SZ-Serie: Winterspuren:Durch Bachtäler ins Rothenrainer Moor

Lesezeit: 2 min

Auf dem Weg von Oberfischbach nach Königsdorf gibt es viel zu sehen - und guten Kuchen.

Von Arnold Zimprich, Wackersberg

Im Landkreis kann man auch im Winter wandern und dabei fernab der großen Touristenströme allerlei entdecken. Moore, Bachtälchen, Höhenrücken mit malerischen Gehöften - dazu zwei gemütliche Einkehrmöglichkeiten: Zwischen Bad Tölz und Königsdorf zeigt sich der Landkreis in seiner ganzen landschaftlichen Vielfalt.

Die Wanderung beginnt an der Bushaltestelle Hoheneck im Wackersberger Ortsteil Oberfischbach, von wo man der Beschilderung Richtung Fischbach in das pittoreske Tal des Peterbauernbaches folgt. Im Kontrast zum Tölzer Touristentrubel wirkt das Bachtal wie eine Ruheoase, obwohl ihm von den jüngsten Stürmen arg mitgespielt wurde - zahlreiche Holzrücke-Wege zeugen davon. Einst thronte die Burg Hohenegg nördlich über dem Taleingang, heute ist davon nicht viel mehr übrig als ein seit Jahrhunderten verwaister Burgstall.

Nach Durchschreitung des Tals und einer kurzen, wurzelgespickten Steilpassage erreicht der Pfad die freien Flächen westlich des Weilers Bürg und verwandelt sich in einen Fahrweg. In einem Wäldchen überschreitet man einen kleinen Pass, der das in die Isar entwässernde Bachsystem des Peterbauernbachs von den Zuflüssen des Lechnerbachs trennt, der zunächst in die Rottach mündet. Den höchsten Punkt der Wanderung hat man nun hinter sich.

Man passiert das eremitenartige Anwesen Lechen. An einem großen Wegkreuz vorbei führt der Weg in eine schluchtartige Einkerbung. Durch dichter werdendes Nadelgehölz führt die Route nun als Hohlweg hinab zum kleinen Dörfchen Fischbach, wo das gleichnamige Gasthaus zur Einkehr einlädt (aufgrund des zeitweiligen Ausflügler-Andrangs wird um Reservierung gebeten).

Die Wanderung führt durch das Rothenrainer Moor. Je nach Tageszeit zeigt sich das Moor in einer anderen Farbgebung, stets bleibt das Auge an einem bestimmten Detail hängen. (Foto: Arnold Zimprich)

Je nach Tages- und Aufbruchzeit sollte man sich den Kuchenhunger unbedingt aufheben: Im nächsten Weiler Hinterrothenrain wartet mit dem Café Bolzmacher eine erstklassige Möglichkeit, sich für die letzten Kilometer zu stärken (unbedingt Öffnungszeiten beachten). Zuvor passiert man mit Fischbachmühl ein weiteres Gehöft - ein an der Scheune lehnender, beeindruckend großer Mühlstein erinnert an die einstige Funktion der Ansiedlung.

Die von Obstbäumen umsäumte Terrasse des Café Bolzmacher ist schon von weitem zu sehen - will man sich aufwärmen, wartet auch der Innenraum des Cafés mit einer beeindruckenden Aussicht auf das Moor und die Berge in der Tölzer Umgebung auf. Die Tochter des Hauses hat ihr Handwerk bei einer der namhaftesten Adressen im Landkreis erlernt, der Konditorei Lugauer in Benediktbeuern. Entsprechend beliebt sind ihre Kuchen und Torten - besonders an schönen Wochenenden, wenn das Café auch von vielen Auto-Touristen frequentiert wird.

Schließlich verlässt man Roudnroa, wie man auf bairisch sagt, und wandert auf breitem Fahrweg gemütlich hinab ins Rothenrainer Moor. Der Fahrweg wird zum Pfad, überquert einen kleinen Bach und führt schließlich auf schmalem Damm auf die Rottach zu, einen der größeren Isarzuflüsse im zentralen Landkreis. Je nach Tageszeit zeigt sich das Moor in einer anderen Farbgebung. Stets bleibt das Auge an einem anderen Detail hängen - sei es das rostrot gefärbte Moorwasser der Rottach, seien es sandfarbene Schilfhalme oder die mattweißen Stämme einzelner Birken.

Dass dieser Weg schon vor Jahrhunderten begangen wurde, zeigt ein verwittertes Pestkreuz am linken Wegesrand aus dem 17. Jahrhundert. Der Pfad hat sich längst wieder in einen Fahrweg verwandelt, der - bald durch Sumpfwiesen, bald durch Wald - bis an die Kreisstraße TÖL 7 heranführt. Viele Kurzausflügler, die lediglich das Rothenrainer Moor aufsuchen, parken hier ihre Autos. In der glücklichen Situation, noch ein wenig weiter wandern zu können, taucht man nach Überquerung der Kreisstraße und einem kurzen Waldstück in die von Drumlins, eiszeitlichen Ablagerungen, geprägte Landschaft östlich von Königsdorf ein. Der hier endende Isargletscher und seine Abflüsse formten die Landschaft. An einer kleinen, tuffsteinernen Kapelle erreicht man schließlich den Königsdorfer Ortsteil Osterhofen.

Wer sich die Wanderung einen der wenigen RVO-Busse erwischt, kann nun direkt von der Bushaltestelle in Osterhofen in etwa 15 Minuten zurück zum Ausgangspunkt nach Oberfischbach fahren. Alle anderen spazieren entlang der Osterhofener Straße in den Königsdorfer Ortskern, wo das Posthotel Hofherr zum gemütlichen Ausklang einer abwechslungsreichen Wanderung einlädt. An der Bushaltestelle Königsdorf Ortsmitte fahren deutlich mehr Busse Richtung Tölz ab als in Osterhofen.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: