Konzertveranstalter in der Corona-Krise:Stille Nächte

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Private Musikbühnen und freie Pop- und Klassik-Agenturen setzen den Konzertbetrieb eigenständig aus. Statt der 25-Prozent-Regel hätten sie sich von der Staatsregierung lieber ein komplettes Verbot gewünscht.

Von Michael Zirnstein, München

Am Dienstag wurde es ein letztes Mal laut im Backstage, beim schon eingedampften "Impericon"-Metal-Festival. "Es war das letzte Konzert im Jubiläumsjahr unseres 30-jährigen Bestehens", stellt der Betreiber Hans-Georg Stocker fest, "es endet, wie es angefangen hat: still." Der Konzertbetrieb ist lahmgelegt. 25 Prozent Auslastung, Masken, viel leerer Raum, lange Schlangen und ein riesiger Personalaufwand beim Kontrollieren der Fans, Bands und Mitarbeiter - das wollen die Musiker nicht, und die Veranstalter können es sich nicht leisten. So beschreibt Stocker die Lage, so sieht man es auch bei vielen anderen Pop-Orten von Muffatwerk über Strom bis Milla, die alle schließen bis 15. Dezember.

Im Verband der Münchner Kulturveranstalter (VdMK) ist man sich einigermaßen einig: "Dann lieber gleich alles zumachen", findet der VdMK-Vorsitzende Patrick Oginski, der mit seiner Agentur Polarkonzerte gerade den mit 2000 Gästen ausverkauften Auftritt von Kummer verschiebt. Von der Staatsregierung hätten sich viele freie Veranstalter ein rechtssicheres Verbot aller Konzerte gewünscht, dann hätte auch der Ausfall-Fonds des Bundes gegriffen. Die Hallen zu einem Viertel füllen zu dürfen, mache alles komplizierter: Wen wählt man aus? "Das will ich gar nicht entscheiden", sagt Frank Bergmeyer, Betreiber des Strom und der Agentur Propeller. Er versucht, das meiste zu verschieben, wie Bullet For My Valentine im Zenith auf 2023, anderes haben Bands wie die Kytes selbst abgesagt.

Die 25-Prozent-Regel sei "für die Hochkultur" (Oginski), zumindest für "subventionierte Veranstalter" (Bergmeyer). Was teilweise stimmt: Tendenziell spielen die staatlichen und kommunalen Orchester mit ihren Angestellten-Ensembles weiter, während private Klassik-Veranstalter wie Münchenmusik ihren Klassikbetrieb aussetzen.

Man könne zwar auf den zweiten Bundes-Fonds hoffen, der bei 25-Prozent-Shows den Ertrag verdoppele, aber dem stünde ein hoher bürokratischer Aufwand entgegen, so Oginski. Er will dennoch einige, gerade weniger gut verkaufte Shows in Stadthallen wie der Germeringer durchziehen. "Um die Lethargie zu brechen, weil die Leute sind happy, wenn sie kommen."

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