New York:Besuch im ersten Luxus-Flughafenhotel für Pferde

ARK at JFK, Pferdestall

Noch sind die meisten Pferdeboxen leer. Doch ARK-Besitzer John Cuticelli hofft, künftig im Jahr 5000 bis 8000 Pferde zu beherbergen.

(Foto: ARK at JFK)

Tiere haben es auf Flugreisen noch unkomfortabler als Menschen. Ein Airport-Hotel in New York will das ändern: Pferde bekommen hier den Hummer unter den Heu-Sorten.

Von Johanna Bruckner , New York

Durch die Halle mit den 23 Pferdeboxen weht eine sanfte Brise. Der rote Boden ist poliert, die schwarzen Stahlgatter glänzen. Es riecht nach nichts Besonderem, was bei jedem anderen Stall ein Kompliment wäre, doch diese Anlage hat den Anspruch, das Extravagante zu bieten. Insofern verbietet sich jede Durchschnittlichkeitsvokabel. "ARK at JFK" ist ein Luxus-Flughafenhotel für Pferde und andere Tiere am größten Flughafen New Yorks. Und wenn man Besitzer John Cuticelli glaubt, das erste seiner Art.

Cuticelli ist ein kleiner, drahtiger Mann mit kurz getrimmten grauen Haaren und einer runden Brille. Für ihn ist Entspannung ein Geschäft. Wenn er über die fünf Ventilatoren spricht, die sich in hypnotischer Langsamkeit an der Decke des Stalls drehen, tut er das mit der Leidenschaft eines Shoppingkanalverkäufers. Die Wundermaschinen sollen im Winter warme Luft auf Pferderücken blasen und im Sommer den Dampf von erhitzter Pferdehaut absaugen.

Cuticelli ist auch dafür verantwortlich, dass die Halle mit italienischer Oper beschallt wird. Besonders gerne lässt er Pavarotti auflegen. Reagieren die Pferde denn darauf? Cuticelli sagt: "Ich denke, die Pferde mögen es, weil ich es mag."

65 Millionen US-Dollar kostet das Projekt

Der Mann ist Immobilieninvestor und Hundebesitzer, von Pferden hat er keine Ahnung. "Dafür habe ich meine Leute", sagt Cuticelli, der zu seinen Lederschuhen den gleichen Fleecepulli mit Logostickerei trägt wie alle seine Mitarbeiter. Das Marketing ist ganz auf vermögende Pferdebesitzer zugeschnitten, tatsächlich geht es aber um mehr. Cuticellis jüngstes Vorhaben ist ein rund um die Uhr geöffnetes "Tier-Terminal mit Quarantäne-Station" auf dem mehr als 16 000 Quadratmeter großen Gelände, wie es in der Pressemitteilung heißt. 65 Millionen US-Dollar kostet das Projekt. Wenn alles fertig ist - voraussichtlich in diesem Sommer - soll es hier sogar eine eigene Tierklinik geben.

Bislang werden Tiere im internationalen Luftverkehr wie Güter behandelt. Während sich der menschliche Flugreisende über zu wenig Beinfreiheit oder pampige Pasta beklagt, müssen Tiere im Frachtraum des Flugzeugs reisen und bekommen gar nichts zu fressen. Die Umstände vor dem Abflug und nach der Landung sind kaum besser, wenn man Cuticelli glaubt. Die Tiere landeten häufig in Lagerhallen, wo in Regalen Transportbox neben Transportbox stünde. Oft sei es zu kalt oder viel zu heiß.

Hier setzt Cuticellis Business-Idee an. Wenn er über die tierischen Reisetorturen spricht, hört man Katzenbabys jämmerlich maunzen und Pferde erregt schnauben. Und man kann sich gut vorstellen, dass Tierbesitzer gerne bereit sind, Geld dafür auszugeben, dass die eigenen Lieblinge komfortabler reisen.

Fellpflege kostet je nach Haarlänge zwischen 50 und 75 Dollar

In der "Pet Oasis", quasi der Haustierflügel des ARK, können Hund und Katze vor einem Flug entspannen. Künftig wird es auch ein Spa geben ("Paradise 4 Paws"), in dem unter anderem eine "Pawdicure" gebucht werden kann. Weil der Wellness-Bereich noch nicht fertig ist, führt Cuticellis Team eine andere Behandlung vor: Collie Aiden sitzt auf einem höhenverstellbaren Tisch und wird von Tierärztin Dr. Neuendorf mit einem Stethoskop abgehört. Die anwesenden Fotografen und Fernsehteams sind begeistert über die junge Frau im weißen Kittel und den Hund mit dem flauschigen Fell - da ist es auch schon egal, dass Aiden kein Hotelgast ist, sondern der Hund von Rezeptionistin Joanne.

