Königliche Geburt in London:Darauf hat die Welt gewartet

Lesezeit: 3 min

Wochen, zäh wie Kaugummi, liegen hinter den Briten. Jetzt dürfen sie endlich auf den Auslöser ihrer Kamera drücken und die Souvenirs in die Schaufenster räumen: Das Baby von Herzogin Catherine und Prinz William ist da. Den kleinen Jungen erwarten ein riesiger Spielplatz und ein öffentliches Leben.

Von Lena Jakat

Aufsehenerregendes gibt es in der South Wharf Road im Londoner Stadtteil Paddington auf den ersten Blick nicht zu entdecken. Modernes Nutzgebäude mit Fassadenelementen in knalligem 90er-Jahre-Blau auf der einen Straßenseite, Klinkergebäude hinter schlankem Metallzaun auf der anderen. Geparkte Autos, Schulkinder in Uniform.

Schon Anfang Juli besetzten britische Fotografen auf dem Gehweg vor dem Lindo-Flügel des St Mary's Hospital die besten Plätze.  (Foto: dpa)

Und trotzdem harrten dort in den vergangenen Wochen etliche Fotografen aus, bei Tag und Nacht. Hockten auf Trittleitern, schraubten an ihren Teleobjektiven, justierten die Filmkamera auf ihrem Stativ. Und ließen die elegante Holztür in der Backstein-Fassade keine Sekunde aus den Augen. Diese Tür führt nämlich zum privaten Lindo-Flügel des altehrwürdigen St Mary's Hospital - in die Räume, wo am Montagnachmittag Herzogin Catherine ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat.

Um 16:24 Uhr Uhr sei das Kind geboren worden, 3800 Gramm schwer, teilte der Buckingham-Palast mit. Dem Jungen gehe es ebenso wie der Mutter gut.

Mehr als eine Woche nach dem von den Medien auf der Insel errechneten Geburtstermin kam am Montagmorgen die erlösende Bestätigung aus dem Kensington-Palast: "Ihr Königliche Hoheit, die Herzogin von Cambridge, ist in einem frühen Stadium der Wehen ins St Mary's Hospital, Paddington, London, eingeliefert worden", hieß es in der dürren Mitteilung. Mit einem Privatwagen und durch einen Nebeneingang gelangte Catherine gegen 5:30 Uhr in den Lindo-Flügel, wo sich Marcus Setchell um die 31-Jährige bemühte.

Der Gynäkologe, der 18 Jahre lang als Leibarzt in Diensten der Queen stand, hatte extra seinen Ruhestand verschoben, um sich persönlich um die royale Niederkunft zu kümmern. Hubschrauberpilot Prinz William verbrachte das Wochenende gemeinsam mit seiner Frau im Londoner Kensington Palace und war von Anfang an auf der Entbindungsstation dabei.

Den ersten Hinweis darauf, dass sich das Warten gelohnt und der nervtötende Zeitvertreib mit Doppelgängern und Straßenkünstlern ein Ende hatte, erhielten Journalisten und andere Neugierige, als ein Palastbeamter den scharf observierten Eingang an der South Warf Road verließ. Denn in seiner Tasche trug er ein von Catherines Ärzten unterzeichnetes Dokument, das die Geburt der Nummer drei in der britischen Thronfolge bestätigt.

Der Sohn von William und Kate ist geboren: Fans jubeln vor dem Buckingham Palace, wo die Geburt auf einer goldenen Tafel bekanntgegeben wurde. (Foto: Reuters)

Der Tradition gemäß waren zu allererst die Urgroßmutter des Kindes, Königin Elisabeth II., der britische Premier David Cameron sowie die Generalgouverneure aller Commonwealth-Staaten über die Geburt informiert worden. Der Rest der Welt und des Vereinigten Königreichs erlangte in dem Moment endgültige Gewissheit über das freudige Ereignis, da das besagte Papier in einen goldenen Rahmen gesteckt und auf einer Staffelei vor dem Buckingham-Palast ausgestellt wurde. Gleichzeitig wurde die Geburt per Twitter bekanntgegeben:

Viel mehr als auf dem offiziellen Dokument zu lesen ist, dürfte über das Kind erst mal aber nicht bekannt werden. Bis zur Verkündung des Namens etwa wird sich das Volk noch mindestens einige Tage (wie einst bei William) oder gar einen ganzen Monat (wie bei Charles) gedulden müssen. Ginge es nach den Wettanbietern des Königreichs, hätten sich die künftigen Untertanen des Kindes gut eine Woche vor dessen Geburt für James entschieden.

