Musik:Jauchzet, frohlocket!

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An diesem Wochenende dürfte der Glückspegel zwischen Icking und der Jachenau deutlich steigen - allerorten wird gesungen. Um an diesem Vergnügen teilzuhaben, braucht man nicht unbedingt Notenkenntnisse

Von Stephanie Schwaderer

Zwerchfell und Lunge, Zunge, Lippen und Gaumenzäpfchen - all das kommt in Schwung, gibt man der ältesten musikalischen Ausdrucksform Raum: dem Gesang. Zudem hebt gemeinsames Singen erwiesenermaßen die Stimmung. In den kommenden Tagen dürfte der Glückspegel im Landkreis daher merklich ansteigen. Eine Auswahl an Veranstaltungen, bei denen kräftig gesungen wird:

Karaoke für alle

Keine Angst vor falschen Tönen: Das ist die Devise von Volxgesang, einem Münchner Projekt, das Laien zum "Public Singing" animiert. Auf der Bühne steht ein Musiker mit Alleinunterhalter-Qualitäten; die Liedtexte werden auf eine Leinwand projiziert. Der Rest ist Sache der Gäste und bewegt sich erfahrungsgemäß zwischen Skilager-Romantik und Karaoke-Spaß. Der Volxgesang-Abend in Bad Tölz steht unter dem Motto "Scho a bisserl Weihnacht", dürfte aber auch vor der ein oder anderen Rocknummer nicht Halt machen. (Freitag, 9. Dezember, 20 Uhr, kleiner Kursaal, Bad Tölz, Eintritt 12 Euro)

Swingende Gymnasiasten

Gemeinsam geht nicht immer alles leichter, gemeinsam kann ganz schön anspruchsvoll sein, etwa dann, wenn Scharen von Schülern komplexe Harmonien durchsichtig erstrahlen lassen sollen. Der große Chor der Mittelstufe und das Jugend-Symphonie-Orchester des Geretsrieder Gymnasiums haben sich eben das vorgenommen: Gemeinsam präsentieren sie Christmas-Swing-Classics und Pop mit großem Pathos. So stehen in der Aula des Schulzentrums unter anderem Nat King Coles "Christmas Song" und die Classic-Pop-Ballade "The Prayer" auf dem Programm. Der Kammerchor der Oberstufe wagt sich derweil an zwei Gospelarrangements, in denen die Stimmen mehrfach geteilt werden und solistischer Mut gefragt ist. Zu einem feierlichen, bewegten und fröhlichen Weihnachtskonzert tragen außerdem die Big Band, drei Bläserklassen sowie weitere Vokal- und Instrumentalensembles bei. (Freitag, 9. Dezember, 19 Uhr, Schulzentrum Geretsried, Eintritt frei, Spenden willkommen)

Singen beschwingt: Das beweisen die Gospelchöre von Eric Bond. (Foto: Claus Schunk)

Engel und Evas

"Ohne Frauen geht es nicht. Das hat sogar Gott einsehen müssen." Dieses Zitat der italienischen Schauspielerin Eleonora Duse haben die sechs Sängerinnen des Tölzer Ensembles Just Eve zu ihrem Wahlspruch erkoren. Vor einem Jahr fanden sie sich unter der musikalischen Leitung von Dekanatskantorin Elisabeth Göbel zusammen, seither singen sie regelmäßig in Gottesdiensten der evangelischen Kirche in Tölz. Nun geben sie ein Gastspiel bei der "Lichternacht mit Musik" in Bad Heilbrunn. Ihr Repertoire reicht vom klassischen Sanctus, über balladenartige Segenslieder bis hin zu christlichem Pop. Durch den Abend führt Christoph Engel aus Bad Heilbrunn, der ebenfalls Lieder und Klavierstücke zum Programm beiträgt. (Freitag, 9. Dezember, 20 Uhr, evangelische Kirche Bad Heilbrunn, Eintritt frei, Spenden erwünscht)

