Royale Taufe:Eine Schleppe und viel Kuchen für Prinz George

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Endlich ist es so weit: Prinz George, das jüngste Mitglied des britischen Königshauses, wird höchst offiziell in die Gemeinschaft der anglikanischen Kirche aufgenommen. Die Taufe findet im kleinsten Kreis statt - dennoch dringen erstaunlich viele Informationen an die Öffentlichkeit.

Von Felicitas Kock

Wie groß war die Aufregung im Juli, als die Geburt des royalen Nachwuchses kurz bevorstand. Die Royalisten dieser Welt warteten und warteten. Vor dem St. Mary's Hospital harrten Journalisten tagelang aus - die Objektive auf die Tür des Lindo Wing gerichtet, in dem die Nummer Drei der britischen Thronfolge das Licht der Welt erblicken sollte. Und dann, nach viel Genörgel und Gewitzel, war er endlich da: Der kleine Prinz. In ein helles Tuch gewickelt präsentierten Prinz William und seine Frau Catherine ihren noch namenlosen Sohn der Weltöffentlichkeit. Der zappelte ein wenig mit den Händen - am Ende ein royales Winken? - verhielt sich aber ansonsten ruhig.

Verglichen mit dem damaligen Trubel ist die Aufmerksamkeit, die dem kleinen Royal jetzt, drei Monate später, zuteil wird, kaum der Rede wert. Sicher, die Münzprägeanstalt des Vereinigten Königreichs hat extra eine Münze für George prägen lassen. Ja, nicht nur Boulevardmedien spekulierten seit Wochen, wer als Taufpate in Frage kommen könnte. Und auf wenig wurde an diesem Tag sehnlicher gewartet, als auf die offiziellen Fotos zur Taufe. Doch ansonsten ging es rund um den St. James Palast in London, in dem die Zeremonie stattfand, recht unspektakulär zu.

Der wichtigste kleine Junge des Tages - Prinz George - mit seinen Eltern. (Foto: AFP)

Nur eine kleine Zahl an Schaulustigen hatte sich hinter den Absperrgittern eingefunden. Immer wieder gingen Passanten vorbei, ohne große Beteiligung zu zeigen. Der Live-Stream auf der Internetseite des Magazins The Mirror wurde vor allem zur Bewährungsprobe für zwei Wachmänner, die in roter Uniform und Bärenfellmütze vor dem verschlossenen Tor standen und sich nicht bewegen durften. Die britische Daily Mail zitierte die 50-jährige Julie Cain. Die Frau aus Newcastle war am Dienstag nach London gereist, um die Taufe mitzuerleben. "Ich konnte bei der Geburt nicht hier sein, deshalb bin ich jetzt gekommen", erklärte die Frau ihre Anreise. Ihr sei zwar mitgeteilt worden, es werde nichts zu sehen geben, "aber zumindest können wir sagen, dass wir dabei waren."

"Alle Babys sind etwas Besonderes"

Während Julie Cain draußen im Licht der Herbstsonne stand - zumindest das Wetter meinte es gut mit den Wartenden - wurde Baby George in der Chapel Royal des St. James Palasts in die Gemeinschaft der anglikanischen Kirche aufgenommen. Die Zeremonie, die etwa 45 Minuten dauerte, verlief einerseits streng traditionell, andererseits gab es auch klare Abweichungen von der Tradition.

Geleitet wurde sie vom Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, der seinen Täufling, wie bei royalen Taufen üblich, mit Wasser aus dem Jordan übergoss. Das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche hatte vor der Taufe seine Hoffnung ausgedrückt, dass das Bekenntnis zum Glauben auch für andere Eltern eine Inspiration sein werde. Vor allem aber sei es ein Tag, an dem sich alle freuen sollten, sagte er in einer Video-Botschaft: "Alle Babys sind etwas unglaublich Besonderes, nicht nur Royal Babys."