Nachwuchs bei den Royals
:Wie soll es denn heißen?

Herzogin Catherine ist schon auf der Entbindungsstation, Großbritannien fiebert der Geburt des königlichen Babys entgegen und spekuliert über den Namen. Die Queen, die Buchmacher, der Haushund - angeblich haben bei der Namensvergabe alle ein Wörtchen mitzureden. Stimmen Sie ab über unsere Vorschläge.

Von Merle Sievers

Gewissheit herrscht seit einigen Tagen über den Titel: Der Junge ist korrekt als "Seine Königliche Hoheit Prinz von Cambridge" anzusprechen. Die altehrwürdige Universitätsstadt verfiel in monarchistischen Jubel angesichts der Bekanntgabe des Titels. "Ich finde es reizend, die enge Verbindung zur königlichen Familie aufrechtzuerhalten", sagte Bürgermeister Paul Saunders. "Es ist eine große Ehre und ich bin mir sicher, dass die Bürger von Cambridge das sehr zu schätzen wissen."

Abgesehen von der Marke des Kinderwagens, in dem es liegen wird, ist darüber, wie oder wo dieses Kind seine ersten Lebenswochen verbringt, so gut wie nichts bekannt. Sicher ist, dass es vom allerersten Moment an ein äußerst öffentliches Dasein führt - trotz aller Beteuerungen seiner Eltern, ihrem Sohn eine möglichst normale Kindheit ermöglichen zu wollen.

Britisches Königshaus
:Der Prinzenrolle zum Geburtstag

Alle Welt redet nur von Herzogin Catherine, ihren Kleidern, Reden und Hunden. Wer kümmert sich bei all den Bildern von Kate eigentlich um den Herzog von Cambridge, der zuvor noch als begehrtester Junggeselle weit und breit gehandelt wurde? Prinz William feierte vor Kurzem seinen 31. Geburtstag. Höchste Zeit für eine ausführliche Würdigung.

Ruth Schneeberger

Was die Erziehung angeht, wollen sich William und Catherine an ihrer eigenen Kindheit orientieren. Prinzessin Diana hatte immer eine sehr enge Beziehung zu ihren Kindern - im Gegensatz zu der kalten Distanz, die traditionell hinter den Palastmauern herrschte. "Diana brach zweifellos mit den Konventionen, indem sie William auf Reisen mitnahm, indem sie sicherstellte, dass sie rechtzeitig zu Hause sein konnte, um die Kinder ins Bett zu bringen", sagt ihr früherer Privatsekretär Patrick Jephson. "William und sein Bruder Harry waren immer in ihrem Herzen, egal wo sie war. Und ich wage zu sagen, bei Catherine wird es ebenso sein."

Dennoch werden die jungen Eltern nicht nur auf die Unterstützung der Groß- und Urgroßeltern, sondern auch auf die Expertise von bestens geschultem Personal zurückgreifen können: Ein Kindermädchen wird sich schon bald um den Jungen bemühen. So vergleichsweise ungezwungen die Kindheit von William und Harry auch verlief, hatten auch sie mehrere Nannies. Einer von ihnen, Olga Powell, waren die Prinzen besonders eng verbunden.

Anders als viele andere Stadtkinder wird der königliche Nachwuchs ausreichend Platz zum Toben und Spielen haben. Über kurz oder lang wird erwartet, dass die Familie sich nur 2,5 Kilometer südwestlich der berühmten Krankenhaustür häuslich einrichtet: im Kensington-Palast. Dort gibt es direkt vor der Haustür in Form der Kensington Gardens einen quadratkilometergroßen Park. Neben Opa Charles, seiner Frau Camilla und Onkel Harry leben dort auch die Prinzen Michael von Kent und Richard, Duke von Gloucester, mit ihren Ehefrauen, beides Enkel von König George V. Für Catherine und William bedeutet das eine ganze Menge potenzieller Babysitter.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Herzogin Kate wird 40
:Die Geheimwaffe Ihrer Majestät

Einst wurde Kate Middleton als "Partyversand-Tochter" verspottet, inzwischen wird die Herzogin von Cambridge für ihre harte Arbeit geschätzt - auch von der Queen. Mit 40 soll sie nichts Geringeres als die Ehre der britischen Königsfamilie retten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: