Verkehrsführung:Zweiter Tunnel soll Einheit des Englischen Gartens bewahren

Verkehrsführung: Am Gebäude der Münchener Rück (rechts) an der Thiemestraße beginnt die bisherige Bus-Straße durch den Park. Dort soll künftig eine Tram fahren.

Am Gebäude der Münchener Rück (rechts) an der Thiemestraße beginnt die bisherige Bus-Straße durch den Park. Dort soll künftig eine Tram fahren.

(Foto: Google (Screenshot))
  • Neben dem Mittleren Ring könnte auch die zukünftige Tram den Englischen Garten unterirdisch durchqueren.
  • Mit diesem Vorschlag will das Schwabinger Architekten-Ehepaar Hermann Grub und Petra Lejeune einen Kompromiss schaffen, mit dem sowohl die Befürworter als auch die Gegner des Tram-Projekts leben könnten.
  • Für den Englischen Garten wäre die oberirdische Tram-Trasse gar eine Katastrophe, sagen die Architekten.

Von Alfred Dürr

Nicht nur die Autos, die auf dem Mittleren Ring durch den Englischen Garten fahren, sollen in den Untergrund verschwinden - der Stadtrat hat die Planungen für den künftigen Park-Tunnel bereits beschlossen. Nun legen die Initiatoren des Projekts, das Schwabinger Architekten-Ehepaar Hermann Grub und Petra Lejeune, ein weiteres Konzept "zur Rettung des Gartendenkmals von Weltrang" vor. Wenn die umstrittene neue Straßenbahn-Linie durch Schwabing und den Englischen Garten kommen sollte, dann müsse die Trasse unterirdisch durch den Park verlaufen. Grub und Lejeune bezeichnen das als einen guten Kompromiss, mit dem sowohl die Befürworter als auch die Gegner des Tram-Projekts leben könnten.

Nach ihren Planungen würde die Bahn in der Thiemestraße und neben der prunkvollen Zentrale der Versicherung Munich über eine 90 Meter lange Tunnelrampe in den Englischen Garten einfahren. Die Trasse verläuft dann weiter unter der bisherigen Straße, auf der jetzt noch die Busse fahren. An der Tivolistraße geht es auf Höhe der Universitätsgebäude wieder nach oben. Wenn es sein muss, sagt Grub, könnten auch Busse und Rettungsfahrzeuge durch den etwa einen Kilometer langen Tunnel fahren.

Grub und Lejeune gehen von Baukosten in Höhe von 45 Millionen Euro aus. Dieser Betrag liege um 16 Millionen Euro höher als der Betrag für die geplante oberirdische Linie, bei der die Straßenbahnen mit Akkus ausgestattet werden sollen; so will man verhindern, dass Masten mit Oberleitungen in den Park gebaut werden. Nachrüstungen oder Neuanschaffungen von Akku-Trams schlagen nach Aussage von Grub und Lejeune mit zweistelligen Millionenbeträgen zu Buche. Die Frage sei letztlich, was der Stadt, dem Freistaat und den Bürgern ein wieder vollständig ungeteilter Park wert sei. Es stehe eine Entscheidung an, die weit über das politische und finanzielle Tagesgeschäft hinausgehe, weil man mit dem Tram-Tunnel den Englischer Garten "retten kann - und zwar für immer".

Verkehrsführung: Die Architekten Hermann Grub und Petra Lejeune haben nun die Idee präsentiert, die geplante Tram-Strecke an der Thiemestraße in einem Tunnel verschwinden zu lassen. Simulation: Architekturbüro Grub+Lejeune

Die Architekten Hermann Grub und Petra Lejeune haben nun die Idee präsentiert, die geplante Tram-Strecke an der Thiemestraße in einem Tunnel verschwinden zu lassen. Simulation: Architekturbüro Grub+Lejeune

Auseinandersetzungen über den Bau einer Straßenbahnlinie durch den Englischen Garten gibt es seit 100 Jahren. Grub und Lejeune haben jetzt ein großes Werbeposter für ihre Idee beim Chinesischen Turm aufgestellt. Darauf ist ein Zitat aus der Bayerischen Umschau aus dem Jahr 1926 abgedruckt: "... wenn es also wirklich unumgänglich notwendig ist, (...) dann darf nur das Projekt verwirklicht werden, das schon vor 20 Jahren einmal empfohlen worden ist: die Bahn muss als Unter-Straßenbahn, d.h. in einem (...) Tunnel durch den Park geleitet werden."

Anfang des Jahres hatte der Stadtrat mit großer Mehrheit die Planungen für die Tram durch den Englischen Garten auf den Weg gebracht. Die Trasse durch den Park soll Teil der sogenannten Tram-Nordtangente von Neuhausen über Schwabing nach Bogenhausen werden. Bisher verkehren auf der Straße durch den Park nur Busse. Über die Park-Tram wird heftig debattiert, vor allem in der CSU. Sie führte lange Zeit die Truppe der Gegner an. Vor einem Jahr gab Horst Seehofer, damals noch bayerischer Ministerpräsident, überraschend grünes Licht für das Projekt. Grub und Lejeune würden nach all dem Streit die Tram durch den Park am liebsten ganz begraben. Denn auch für die Straßen und die Nachbarschaft in Schwabing wäre die Linie eine Belastung. Grub befürchtet Oberleitungen vor denkmalgeschützten Hausfassaden, die Beseitigung von Bäumen und Parkplätzen sowie Staus in den umliegenden Seitenstraßen und vor allem an der Kreuzung mit der Leopoldstraße.

Für den Englischen Garten wäre die oberirdische Tram-Trasse gar eine Katastrophe, sagen die Architekten. Denn lägen die Gleise erst einmal, kämmen weitere Baumaßnahmen hinzu: Sicherheitsgitter an zehn Übergängen für Passanten und weitere Absperrungen oder Ampelanlagen. Skeptisch ist auch Bayerns oberster Denkmalpfleger, Generalkonservator Mathias Pfeil. Er kritisiert, dass die Bilder zur Park-Tram wenig aussagekräftig seien. Die Frage sei, ob der Platz für die Tram auf der bestehenden Bus-Trasse ausreiche. Ausweitungen werde er keinesfalls zustimmen. Die renommierte Kunsthistorikerin Iris Lauterbach, eine Expertin für die Geschichte des Englischen Gartens, sagte bei der Präsentation der Tunnelidee: "Man müsste in München noch mehr verstehen, welches Juwel man mit dem Park hat, und entsprechend sorgsam mit ihm umgehen."

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