Feierliches aus Rumänien

Rumänische Kirchengesänge, Bearbeitungen von Volksweisen, Madrigale, Jazz und Negro Spirituals bringen Gäste aus Bukarest nach Geretsried. Der Chor Solemnis gehört der Kirchengemeinde Delea Noua Calist in Bukarest an, die seit 1892 die Tradition des Chorgesangs gepflegt - allen Widrigkeiten zum Trotz. Nun statten 20 Frauen und Männer - die meisten von ihnen sind Studenten oder Absolventen der Nationalen Musikhochschule Bukarest - der evangelischen Kirchengemeinde Geretsried einen Besuch ab. Unter der Leitung von Alexandru Mija singen sie ein abwechslungsreiches Adventsprogramm. Damit setzt Solemnis eine kleine Tradition fort: Seit 2007 begibt sich der Chor in der Vorweihnachtszeit auf Tourneen durch Österreich und Deutschland, um in Kirchen und Konzertsälen, Krankenhäusern oder Kinder- und Seniorenheimen die Ankunft des Herrn zu feiern. (Freitag, 9. Dezember, 19 Uhr, Petruskirche, Egerlandstraße 39, Geretsried)

Der Isura-Madrigal-Chor singt dieses Jahr das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. (Foto: oh)

Knaben-Profis

Für die Buben dürfte es reine Routine werden, für das Publikum ein Hochgenuss: Der Tölzer Knabenchor, der heuer 38 Adventskonzerte zu absolvieren hat, macht für ein Nikolauskonzert auch im Tölzer Kurhaus Station. Natürlich stehen nie alle 70 Knaben des weltberühmten Konzertchors gemeinsam auf der Bühne. Für einen Auftritt werden jeweils etwa 30 Buben eingeteilt. Jeder von ihnen hat die volle Ausbildung genossen und ist seit mindestens vier Jahren dabei. So erklärt sich die überwältigende Klangpracht, die ebenso zu den Markenzeichen des Ensembles zählt wie starke solistische Leistungen. Theresa Förg (Harfe) und Clemens Haudum (Orgel, Akkordeon) begleiten den Chor, die Leitung hat Christian Fliegner. (Freitag, 9. Dezember, 19.30 Uhr, Kurhaus, Bad Tölz, Karten zu 19 Euro unter Tel. 08041/786 70)

Marinos Mysterium

"O Magnum Mysterium" lautet in der katholischen Liturgie eine Zeile des ersten Gebets am frühen Morgen des Weihnachtstages. "O Magnum Mysterium" hat das Vokal-Ensemble Icking auch sein Weihnachtsprogramm überschrieben, das es am Wochenende gleich zweimal singt - einmal in der evangelischen Auferstehungskirche in Icking, zunächst aber in der Tölzer Asklepios-Klinik. Unter der Leitung von Peter Francesco Marino spüren die Sänger dem Geheimnis der Weihnachtsgeschichte unter anderem in vier kontrastierenden Vertonungen des "O Magnum Mysterium" nach: Auf die Komposition des spanischen Renaissance-Musikers Tomás Luis de Victoria folgt die Fassung des dänisch-amerikanischen Komponisten Morten Lauridsen (Jahrgang 1943); und das Magnum Mysterium von William Byrd findet sein modernes Gegenstück in der Vertonung Frank La Roccas. Organisiert wurde das Benefizkonzert von Rüdiger Ilg, dem stellvertretenden Ärztlichen Direktor der Stadtklinik. Er verspricht seinen Patienten eine "schöne Abwechslung vom Therapiealltag" und allen anderen Musikliebhabern eine Einstimmung auf die Weihnachtszeit. Die Einnahmen werden vom Tölzer Rotary Club verdoppelt und kommen dem Mehrgenerationenhaus zu Gute. (Samstag, 10. Dezember, 15 Uhr, Asklepios Stadtklinik, Bad Tölz, Eintritt 10 Euro, Patienten frei; Sonntag, 11. Dezember, 17 Uhr, Auferstehungskirche, Icking, 10 Euro)

Die Tölzer Knaben absolvieren heuer 38 Adventskonzerte. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Gospel-Weihnacht

