Kooperation mit der TU München:Warum laufen in Geretsried die Keller voll?

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Seit Jahren laufen in Geretsried die Keller voll - wenn es regnet und das Grundwasser steigt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Überschwemmungen sind seit Jahren ein Problem. Jetzt lässt die Stadt die Ursachen untersuchen - trotzdem gibt es Streit.

Bürgermeister Michael Müller (CSU) ist gewöhnlich gefasst und nach allen Seiten freundlich, wenn er Stadtratssitzungen leitet. Am Dienstag aber geriet er wegen einer Intervention des FW-Fraktionssprechers Robert Lug in Rage. Begriffe wie "Schmarrn" und "den Schuh muss ich mir nicht anziehen" fielen. Das Thema waren die seit Jahren bekannten Probleme vieler Geretsrieder, deren Keller bei starkem Regen überschwemmt werden.

Der Auslöser für Müllers Empörung war Lugs Vorwurf, er verschleppe durch die Vergabe von Gutachten konkrete Maßnahmen. Das zur Debatte stehende "Grundwassermanagement", das die Technische Universität (TU) München erstellen soll, wurde am Ende mit 19:9 gegen die Stimmen der Freien Wähler, des FDP-Rats Günter Fuhrmann und des Grünen Detlev Ringer gebilligt.

Die Studie soll 80 000 Euro kosten

Die TU soll eine ganzheitliche Studie für Geretsried erarbeiten - wie sie es bereits für Tacherting im Landkreis Traunstein getan hat. Sie soll alle möglichen Quellen der Überschwemmungen und Veränderungen durch den Klimawandel berücksichtigen. Die Gesamtkosten sind mit 80 000 Euro angesetzt, davon sollen aber 40 bis 50 Prozent über staatliche Förderung gedeckt werden. Das Vorhaben soll nach Darlegung des städtischen Energiemanagers Stefan Mensch im Frühjahr 2016 mit einer Bürgerversammlung beginnen und nach etwa eineinhalb Jahren abgeschlossen sein.

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Lug mokierte sich, ob man nun "das Grundwasser mit Hilfe des ganzen Papiers trocken legen" wolle, das man schon in Auftrag gegeben habe. Bis jetzt liege noch kein Ergebnis der Studie für den Schwaigwaller Bach vor, und vom Stadtklimakonzept habe der Stadtrat auch noch nichts gehört. Müller wies darauf hin, dass die eine Studie nur eine punktuell-regionale sei und die andere keine zum Grundwasser. Lug hielt dem Bürgermeister vor, er lasse Jahre vergehen, ohne etwas gegen die Probleme zu tun. Müller war konsterniert, kommentierte dies aber nicht. An seiner Stelle sagte Wolfgang Möckel (CSU), Müller habe sich des Themas angenommen, nachdem vor seiner Amtszeit nichts geschehen sei.

"Es hat sich doch zehn Jahre kein Mensch darum geschert"

Lug brachte noch das Lorenzareal an der Elbestraße ins Gespräch, auf dem womöglich Wohnungen plus Tiefgaragen gebaut werden, und sagte: "Dann können Sie alle Gutachten in die Tonne treten." Müller wies das als polemisch zurück. Sabine Gus-Mayer (CSU) nahm Lugs Aussage auf und erklärte: Gerade in Anbetracht weiterer Baumaßnahmen mit Tiefgaragen könne die Stadt nicht genug Informationen haben, wie sie die Studie liefern soll.

Detlev Ringer, der am Ende anders als seine beiden Fraktionskollegen abstimmte, sagte, ihm fehlten bei der Vergabe der Studie zu viele Details, er wolle keinen Blankoscheck ausstellen.

Da auch die Kosten der Studie in Frage gestellt wurden, sagte Müller, er verstehe das nicht: "Wir schmeißen an anderer Stelle Millionen raus", das kritisiere niemand. Und als Lug erneut sagte, Müller ergreife auf Jahre hinaus keine konkreten Maßnahmen, sagte er: "Es hat sich doch zehn Jahre kein Mensch darum geschert, warum den Leuten die Keller volllaufen."

Weitere Informationen im Internet unter www.tacherting.de/index.php?id=0,151

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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