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Auch die Kapelle des Londoner St. James Palasts, in der die Zeremonie stattfand, hat einiges an Tradition vorzuweisen. Der Palast fungiert, gemeinsam mit dem direkt angrenzenden Clarence House, als offizielle Londoner Residenz der Königsfamilie. Die Geschichte der Kapelle geht bis auf die Tudors zurück. Hier soll Elisabeth I im Jahr 1588 ihre Gebete zum Schutz vor der Invasion der spanischen Armada gesprochen haben. 1840 hat Königin Victoria in der Kapelle geheiratet. Und Williams Mutter, Prinzessin Diana, wurde hier 1997 vor ihrer Beisetzung aufgebahrt.

Getauft wurde Prinz George in einer Replik des königlichen Taufkleides, das vor ihm schon Generationen von Königskindern - darunter die Queen und ihre Kinder und Enkelkinder - getragen hatten. 2004 wurde das 163 Jahre alte Original ausgemustert. Seit 2007 gibt es die Replik, in der nun auch der kleine George die kirchliche Zeremonie über sich ergehen lassen musste. Auffallend ist vor allem die Länge des Gewandes, der Spitzenstoff hängt etwa einen Meter über die Babyfüße herab.

Neu war, dass bei der Taufe nur wenige Mitglieder des britischen Königshauses anwesend waren - was auch damit zusammenhing, dass sich Georges Eltern William und Catherine bei der Auswahl der Taufpaten nicht auf royale Verwandte beschränkt hatten. Zara Tindall, Cousine von Prinz William und Enkelin der Queen, war noch die prominenteste der sieben Paten, die die Taufe bezeugten.

Neben der 32 Jahre alten Weltklasse-Reiterin, die mit ihrem Ehemann Michael selbst ein Kind erwartet, wurden auch Oliver Baker, ein früherer Studienfreund von Prinz William und Catherine, Emilia Jardine-Paterson, eine Schulfreundin von Catherine, sowie Jamie Lowther-Pinkerton, ein ehemaliger Privatsekretär des Paares, ausgewählt. Außerdem übernehmen Julia Samuel, eine enge Freundin von Williams Mutter Diana, und Prinz Williams Freund seit Kinderzeiten, William van Cutsem, sowie Earl Hugh Grosvenor die Patenschaft.

Wie der Palast mitteilte, waren auch die Großeltern des Kleinen, sowie Queen Elizabeth II und ihr Ehemann Prinz Philip bei den Feierlichkeiten anwesend. Außerdem die Geschwister von William und Catherine, Prinz Harry sowie James und Pippa Middleton. Prinz Harry und Pippa wirkten aktiv an der Zeremonie mit und trugen Bibelverse vor.

George in Spitze - viel Kleid, wenig Prinz. (Foto: dpa)

Nach der kirchlichen Zeremonie ging es zur Feier in den Palast. Die Konditorin Fiona Cairns hatte eine achtstöckige Torte gebacken, bestehend aus 17 unterschiedlichen Obstkuchen. Für die offiziellen Fotos, die mit Spannung erwartet werden, wurde der Fotograf Jason Bell verpflichtet, der auch schon Prominente wie Paul McCartney, Scarlett Johansson oder David Beckham porträtierte. Historisch bedeutend wird vor allem ein Foto sein, auf dem die britische Königin Elizabeth II mit ihren drei Thronfolgern zu sehen ist: Mit ihrem Sohn Prinz Charles, ihrem Enkel Prinz William und ihrem Urenkel Prinz George. Zuletzt hat es ein solches Vier-Generationen-Bild vor fast 120 Jahren unter Königin Victoria gegeben.

Doch die Öffentlichkeit musste nicht auf die offiziellen Bilder warten. Schon vor Beginn der Zeremonie zeigten sich Georges Eltern mit der wichtigsten Person des Tages den Kameras der Journalisten. Zum ersten Mal durfte die Welt dem Prinzen in die Augen schauen - auf allen bisherigen Bildern hatte er sie geschlossen.

Auch ansonsten zeigt sich das britische Königshaus erstaunlich offen mit Informationen über die Taufe: Auf der Internetseite des Prinzen wurde wenige Minuten vor der Zeremonie ein detaillierter Ablaufplan veröffentlicht. Diese Freigiebigkeit mit Informationen aus dem Königshaus kann ebenfalls als Ausbruch aus der Tradition bewertet werden - von Georges Eltern sollte die Öffentlichkeit das jedoch mittlerweile gewohnt sein.

Mit Material der dpa.

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