In der Loisachhalle dürfte es eng und heiß werden - allemal auf der Bühne: 120 Sänger der Gospelchöre aus Pullach und Grünwald haben sich angesagt, die erste "Isartaler Gospel-Weihnacht" zu feiern und ihre Gäste mit Energie, Hoffnung und Lebensfreude zu beschenken. Ein Meister in dieser Disziplin ist ihr preisgekrönter Chorleiter Eric Bond. Geboren in Toledo/Ohio, kam er 1984 nach München und begleitete zusammen mit seinem Bruder und der Band Bond Brothers 130 Late-Night-Shows mit Thomas Gottschalk. Seit 15 Jahren arbeitet er als Komponist und Produzent deutschsprachiger, christlicher Popularmusik. Die deutschen Texte stammen überwiegend von der Theologin Jutta Hager. Bond leitet in und um München acht Chöre und gibt deutschlandweit Workshops. (Samstag, 10. Dezember, 19.30 Uhr, Loisachhalle, Wolfratshausen)

Oberbayerischer Advent

Mitsingen dürfen die Gäste beim Adventskonzert "Es wird ein Stern aufgehen" im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) im Kloster Benediktbeuern - zumindest bei einigen Liedern. Das übrige Programm gestalten Sänger und Musikanten aus Oberbayern unter der Leitung von Ernst Schusser. Es singen und spielen das Vokalensemble, der Dreigesang und die Blechbläser des Volksmusikarchivs sowie das Seehauser Trio. Dazwischen trägt Schusser adventliche Gedanken vor. (Samstag, 10. Dezember, 16 Uhr, Allianzsaal, Maierhof, Kloster Benediktbeuern, 20 Euro).

Bachs Meisterwerk

Jeder Chorist möchte es einmal singen, und auch für viele Nichtsänger ist diese Musik untrennbar mit Weihnachten verbunden: Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Der Isura-Madrigal-Chor hat es ausgewählt, um mit ihm sein Jubiläumsjahr zu krönen. Bach schrieb die sechs Kantaten im Jahr 1734 und verstand es auf vortreffliche Weise, die in den biblischen Texten zugrunde liegenden menschlichen Erfahrungen auf musikalische Weise erlebbar zu machen. Er erzählt vom Suchen und Zweifeln ("Wie soll ich dich empfangen"), aber auch von der überschäumenden Freude darüber, dass Gott Mensch geworden ist ("Jauchzet, frohlocket!"). Der Isura-Madrigal-Chor, der heuer sein 30-jähriges Bestehen feiert, lässt am dritten Advent drei Teile des Oratoriums erklingen - neben der berühmten Kantate I die eher selten gespielten Teile V ("Ehre sei dir, Gott, gesungen") und VI ("Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben"). Solisten sind Roswitha Schmelzl (Sopran), Anja-Maria Luidl (Alt), Taro Takagi (Tenor) und Thomas Stimmel (Bass). Es spielt das Orchester Lodron aus München. Die musikalische Gesamtleitung liegt bei Johannes Buxbaum. (Sonntag, 11. Dezember, 17 Uhr, Kirche Maria Hilf, Geretsried, Karten zu 26 Euro über München Ticket)

Tölzer Tradition

Hirten, Engel, Sänger, Bläser - beim traditionellen Tölzer Adventssingen geht alles Hand in Hand. An dem durchinszenierten Singspiel, dem Kritiker einen ganz eigenen Charme bescheinigen, beteiligen sich heuer wieder mehr als 50 Mitwirkende, darunter das Lehrerensemble der Musikschule, die Geschwister Ertl, das Blechbläserensemble der Tölzer Stadtkapelle und der Fischbacher Chor. Sprecher ist Klaus Wittmann. Die musikalische Leitung liegt bei Judith Geißler-Herzog und Rainer Gruber. Erklärtes Ziel der Tölzer Sing- und Musikschule ist es, den vorweihnachtlichen Hochbetrieb zum Stillstand zu bringen und den Besuchern zu ermöglichen, einen persönlichen Zugang zur weihnachtlichen Botschaft zu finden. (Sonntag, 11. Dezember, 14 und 17 Uhr, Kurhaus, Bad Tölz, Karten zu 25, 18 und 12 Euro im Vorverkauf bei der Tourist-Info, Papeterie Zauner, Buchhandlung Winzerer)

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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