Foodtruck:Der "Herr von Schwaben" bringt Spätzle und Maultaschen nach Starnberg

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Andreas Weidner, ehemals Wirt in der "Poeterie", tourt mit einem Imbisswagen durch den Landkreis.

Von Otto Fritscher, Starnberg

Er wollte sein eigener Chef sein und nicht mehr ganz so viel fahren wie bisher im Außendienst eines Logistikunternehmens aus der Lebensmittelbranche. Aber das Steuerrad ganz aus der Hand zu geben, das kommt für Andreas Weidner offenbar auch nicht in Frage. Der Feldafinger hat sich einen Food-Truck samt Anhänger zugelegt, in schickem Braun, mit dem Firmenlogo "Herr von Schwaben". Nein, Weidner selbst ist zwar kein Schwabe, sondern Lizenznehmer bei einem Unternehmen, das eben eine "Gastronomie auf Rädern" betreibt, wie Weidner sagt. Im Angebot sind "handgemachte schwäbische Spezialitäten".

Drei Standorte fährt Weidner im Landkreis Starnberg an, immer von 11 bis 14 Uhr: Dienstags steht der Wagen im Starnberger Gewerbegebiet an der Petersbrunner Straße. Mittwochs ist der Standplatz bei der Endorepair GmbH im Weßlinger Gewerbegebiet Argelsrieder Feld, am Donnerstag kreuzt Weidner beim Alln Teamsport GmbH an der Zeppelinstraße im Gewerbegebiet Gilching Süd auf und am Freitag bei der PSI Cro Deutschland GmbH im Gewerbegebiet Steinkirchen zwischen Planegg und Gräfelfing.

"Der Standplatz ist das A und O", sagt Weidner, ein gelernter Koch. Bevorzugt fährt er Gewerbegebiete an, in denen viele Menschen arbeiten, wo es aber keine oder wenig preiswerte Mittagsgastronomie gibt. Aber Weidner braucht ein Unternehmen, das bereit ist, ihm als "Herr von Schwaben" für ein paar Stunden in der Woche einen Fleck zur Verfügung zu stellen, wo er seinen Wagen parken und ein paar Stehtische aufbauen kann. "Ich kenne in Starnberg schon die Firmen an der gesamten Moosstraße", sagt Weidner; bei etlichen ist er vorstellig geworden. Seit September ist Weidner mit seinem Food-Truck samt Anhänger unterwegs, begleitet von seiner 21-jährigen Tochter Franziska, die für den Service zuständig ist.

Der Arbeitstag beginnt gegen acht Uhr mit dem Einräumen der Ware in die Kühlschränke an Bord. Angekommen am Standplatz, werden Kartoffeln geschält, gekocht und zu Kartoffelsalat verarbeitet. Im Durchschnitt drei bis vier Kilo täglich. Es können aber auch mal 20 Kilogramm Kartoffeln sein wie auf dem Standplatz bei einem großen Unternehmen in München, den Weidner alle zwei Wochen anfährt.

Auf dem Speiseplan stehen acht Menüs, zumeist schwäbische Spezialitäten wie Maultaschen in diversen Variationen, und natürlich Spätzle, mal mit Linsen, mal als Käsespätzle; und natürlich gibt es auch den Klassiker Bratwurst mit Kartoffelsalat. Geliefert werden die Rohstoffe von einer Metzgerei auf der Schwäbischen Alb. Wenn um 14 Uhr Schluss ist, geht das Aufräumen los, dann muss alles geputzt werden, bevor es nach Hause geht, wo die Büroarbeit wartet.

Langsam scheint es sich herumzusprechen, dass es einen neuen Imbisswagen im Starnberger Gewerbegebiet gibt. "Ach wie schön", sagt eine Frau, "ich wollte morgen selber Maultäschle machen, aber die gibt's ja heute bei Ihnen." Das ist es auch, was Andreas und Franziska Weidner am Herzen liegt und am meisten Spaß macht: Zeit zu haben für einen Plausch mit den Kunden. Oder sollte man lieber Gästen sagen? Weidner kennt sich in der Gastronomie aus, ist nicht nur Koch, sondern auch Hotelbetriebswirt. Und er hat in Starnberg schon mal ein Lokal geführt, die "Poeterie" an der Angerweide von 1993 bis 1998. Jetzt hat er sozusagen wieder sein eigenes Lokal, wenn auch eines auf Rädern. "Ich bin jetzt Streetworker", scherzt Weidner.

Und Starnberg ist Weidner noch auf andere Weise verbunden: Seit der Gründung der Starnberger Stadtkapelle im Jahr 1983 spielt er mit Unterbrechungen dort Trompete und Flügelhorn.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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