Panama Papers:Panama Papers: Der Fall Iran

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panama ahmadinedschad panama ahmadinedschad (Foto: Peter Hoffmann)

Nicht immer trennt sich Mossack Fonseca von zweifelhaften Firmen. In den Unterlagen der Kanzlei tauchen zwei Unternehmen auf, die dem Regime in Teheran nahestanden.

Von Frederik Obermaier und Bastian Obermayer

Jürgen Mossack tobte, als ihm der Fehler bewusst wurde. Da sei, schrieb er im September 2010 an seine Partner und Mitarbeiter, gehörig etwas schiefgelaufen. "Wir wollen sicherlich keine Geschäfte mit solchen Regimen oder Personen von solchen Orten machen", ließ er per Mail wissen. Keine Geschäfte mit Iran also, keine Geschäfte mit einem Regime, das - so das Urteil des Mitgründers von Mossack Fonseca - den Holocaust leugne und Israel von der Landkarte tilgen wolle. "Das ist gefährlich!", schrieb er in einer anderen Mail, die sich in den Panama Papers befindet.

Und so geschah es: Im Oktober 2010 trat Mossack Fonseca als Verwalter von Petropars Limited zurück, einer Firma, die offiziell auf den Britischen Jungferninseln registriert ist, aber eine wichtige Rolle im iranischen Ölgeschäft spielte. Vier Monate zuvor hatte die US-Regierung das Unternehmen mit Sanktionen belegt - ebenso weitere 21 Firmen, die nach Ansicht der US-Behörden in enger Verbindung mit Iran stehen. Der Offshore-Dienstleister aus Panama stellte auch die Zusammenarbeit mit zwei Firmen ein, an denen Petropars beteiligt war: der Drilling Company International Limited sowie Venirogc Limited, einem iranischen Joint-Venture mit der staatlichen Ölfirma Venezuelas.

So weit, so gut.

Doch der Fall Iran zeigt auch, dass die Kanzlei nicht immer konsequent handelte. So ging die Zusammenarbeit mit zwei anderen Firmen, die dem Regime in Teheran nahestanden und über Verbindungen zu Petropars verfügten, ausweislich der Panama Papers über Jahre hinweg weiter - bei einer der beiden offenbar bis heute.

Dies mag daran liegen, dass man bei Mossack Fonseca wohl ein wenig den Überblick verloren hatte. Oder vielleicht auch daran, dass Petropars für dessen Eigentümer sehr wichtig war. Denn laut Medienberichten hat Petropars für die staatliche Ölgesellschaft Irans, die National Iranian Oil Company, innerhalb weniger Jahre milliardenschwere Verträge zur Öl- und Gasförderung an Land gezogen. Auch an der Erschließung des riesigen South-Pars-Gasfelds war die Firma beteiligt. Im Jahr 2001 berichteten unter anderem das britische Magazin Economist und die New York Times über die Firma. Damals war auch schon die Rede von der Nähe zum iranischen Regime. "Schon bevor die Vorwürfe aufkamen, wäre es ein Leichtes gewesen herauszufinden, dass die Mehrheit an dieser Firma von Regierungsbeamten kontrolliert wird", meint der Politikwissenschaftler Paasha Mahdavi von der Georgetown University in Washington.

Mossack Fonseca hatte Petropars Limited 1998 als Vermittler gegründet. Als Adresse der Firma nannte die US-Regierung in ihrer Sanktionsliste aus dem Jahr 2010 das Postfach Nummer 3136 in Tortola auf den Britischen Jungferninseln. Das ist eine Postfach-Adresse von Mossfon.

Wer ist am Ende der Eigentümer der Firma? Irans Ex-Präsident, heißt es in einer internen Mail

Der Offshore-Dienstleister hatte in der Vergangenheit auf Presseanfragen geantwortet, mit sanktionierten Personen oder Firmen keine Geschäfte zu machen. Dazu würde die Entscheidung von Oktober 2010 passen, die Zusammenarbeit mit Petropars und zwei verbundenen Firmen aufzukündigen. Etwa zur selben Zeit schrieb ein Mossfon-Mitarbeiter allerdings in einer Mail an Kollegen, dass es bei Mossack Fonseca mindestens zwei weitere Firmen gebe, die womöglich mit Petropars in Verbindung stünden - und damit mit dem iranischen Regime. Letztendlich müsse man davon ausgehen, dass der Eigentümer der Firmen niemand Geringeres sei als Mahmud Ahmadinedschad, mithin der damalige iranische Staatspräsident, merkte ein anderer Mitarbeiter in einer Nachricht an die Kanzleipartner an.

Konkret ging es um die Firmen Petrotech Global Engineering Company Limited und Petrocom Trading Limited. Mossfon reagierte auf die internen Hinweise offensichtlich nicht. Die Briefkastenfirma Petrotech war noch drei weitere Jahre aktiv. Und Petrocom ist es bis heute. Ins Firmenregister der Britischen Jungferninseln ist als Verwalter eingetragen: Mossack Fonseca.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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