Landtagswahl:Wer in Sachsen-Anhalt zur Wahl steht

Ob CDU, SPD und Linkspartei, Grüne oder FDP: In Sachsen-Anhalt macht allen Spitzenkandidaten die Alternative für Deutschland zu schaffen. Die Kandidaten im Überblick.

Von Hannah Beitzer

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Reiner Haseloff, CDU, 62 Jahre

Wahlkampfauftakt der CDU Sachsen-Anhalt

Quelle: dpa

Der Diplom-Physiker regiert das Land seit 2011 mit der SPD - und möchte das auch die nächsten fünf Jahre tun. Die Chancen dafür stehen ganz gut. Die CDU liegt in Umfragen zwischen 31 und 32 Prozent der Stimmen, das ist in etwa so viel wie sie schon 2011 erhielt. Zu schaffen macht der CDU allerdings die Schwäche der SPD. In jüngsten Umfragen sieht es nicht einmal so aus, als würde es für eine große Koalition reichen - die man in Sachsen-Anhalt folglich als solche gar nicht bezeichnen könnte.

Haseloff persönlich erreicht in Umfragen die größte Zustimmung aller Spitzenkandidaten: 58 Prozent sprachen sich in einer Umfrage des MDR für ihn als Ministerpräsidenten aus. In seine Regierungszeit fallen einige erfreuliche Entwicklungen. Die Arbeitslosigkeit in dem ostdeutschen Bundesland ist auf etwa zehn Prozent gesunken. Zwar liegt sie damit immer noch über dem Bundesdurchschnitt, doch in den schlimmsten Zeiten waren es schon einmal 20 Prozent Arbeitslose. Damals verließen vor allem junge, gut ausgebildete Menschen ihre Heimat. 2014 zogen nun erstmals seit der Wende mehr Menschen nach Sachsen-Anhalt als weg. Das Wahlkampfthema Nummer eins ist aber in diesem Jahr die Flüchtlingspolitik. Haseloff muss mit einer Menge Wähler klarkommen, die sich vor einem "Flüchtlingsstrom" fürchten. Und daher am 13. März vermutlich eher AfD als die Kanzlerinnen-Partei CDU wählen werden.

Ob das der Grund ist, dass Haseloff zuweilen den Eindruck erweckte, in einen "Seehofer-Ähnlichkeitswettbewerb" eingetreten zu sein, wie SZ-Korrespondent Cornelius Pollmer schreibt? So forderte er unter anderem eine Obergrenze von 12 000 Flüchtlingen pro Jahr für sein Land.

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Katrin Budde, SPD, 50 Jahre

Katrin Budde

Quelle: dpa

Bis vor kurzem gab sich Katrin Budde noch siegessicher: Sie werde Sachsen-Anhalt nach dem 13. März regieren, entweder als Ministerpräsidentin einer rot-roten oder einer rot-rot-grünen Koalition. Daran glaubt inzwischen keiner mehr. In jüngsten Umfragen liegt ihre Partei bei nur noch 15 Prozent, eine Mehrheit links der Mitte gilt insgesamt als äußerst unwahrscheinlich. Wenn Budde Pech hat, reicht es nicht einmal für eine Fortführung der großen Koalition.

Derzeit muss die SPD sogar befürchten, hinter die rechtspopulistische AfD zurück zu fallen, die mit ihrem flüchtlingsfeindlichen Wahlkampf in Sachsen-Anhalt aktuell auf 17 bis 19 Prozentpunkte kommt. Nicht nur wäre dann der Traum von der SPD-Ministerpräsidentin geplatzt, es wäre auch eine beispiellose Schmach für die Sozialdemokraten.

Den Grund für das allgemein schlechte Abschneiden des linken Lagers sehen viele Beobachter in der Flüchtlingspolitik, die vor allem der AfD nützt. In der SPD in Sachsen-Anhalt brach zum Beispiel über die Frage einer Obergrenze ein Streit aus. Lutz Trümper, der langjährige Oberbürgermeister von Magdeburg, verließ nach einem Streit mit der studierten Ingenieurin Budde seine Partei.

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Wulf Gallert, Linkspartei, 52 Jahre

Wulf Gallert

Quelle: dpa

Der 52-jährige Pädagoge Gallert sitzt seit 22 Jahren im Landtag von Sachsen-Anhalt und möchte am 13. März Ministerpräsident werden. Es ist bereits sein dritter Versuch und noch im September sah es rein zahlenmäßig gar nicht schlecht aus für ihn. Die Linkspartei lag damals bei 26 Prozent, die SPD bei 21 Prozent und die Grünen bei sieben Prozent. Mittlerweile kommt die Linkspartei nur noch auf 20 bis 21 Prozent.

