Königsdorf:Flüchtlinge ziehen aus Hallen in Häuser um

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In dem Haus im Roßmoosweg ist Platz für insgesamt 36 Menschen. Die Flüchtlinge fühlen sich von den Königsdorfern freundlich aufgenommen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Shahram, Rozan und ihre beiden Kinder sind von der Stockschützenhalle in die neue Unterkunft am Roßmoosweg umgezogen - und freuen sich über ein Zimmer mit einer Tür.

Von Sophia Joos, Königsdorf

Derzeit werden die Asylunterkünfte im Münsinger Gemeindesaal und der Ickinger Turnhalle geräumt. 70 der Asylbewerber, die dort untergebracht waren, werden in die Halle in der früher dort ansässigen Firma Filigranbau in der Blumenstraße in Geretsried ziehen. Dort gibt es für jede Familie einen Container, insgesamt ist Platz für 175 Menschen. Einige sollen auch in Wohnungen in den ursprünglichen Gemeinden bleiben. Helga Happ, Leiterin der Abteilung für soziale Angelegenheiten im Tölzer Landratsamt, erklärt, bei der Vergabe der neuen Wohnorte werde auf besondere Umstände Rücksicht genommen. In Icking gebe es zum Beispiel bereits einige wenige Arbeitsverhältnisse, die man natürlich nicht zerstören wolle.

Auch nehmen die Behörden bei der Einteilung Rücksicht auf Familien, und auch Freunde sollten nicht zu weit auseinander wohnen. "Es erfolgt kein Kahlschlag", sagt Happ. Man habe so zwar momentan einen größeren Aufwand, aber die Bemühungen zahlten sich in langer Sicht aus.

Einige der Flüchtlinge aus Münsing und Icking sind nach Königsdorf gezogen, wo Markus Orterer eine Unterkunft für maximal 36 Personen gebaut hat. Vor allem die Asylbewerber aus der Stockschützenhalle leben nun dort. In den zehn Zweibettzimmer und vier Vierbettzimmer sind im Moment 24 Männer, Frauen und Kinder aus Afghanistan, Syrien, Irak und Somalia untergebracht, unter ihnen auch Shahram mit seiner Ehefrau Rozan und den beiden Kindern Hellin (9) und Anis (5). Sie stammen aus dem kurdischen Teil Iraks.

Seit einigen Tagen sind sie in dem neuen Haus am Roßmoosweg und freuen sich besonders darüber, dass sie in ihrem Zimmer nun die Tür hinter sich zumachen können und so wieder Privatsphäre haben. Das Zimmer ist durch drei große Fenster sehr hell. An die Wand gerückt stehen vier Betten mit Bezügen, auf denen Poststempel abgebildet sind. In einer Ecke steht ein Fernseher. Die Familie schaut sich gerne Tiersendungen an, damit die Kinder Deutsch lernen können. Es gibt auch einen Schrank und einen Tisch mit vier Stühlen. Meist essen allerdings alle Bewohner im gemeinsamen Esszimmer. Wie Shahram erklärt, kochen die Bewohner abwechselnd für alle in der großen Küche, in der es drei Herdplatten und auch drei Waschmaschinen und Trockner gibt. So gibt es oft Gerichte aus den jeweiligen Herkunftsländern, aber auch deutsches Essen. Es gibt jeweils zwei Duschen und zwei Toiletten, getrennt nach Geschlechtern.

Die Kinder seien freundlich in der Gemeinde aufgenommen worden, sagt Shahram. Sechs besuchen die Grundschule, vier den Kindergarten. Oft seien die Kinder nur zum Mittagessen im Haus und dann wieder im Dorf unterwegs, um ihre Freunde zu besuchen, erzählt Shahram. Er freue sich besonders darüber, dass er in einem Dorf gelandet sei, wo er seine Kinder durch die Gegend laufen lassen könne ohne sich Gedanken machen zu müssen. Die gesamte Familie sei auch schon bei den Freunden der Kinder eingeladen gewesen. Viel Unterstützung aus dem Dorf erfahre die Familie auch, wenn sie zum Arzt gefahren müssten. Königsdorfer hätten ihnen zudem geholfen, die geschenkten Fahrräder zu reparieren. Shahram und Rozan bemühen sich Deutsch zu sprechen. Über den Erbauer des Hauses, der auch oft vorbeischaut, sagen sie: "Markus ist gut."

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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