Chinas Staatschef Hu in den USA:Zensoren im Stress

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Schwarzer Bildschirm und kein Ton im TV, dafür Lobeshymnen in der Zeitung: Chinas Zensoren haben alle Hände voll zu tun, Staatschef Hu Jintao bei seinem USA-Besuch gut aussehen zu lassen. Einmal sind sie am Schalter zu langsam.

Henrik Bork, Peking

Der Besuch von Präsident Hu Jintao in den USA macht in China vor allem den Zensoren Arbeit. So müssen diese zum Beispiel ausländische Fernsehberichte unterbrechen, in denen der in China inhaftierte Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo gezeigt wird.

Menschenrechtsaktivisten forderten am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Washington die Freilassung des Nobelpreisträgers Liu Xiaobo. Anlass ist der Besuch von Chines Staats- und Parteichef Hu Jintao. (Foto: AP)

Am Donnerstag fiel in Peking und anderen chinesischen Städten immer wieder das Bild und der Ton des Satellitenfernsehens aus, wenn die BBC ein Bild von Liu Xiaobo ausstrahlte. Einige Sekunden lang blieben die Bildschirme schwarz - bis wieder Chinas Staats- und Parteichef Hu auf irgendeinem roten Teppich in Washington zu sehen war. Nur einmal war der Zensor am Schalter zu langsam: Das Foto des zu elf Jahren Haft verurteilten Demokratie-Aktivisten Liu war für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen, bevor es ausgeblendet wurde.

China betreibt diese Form der manuellen Zensur immer, wenn heikle politische Ereignisse anstehen. Doch ist davon nur eine Minderheit der Bürger betroffen. Satellitenfernsehen gibt es nur in großen Hotels oder Wohnblocks für reiche Chinesen. Die Mehrheit der Bevölkerung musste sich wie üblich mit den Lobeshymnen der offiziellen Presse auf den Amerika-Besuch ihres Staats- und Parteichefs begnügen.

"Von einem neuen Kapitel in den Beziehungen" schwärmte zum Beispiel die offizielle China Daily. So gut wie alle chinesischen Zeitungen wurden gezwungen, einige wenige Texte der offiziellen Nachrichtenagentur Xinhua nachzudrucken. Eine unabhängige Kommentierung des Ereignisses gab es so gut wie nicht.

Die chinesischen Leser oder Fernsehzuschauer erfuhren daher kein Wort darüber, dass US-Präsident Barack Obama seinen Gast aus China gleich mehrmals nachdrücklich aufforderte, endlich die unterbewertete chinesischen Währung gegenüber dem Dollar steigen zu lassen. Xinhua berichtete stattdessen ausführlich über Exportverträge amerikanischer Firmen in Höhe von 45 Milliarden US-Dollar. Auch was Obama zur weltweiten Gültigkeit der Menschenrechte zu sagen hatte, wurde den Chinesen vorenthalten.

Xinhua druckte stattdessen die vorbereiteten Antworten nach, die Hu Jintao zur Menschenrechtsfrage in Washington vom Blatt abgelesen hatte. "China tritt immer für den Schutz und die Förderung der Menschenrechte ein und hat in diesem Bereich enorme Fortschritte gemacht", zitierte die Agentur den chinesischen Staatschef.

© SZ vom 21.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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