Umbau:So sieht das neue Hugendubelhaus am Marienplatz aus

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Das Hugendubelhaus am Marienplatz hat eine neue Fassade bekommen. Die "Diamanti" sind nicht aufgeklebt, sondern aus der Naturstein-Fassade geformt. Sie sorgen für ein besonderes Spiel von Licht und Schatten. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Seit einem Jahr wird das Hugendubelhaus am Marienplatz umgebaut. Nun sind die Gerüste entfernt worden, die klassisch-schlichte Fassade ist zu erkennen.
  • Innen wird es auch nach der Eröffnung im kommenden August wieder Bücher von Hugendubel geben, auch der Presseclub und die Gaststätte von Karl-Heinz Wildmoser kehren zurück.
  • Neu ist der Einzug der Telekom. In den oberen Stockwerken entstehen außerdem exklusive Hotelzimmer.

Von Alfred Dürr, München

Es liegt an der prominentesten Stelle des Altstadtensembles - das sogenannte Hugendubelhaus am Marienplatz, gegenüber dem Rathaus. Seit einem Jahr wird der 1957 errichtete und inzwischen mehrmals umgebaute Komplex erneut verändert, von außen und von innen. Die Gerüste sind entfernt, jetzt ist die klassisch-schlichte und von hochwertigen Materialien geprägte Fassade zu erkennen. Die künftigen Mieter bauen gerade ihre Etagen aus. Die Eröffnung des Hauses ist für kommenden August geplant.

In den Neunzigerjahren sollte die damalige Fassade Ausdruck des modernen Münchens sein. Zwei Schächte für die Panoramaaufzüge prägten die Hausfront. Eine vorgehängte Stahlkonstruktion, die im oberen Teil des Hauses wie eine Dornenkrone wirkte, sollte einen besonderen architektonischen Akzent setzen. Geglückt war dieser Auftritt allerdings nicht. Architekturkritiker fühlten sich an eine aufgetakelte Landpomeranze erinnert.

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Auch die Bayerische Hausbau war als Eigentümerin nicht mehr zufrieden mit ihrer Immobilie. Außerdem liefen die Mietverträge aus, Haustechnik und Brandschutz genügten nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Also entschloss sich die Hausbau zu einem umfassenden Facelift mit völlig neuem Erscheinungsbild. Das heißt: ein deutlich zurückhaltender Auftritt, der sich möglichst elegant in die Nachkriegsarchitektur der Häuserzeile am Marienplatz einordnet.

Der Architekt des Umbaus ist Gert Goergens, der in den vergangenen Jahren als Stadtheimatpfleger Leitlinien für das Planen und Bauen in der Altstadt erarbeitet hat. Seine intensive theoretische Befassung mit dem Thema konnte er also am konkreten Beispiel in die Praxis umsetzen.

Goergens spricht von einer "Fassade für den zweiten Blick, die ihre Besonderheit im Näherkommen und im Detail offeriert". Das bezieht sich vor allem auf die speziellen Strukturen in den Natursteinflächen aus Kelheimer Auerkalk. Aus der Fassade heraus erheben sich kleine, pyramidenförmige Strukturen, die sogenannten Diamanti. Sie bewirken ein sich ständig wandelndes Muster aus Licht und Schatten. Das ist ein klassisches Gestaltungsmotiv in der Baukunst, das man in beeindruckender Form am Palazzo dei Diamanti in der italienischen Stadt Ferrara findet. Einige dieser Diamanti fehlen in den zahlreichen Reihen. Ein kleines Gestaltungsspiel: Der Architekt hat diese Teile locker auf der Putzfassade zum Rindermarkt hin verteilt.

Jürgen Büllesbach, der Chef der Bayerischen Hausbau, freut sich über die ruhige, unaufgeregte und doch auch spezielle Haltung des Hauses. Durch die Revitalisierung nähert sich für ihn das Gebäude wieder den feingliedrigen, gut proportionierten und mit Lochfassaden versehenen Nachbargebäuden an und bildet ein qualitätsvolles Gegenüber zum Rathaus.

Genauso interessant wie dieses "neue Gesicht" am Marienplatz dürfte auch das Innenleben des Hauses werden. Wo früher die Buchhandlung Hugendubel das Entree prägte, wird sich künftig die Telekom mit ihren Produkten positionieren. Ursprünglich sollte Hugendubel ganz aus dem Gebäude verschwinden. Das hatte für einigen Wirbel in der Öffentlichkeit gesorgt - Bücher müssten in der Innenstadt bleiben. Das wird nun auch so sein. Telekommunikations- und Buchliebhaber sollen gleichermaßen am Marienplatz auf ihre Kosten kommen. Die Buchhandlung wird einziehen, etwas kleiner als bisher und mit dem Eingang gegenüber dem Alten Peter.

Im fünften und sechsten Obergeschoss eröffnen die Brüder Carl, Michael und Stephan Geisel, die aus einer traditionsreichen Münchner Hoteliersfamilie stammen, eine "Stadtresidenz" mit nur 19 Zimmern. Ausgerechnet in der Innenstadt mit seinen vielen Beherbergungsbetrieben ein weiteres Hotel? Carl Geisel setzt auf eine Marktlücke. Das "Beyond by Geisel" sieht er als "Münchens größtes Wohnzimmer". Um das tageslichthelle Atrium, das komplett mit vollen Bücherregalen umgeben ist, gruppieren sich die offene Küche und die luxuriösen Zimmer. Bei Bedarf können Einzelpersonen oder Unternehmen für ihre Gäste den gesamten Betrieb mieten. Butler und eigener Koch stehen bereit. Den Blick auf das Rathaus gibt es inklusive.

Zwei weitere Stammmieter kehren neben Hugendubel ins Haus zurück. Das sind der Presse-Club München und Karl-Heinz Wildmoser mit seiner Gaststätte im Erdgeschoss und im ersten Untergeschoss. Die Bauzeit hatte Wildmoser mit einem Imbisswagen auf dem Marienplatz überbrückt. Dieses Provisorium hat bald ein Ende.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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