-Politiker Petry und Pretzell distanzieren sich.
  • Höcke weist die Vorwürfe zurück.

Der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke hat mit einer Schmähung des Holocaust-Gedenkens Empörung und auch innerparteilichen Zwist ausgelöst. Auf einer Veranstaltung der Jungen Alternative erklärte er am Dienstagabend in Dresden: "Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat."

Damit bezog er sich offensichtlich auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Zudem verglich der AfD-Mann Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem ehemaligen DDR-Staatschef Erich Honecker. Bis jetzt sei der deutsche Gemütszustand der "eines brutal besiegten Volkes".

Kritik an seinen Worten kam von allen Seiten, jetzt sogar aus den eigenen Reihen. Selbst innerhalb der AfD zählt Höcke zum rechten Rand. AfD-Chefin Frauke Petry sagte nun der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit, dass Höcke eine zunehmende "Belastung für die Partei" sei. "Wir werden Realisten sein oder politisch irrelevant werden", sagte Petry der Zeitung. Auch der nordrhein-westfälische AfD-Chef Marcus Pretzell distanziert sich auf Facebook: Zum wiederholten Male rühre Höcke mit "größter Ignoranz an einer 12-jährigen Geschichtsepoche, deren Revision wahrlich nicht Aufgabe der AfD ist".

Strafanzeige wegen Volksverhetzung

Sigmar Gabriel kritisierte Höcke, dessen Rede er sich mit Entsetzen angesehen habe. "Höcke verachtet das Deutschland, auf das ich stolz bin", erklärte der SPD-Vorsitzende auf Facebook. SPD-Vize Ralf Stegner sprach auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von einer "Hetz-Rede" und forderte: "Null Einfluss für das Neonazipack!" Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter nannte die Rede des AfD-Politikers "unsäglich". Auch die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, verurteilte die Äußerungen. Der Linken-Politiker Diether Dehm hat Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt.

Björn Höcke selbst hat mit Unverständnis auf die massive Kritik an seinen Äußerungen reagiert. Die Auslegung, dass er das Holocaust-Gedenken der Deutschen kritisiert habe, sei eine "bösartige und bewusst verleumdende Interpretation", erklärte Höcke am Mittwoch in Erfurt. Er habe den Holocaust als Schande bezeichnet, nicht aber das Holocaust-Mahnmal in Berlin als solches.

© SZ.de/dpa/afp/rtr/lalse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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