Weihnachtsgeschäft in München:Der beste Verkaufssamstag seit Jahren

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Dicht an dicht: Am zweiten Adventssamstag war es in der Fußgängerzone rappelvoll. (Foto: Florian Peljak)
  • Der Samstag des zweiten Adventswochenendes war für Münchner Geschäfte in der Fußgängerzone der beste Verkaufssamstag seit Jahren.
  • Um 3,5 Prozent wollen die Einzelhändler ihren Umsatz im Weihnachtsverkauf steigern, das entspräche einem Plus von 2,2 Milliarden.
  • Die Nachfrage nach Winterbekleidung kurbelt das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr zusätzlich an.

Von Thomas Jordan, München

Um die 100 Geschenke haben Ramona Schnieringer und ihre Kollegin Astrid Grumbrecht bis zum Mittag schon verpackt. Vom neuesten Dan-Brown-Thriller für den Papa bis zum Fotokalender für die Oma. Gerade haben die beiden Servicemitarbeiterinnen eine Verschnaufpause, nur ein Pärchen wartet am Verpackungstisch hinten im Eck im ersten Stock der neuen Hugendubel-Filiale am Marienplatz. Es ist halb zwei Uhr am zweiten Adventssonntag, vor den Fenstern sieht man die Münchner Glühwein trinken und auf den beiden Etagen der neuen Hugendubel-Filiale drängeln sich die Kunden zwischen weihnachtlichen Postkartenständern und Bücherstapeln.

Bisher laufe das Geschäft richtig gut, sagt Geschäftsführerin Christine Weber. Zwar gibt es heuer sechs verkaufsoffene Adventstage weniger als im vergangenen Jahr. Dafür sei es diesmal aber auch schon deutlich früher losgegangen mit dem Weihnachtsgeschäft bei Deutschlands größtem Buchhändler. Hier am Marienplatz habe man das schon in der Woche vor dem ersten Advent gespürt. Besonders gefragt seien die neuen Romane von Thrillerautor Ken Follett und von Satiriker Walter Moers.

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Der Andrang auf den Hugendubel war so groß, dass sich die Geschäftsführerin Gedanken machte, wie man die Kundenströme am besten durch die beiden Etagen lenkt. "Wir haben zum ersten Mal dieses Jahr Wegweiserinnen", sagt Christine Weber. Insgesamt hat sie in ihrer Filiale die Mitarbeiterzahl für die Adventszeit von 32 auf 48 aufgestockt.

Zurecht, denn Bücher seien an Weihnachten nach wie vor sehr beliebt, sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. Um 3,5 Prozent wollen die Münchner Einzelhändler ihren Umsatz im Weihnachtsverkauf steigern, das sei das Ziel. Das entspräche einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Und das hat besondere Bedeutung für das gesamte Jahresgeschäft: Ein Fünftel des Umsatzes erwirtschaften die Einzelhändler in der Vorweihnachtszeit. "Das Wetter macht mir diesmal Hoffnung", sagt Bernd Ohlmann. Denn während so mancher in den letzten Jahren die Weihnachtseinkäufe im T-Shirt erledigen konnte, "gehen Winterbekleidung und Wintersportartikel dieses Jahr gut".

Große Hoffnungen ruhen auch auf dem Technik-Bereich: Haushaltsgeräte wie automatisierte Saugroboter und Heimkino-Anlagen für die Fußball-WM im kommenden Jahr stehen bei den Verkaufszahlen ganz vorne.

Froh über die kalten Temperaturen sind an diesem Samstagnachmittag auch die vielen Glühweinstandbetreiber in der Fußgängerzone. Der Duft von gebrannten Mandeln und heißem Punsch zieht einem in die Nase, während man sich Mützenbommel an Mützenbommel im Schneckentempo durch die Kaufingerstraße schiebt. Vom Marienplatz bis zum Oberpollinger am Karlstor braucht man am zweiten Adventssamstag zu Fuß länger als zehn Minuten.

Geschäftsführer, die selbst mitanpacken

In der glitzernden Weihnachtswelt des Luxuskaufhauses bittet Geschäftsführer Alexander Repp zunächst um Geduld. Er muss selbst mithelfen, um den Andrang der Kunden zu bewältigen. Und so erklärt er einem Kunden, wo der denn die Tasche einer speziellen Marke finden kann. "Da bin ich mir nicht zu schade dazu", sagt Repp. Der 42-Jährige leitet seit Juni 2015 das Münchner Flagschiff der KaDeWe-Gruppe und ist Chef von 1000 Mitarbeitern des Luxuskaufhauses, das ganz wesentlich vom Weihnachtsgeschäft lebt.

Im Oberpollinger herrsche an einem Adventssamstag "die dreifache Frequenz" an Kunden im Vergleich zu einem normalen Wochenende. Auch für Repp ist das Wetter dieses Jahr der Schlüssel zu einer zufriedenstellenden Bilanz: Ob es draußen schneit oder frühlingshafte 15 Grad hat, sei "letztendlich total ausschlaggebend für ein emotionales Einkaufserlebnis", sagt der Oberpollinger-Geschäftsführer. Und darum, dass die Kunden in freigebige Weihnachtsstimmung kommen, gehe es, gerade im Hochpreissektor.

Ein emotionales Erlebnis, das bekommt bei Peter Eduard Meier in der Brienner Straße schon, wer das holzgetäfelte Landhausstil-Interieur des vormaligen Königlichen Hoflieferants betritt. Schon mittags um 12 Uhr prasseln hier im Kamin im ersten Stock die Holzscheite im offenen Feuer, polieren blaubeschürzte Mitarbeiter Lederschuhe und für die Kunden stehen graue Ohrensessel bereit. Wenn man dem Inhaber Peter Eduard Meier so zuhört, wie er von seinen Schuhen erzählt, deren Leisten nach einer von ihm speziell entworfenen, zehenschonenden Technik gefertigt werden, dann vergisst man für einen Moment die Gleichung "Weihnachtseinkauf ist gleich Megastress".

Der Edel-Schuhmacher sieht sich weniger als Verkäufer, denn als Gastgeber und darauf achtet er auch bei seinen Mitarbeitern penibel. An diesem Samstag zahlt sich das Engagement für ihn genauso aus wie für Christine Weber bei Hugendubel und Alexander Repp im Oberpollinger: "Es war heute einer der besten Tage im regulären Einzelverkauf der letzten fünf Jahre", sagt Meier.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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