Gallert gilt als unideologischer Pragmatiker, als einer, der lieber mitgestalten will als in Fundamentalopposition zu gehen. Klar Stellung bezog Gallert allerdings im Hauptthema des Wahlkampfes, der Flüchtlingspolitik, er ist gegen Grenzschließungen und gegen Gewalt: "Wer Flüchtlinge zu potenziellen Feinden erklärt, die im Ernstfall mit der Waffe vertrieben werden müssen, der verändert das ganze Land. Der verändert unsere Gesellschaft", sagte er mit Blick auf die AfD. Die freut sich nun über steigende Umfragewerte.

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Claudia Dalbert, Grüne, 61 Jahre

Rechtsextremismuskommission der Grünen

Quelle: dpa

Die Grünen kommen in jüngsten Umfragen auf um die fünf Prozent und müssen damit um ihren Einzug in den Landtag fürchten. Schlechte Aussichten für die 61-jährige Psychologie-Professorin Claudia Dalbert. 2011 hatte ihre Partei noch 7,1 Prozent der Stimmen erhalten und war damit zum ersten Mal in den Landtag eingezogen. Vor allem in den Städten schnitten die Grünen damals gut ab. Nun verdränge die Flüchtlingskrise allerdings alle Themen, in denen die Grünen zu punkten hofften, heißt es aus der Partei. Anders als manch ein Parteifreund in anderen Bundesländern setzt sich Dalbert dennoch weiterhin für offene Grenzen ein und betont, dass die Zuwanderung für ein strukturschwaches Land wie Sachsen-Anhalt eine Chance sei.

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André Poggenburg, AfD, 40 Jahre

dpa-Story: Strategen der AfD

Quelle: dpa

19 Prozent. Das ist die Zahl, die den Kleinunternehmer André Poggenburg und seine AfD zur meistdiskutierten Partei des Wahlkampfs macht. Denn 19 Prozent gaben in jüngsten Umfragen an, Poggenburgs Partei wählen zu wollen. Es wäre ein neuer Rekord für die Alternative für Deutschland. Die steht in Sachsen-Anhalt so weit rechts wie sonst nur noch in Thüringen. Das Wahlprogramm werde "im Wesentlichen von völkischen, nationalistisch-identitären und rechtspopulistischen Inhalten" getragen, heißt es in einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung. Poggenburg gilt als enger Vertrauter des umstrittenen thüringischen AfD-Politikers Björn Höcke. Gegen den Kleinunternehmer Poggenburg wurden schon mehrere Haftbefehle wegen nicht gezahlter Rechnungen erlassen - die Anhänger scheint es nicht zu stören.

Der CDU schadet der Aufstieg der AfD hier bisher kaum, denn die kann ihr Ergebnis von 2011 in Umfragen annähernd halten. Ein Grund für die steigenden Umfragewerte der Rechtspopulisten könnte im Lager der Nicht- und Protestwähler zu finden sein, in dem die AfD besonders moblisieren kann. Von denen gibt es in Sachsen-Anhalt traditionell viele.

Doch die AfD, die gern als Altherren-Verein geschmäht wird, erreicht in Sachsen-Anhalt in Umfragen auch unter jungen Wählern ungewöhnlich hohe Zustimmung: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen wird sie einer Umfrage des MDR zufolge mit 30 Prozent der Stimmen stärkste Kraft, gefolgt von der CDU mit 27 und der SPD mit 19 Prozent.

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Frank Sitta, FDP, 37 Jahre

FDP-Spitzenkandidat Frank Sitta

Quelle: dpa

Der 37-jährige Eventmanager Frank Sitta aus Halle versucht rhetorisch und inhaltlich an die Erfolge seiner Parteifreunde Christian Lindner (NRW), Katja Suding (Hamburg) und Lencke Steiner (Bremen) anzuknüpfen, die der FDP erfolgreich ein frisches, jüngeres Image verpassten. Erfolgreich zumindestens in Westdeutschland. Vor der Flüchtlingskrise. Sitta hat es im polarisierten Wahlkampf in Sachsen-Anhalt hingegen nicht leicht. Er versucht sich mit dem Slogan "Rechtsstaat statt Rechtsruck" als vernünftige Alternative zur AfD zu positionieren. Damit erreicht er in Umfragen zurzeit etwa vier bis 4,5 Prozent der Stimmen. Die FDP würde damit das zweite Mal in Folge den Einzug in den Landtag von Sachsen-Anhalt verpassen.

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