ARK at JFK, Dr. Neuendorf

Ein echter Kamerahund: Aiden mit Dr. Neuendorf (rechts).

(Foto: Johanna Bruckner)

Eine solche Betreuung durch Fachpersonal ist selbstverständlich nicht billig. Eine Nacht in der Haustier-Oase kostet 125 US-Dollar. Für den Transport vom Flugzeug ins Hotel (oder umgekehrt) berechnet das ARK 75 Dollar. Für die Fellpflege werden je nach Haarlänge zwischen 50 und 75 Dollar fällig. Wer möchte, kann außerdem das Premium-Paket dazu buchen und wird in regelmäßigen Abständen mittels Fotos und Textnachrichten über das Wohlbefinden von Hund, Katze oder, in exotischen Fällen, Kaninchen informiert.

Für 350 Dollar am Tag gibt es drei Bündel Heu und zwei Eimer Wasser

Am Ende geht es dabei natürlich immer um das gute Gefühl der Menschen. Und deren Ansprüche wachsen mit der Größe der Tiere. Vor einigen Tagen sei "Valegro" am JFK gelandet, erzählt Kristen McGowan, die so etwas wie die Direktorin des Pferde-Luxushotels ist. Der Hengst ist eines der erfolgreichsten Dressurpferde der Welt, gewann zuletzt bei den Olympischen Spielen in Rio eine Goldmedaille. Die Preise für Sportpferde fangen bei 10 000 Dollar an - Valegro sei praktisch unbezahlbar, erzählt McGowan. "Gott sei Dank hatten wir damit nichts zu tun, ich wollte nicht für ihn verantwortlich sein."

Ihr Chef Cuticelli teilt seine Kunden in drei Kategorien ein: Besitzer von Wettkampfpferden, Besitzer von Zuchtpferden und Neu-Pferdebesitzer, die irgendwo auf der Welt ein Pferd gekauft haben und es nun in den eigenen Stall bringen wollen. Die meisten Kunden kämen aus Saudi-Arabien, Israel, den Niederlanden und Korea. In Cuticellis "Equine & Livestock Export Center" sollen die Tiere vor einem Flug oder zwischen zwei Flügen herunterkommen. Cuticelli spricht von einem Ort, an dem Pferde die Behandlung bekommen, die Menschen am Flughafen längst gewöhnt sind. Dazu gehört für ihn neben Entspannungsmusik auch gutes Essen.

ARK at JFK, John Cuticelli

ARK-Besitzer John Cuticelli führt die Pferdewaage vor.

(Foto: Johanna Bruckner)

In den 13 Quadratmeter großen Boxen liegt "Timothy Hay" aus - der Hummer unter den Heu-Sorten, wenn man Cuticelli glauben mag. Drei Bündel Heu und zwei Eimer Wasser sind im Tagespreis von 350 Dollar pro Pferd inbegriffen. Alles, was darüber hinausgeht, funktioniert wie ein A-la-carte-Menü: Pferdebesitzer können spezielles Heu ordern, zusätzlich Hafer oder Futterergänzungsmittel bestellen.

Live-Schalte in den Quarantäne-Stall

In der Quarantäne-Station, die noch nicht eröffnet ist, wird es weitere Serviceangebote geben. Hier verbringen Pferde, die in die USA eingeführt werden, drei Tage, so verlangt es das Gesetz. Da kommen schnell Tausende Dollar pro Tier zusammen. Es soll eine Liveschalte in den Stall geben. Besorgte Pferdebesitzer können sich dann über das Internet von überall auf der Welt einloggen und ihre Geldanlage beobachten.

Cuticelli hofft, jährlich zwischen 5000 und 8000 Pferde im ARK zu beherbergen. Am Tag der Besichtigung erwartet er sieben Pferde aus Maryland, die hier vor ihrem Flug nach Amsterdam relaxen sollen. Vorerst steht aber nur einziges Pferd im Stall. Messina gehört wiederum einem Angestellten und dient als Trainingspferd für alle neuen Mitarbeiter. Und die Hannoveraner-Stute hat einen zweiten Job: Sie soll möglichen Kunden zeigen, dass Cuticellis Entspannungskonzept mit Pavarotti aufgeht.

Messina lasse sich durch nichts aus der Ruhe bringen, erklärt Pferdehotel-Direktorin McGowan. "Sie ist unsere ARK-Botschafterin." Wenn Messina diesen Satz verstehen könnte, würde sie bestimmt zustimmend wiehern.

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