Wolfratshausen:Pflanzen, Türen, Kettensägen

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In Wolfratshausen präsentiert sich der Baywa-Markt nach dem umstrittenen Umbau erstmals komplett. Er ist doppelt so groß wie früher und bietet entsprechend mehr Auswahl.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Bei den kühlen Temperaturen unter bedecktem Himmel ist am Montag kaum zu merken, dass Frühlingsanfang ist - bis man an die Pfaffenrieder Straße in Wolfratshausen kommt. Dort nämlich präsentiert sich der Bau- und Gartenmarkt Baywa erstmals nach dem Umbau in seiner neuen Größe: In gerade einmal acht Monaten wurde die Verkaufsfläche bei laufendem Betrieb von zirka 4000 auf mehr als 8000 Quadratmeter verdoppelt. Eine "sehr, sehr knappe Bauzeit", wie Patrick Mühlfait, Leiter der Standortentwicklung bei der Baywa Bau & Gartenmärkte GmbH, sagt. Natürlich habe man die Eröffnung bewusst auf den 21. März gelegt, erklärt er im neuen Eingangsbereich, während zahlreiche Kunden ihre Einkaufswagen voller Balkonpflanzen und Blumenerde an ihm vorbeischieben. "Pünktlich zu Saisonbeginn."

Im Stadtrat war die Erweiterung umstritten

Möglich gemacht hat das der Wolfratshauser Stadtrat, der im Juni 2014 die Erweiterungspläne mehrheitlich gebilligt hat - gegen die Empfehlung des Bauausschusses, der sie zuvor mit fünf zu fünf Stimmen abgelehnt hatte. Das Vorhaben, das insgesamt acht Mal im Stadtrat behandelt wurde, war umstritten: Gegner befürchteten Verkehrsprobleme und Auswirkungen auf das Gewerbe in der Innenstadt. In Geretsried torpedierte die Entscheidung Pläne zur Ansiedlung eines eigenen Baumarkts.

Das weiß auch Marktleiter René Heusler, der wie Mühlfait und viele andere am Montag Anzug mit Namensschild trägt. Es sei "nicht ganz unkompliziert" gewesen, räumt er ein. Aber am Ende habe es ja geklappt. Heusler und Mühlfait betonen, wie wichtig die Erweiterung für den Standort gewesen sei. Man sei "in die Breite und in die Tiefe des Sortiments" gegangen, erklären beide im besten Baumarkt-Vokabular. Bau- und Gartenmarkt sei die Wolfratshauser Baywa zwar vorher auch schon gewesen, sagt Mühlfait. "Aber eben nicht mehr zeitgemäß." So sei die Farbenabteilung nun eine "Riesenabteilung" geworden, schwärmt Mühlfait und verweist auf den Farbmix-Service, wo man nun zwischen 1000 verschiedenen Tönen wählen könne. Natürlich kauften die Kunden nicht mehr Farben als früher, sagt er. "Aber sie wollen die Auswahl haben."

Der Umbau hat zehn Millionen Euro gekostet

Mehr als 60 000 Artikel hat der Markt nun aktuell im Angebot. Beeindruckend ist auch die Auswahl an Türen, die rechts gegenüber dem Eingang vom Boden bis zur Decke reichen. Am Montagvormittag ist es aber im Bereich des ursprünglichen Ladens eher ruhig. Um halb elf ist es auch noch zu früh für eine Weinprobe, der Mann am Stand der Bottwartaler Winzer blickt daher über leere Gläser hinweg auf die Keramik der Sanitärabteilung. Geht man vom Eingang nach links, öffnet sich zwischen der Tapeten- und der Elektroabteilung die Verkaufsfläche für Gartenmöbel. Der "Gartencenter-Charakter" sei heute gefragt, sagt Mühlfait. Die Wolfratshauser müssen sich aber wohl noch daran gewöhnen. Jedenfalls sind die Tische, Bänke und Hollywoodschaukeln, die unter Baldachinen und Pavillondächern zum Verweilen einladen, alle leer.

Stolz sind die Betreiber auch auf den neuen Stihl-Shop, der sich gleich hinter den Säcken mit der Körnermischung für Legehennen der Tierfutterabteilung auftut: 16 verschiedene Motorsägenmodelle hängen dort, zu Preisen zwischen knapp 240 und 960 Euro. Die Kindersäge für 28,50 Euro, verrät eine Verkäuferin, mache aber nur Geräusche. Der Gang der US-Marke wird komplettiert durch Rasenmäher, Motorsensen, Helme und Schnittschutzkleidung, die man auch in einer Umkleidekabine anprobieren kann - mit Sitzpolstern in Holzklotzoptik.

Zwar gibt es unter den 57 Baywa-Filialen, die seit 2012 dem Dortmunder Unternehmen Hellweg gehören, einige, die noch größer sind. Die zehn Millionen Euro für den Umbau in Wolfratshausen haben sich aber gelohnt, ist Mühlfait überzeugt. "Wir haben in der Region ein Alleinstellungsmerkmal." Am Montag macht sich das vor allem im neuen Gewächshaus bemerkbar, wo die Kunden unter dem Glasdach nach Blumen im Topf und Erde greifen. "Beet- und Balkonpflanzen gehen heute besonders gut", sagt die Frau am Infostand. Über die Veränderungen der Filiale kann sie jedoch nichts sagen. "Ich bin aus Poing", sagt sie. "Und nur heute hier." Bislang gebe es erst zehn neue Mitarbeiter, sagt Heusler. "Wir stellen noch ein." Für Jobsuchende also gibt der Umbau Anlass zur Hoffnung.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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