Nach Austritt bei den Freien Wählern:Anton Demmel geht zur CSU

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Der Königsdorfer Bürgermeister war nach heftigem Streit mit dem Landrat aus der Fraktion der Freien Wähler ausgetreten. Nun wechselt er ganz das politische Lager - rechtzeitig vor der Kandidatensuche zur Kommunalwahl.

Von Claudia Koestler, Königsdorf

Auf seinem Schreibtisch lag er am Donnerstag bereits ausgefüllt und unterschrieben: der Mitgliedsantrag bei der CSU. Voraussichtlich an diesem Freitag werde er den Antrag nach dem Ortsverband auch beim CSU-Kreisvorsitzenden Martin Bachhuber abgeben, sagt Anton Demmel, Bürgermeister von Königsdorf. Damit sei nun "der zweite Schritt getan", nachdem er im Januar 2015 nach Querelen mit Landrat Josef Niedermaier aus der Fraktion der Freien Wähler im Kreistag ausgetreten war.

Der Zeitpunkt des Wechsels zur CSU klingt nach einer geplanten Gegenkandidatur zu Niedermaier um den Posten des Landrats. Bestätigen will Demmel dies jedoch nicht. Jedenfalls noch nicht. "Das kann man jetzt noch nicht sagen. Wenn man zur CSU wechselt, sind da viele graue Eminenzen und hochtragende Politiker, da steht es mir nicht zu, Forderungen zu stellen." Auch sei ihm für den Wechsel nichts in Aussicht gestellt worden. Aber, so Demmel: "Möglich ist alles." Und er betont, dass "auf alle Fälle im nächsten halben Jahr Nägel mit Köpfen gemacht werden müssen und Entscheidungen fallen werden." Schließlich sei in zwei Jahren Kommunalwahl, da bleibe nicht mehr viel Zeit für Vorbereitungen und Kandidatensuche.

Saubere Kluft: An der Ultrafiltration dividierten sich Landrat Josef Niedermaier und Anton Demmel politisch auseinander. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dass Demmel nun tatsächlich den Wechsel zur CSU vollzieht, über den lange spekuliert worden war, begründet er mit seiner Situation im Kreistag nach seinem Austritt. "Fakt ist, als nicht fraktionszugehöriger Kreisrat ist man das fünfte Rad am Wagen, man könnte auch Depp sagen." Zwar habe er Informationen über das Ratssystem Allris einholen können. "Aber das ersetzt niemals das persönliche Gespräch. Und wenn man in einer Fraktion ist, kriegt man eben auch Stimmungen mit und wie sich Projekte entwickeln." Ein Zurück zu den Freien Wählern habe er allerdings ausgeschlossen. "Irgendwann muss es weitergehen, und es ist kein Geheimnis, warum es bei den Freien Wählern für mich nicht weitergehen kann. Solange die ihren Kandidaten haben, kann ich es mir dort nicht mehr vorstellen."

Entzündet hatte sich der Streit zwischen Landrat Niedermaier und Demmel vor etwa vier Jahren an der Frage nach sauberem Trinkwasser für Königsdorf. Weil darin wiederholt Keime gefunden worden waren, hatte das Gesundheitsamt den Bau einer Ultrafiltrationsanlage für Königsdorf und Geretsried und bis zu ihrer Fertigstellung eine rund drei Jahre andauernde Chlorierung angeordnet. Demmel aber stemmte sich mit den Geretsrieder Stadtwerken gegen das fachliche Urteil des Gesundheitsamts, das er als überzogen und zu teuer ansah. Das Verwaltungsgericht lehnte schließlich die Klagen von Geretsried und Königsdorf gegen die Anordnung des Baus der Ultrafiltration ab. Inzwischen aber hatten sich die einstigen Fraktionskollegen Demmel und Niedermaier, der als Landrat auch Chef des Gesundheitsamtes ist, komplett entzweit. In einer Pressekonferenz 2015 begründete Demmel den Austritt gar mit Diskreditierung durch die Kreisbehörde.

"Natürlich wird vieles am Wasser festgemacht, das war ja auch ein Knaller", sagt er heute. Niedermaier kenne er seit 20 Jahren, und menschlich habe man sich immer verstanden. "Aber fachlich und politisch sind wir ganz auseinander". Die Differenzen umfassten inzwischen die gesamte Kreispolitik. "Wir haben zum Beispiel seit Jahren Probleme mit unserem Kreispflegeheim, wir haben seit Jahren Probleme mit unseren Krankenhäusern, doch es passiert nichts", sagt Demmel. Auch bei der S-Bahn gehe nichts weiter. Martin Bachhuber habe sich indes seit seinem Austritt bei den Freien Wählern um ihn bemüht.

Offiziell verkünden wollte Demmel seinen politischen Wechsel in Absprache mit Bachhuber allerdings nicht, sondern "erst einmal abwarten." Dass die Königsdorfer noch 2014 mit Demmel einen Freien Wähler zum Bürgermeister machten, nun aber einen CSU-Vertreter haben werden, hält er für irrelevant. "Es hat ja zunächst nur Auswirkung auf meine Arbeit in der Kreispolitik." Für die Königsdorfer bleibe er "derselbe Mensch auf dem Bürgermeisterstuhl und vertrete auch keine anderen Werte als vorher."

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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