Prozess:Bierlaster kracht gegen Unterführung - Getränkefirma verklagt Feuerwehr

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Für das Aufräumen der Bierkisten hatte die Feuerwehr 5200 Euro in Rechnung gestellt. Das ist dem Unternehmen zu teuer.

Von Toni Wölfl

Morgens um sieben im Berufsverkehr auf der Rosenheimer Straße. Stau am Knotenpunkt, nichts geht mehr. Ein Bierlaster ist in eine Unterführung gekracht, der Fahrer hatte offenbar die Höhe seines Lastwagens unterschätzt. Kaputte Bierflaschen liegen auf der Straße, der Lkw steckt in der Unterführung fest, und die Autos stehen auf der gesperrten Verkehrsader. Die Feuerwehr räumt die Bierkästen auf - und muss sich dafür jetzt, eineinhalb Jahre später, vor Gericht verantworten: Die Getränkefirma will die Einsatzkosten nicht zahlen. Am Mittwoch hat das Verwaltungsgericht darüber verhandelt.

Es geht um 5200 Euro. Zu viel für den Feuerwehreinsatz, meint die Getränkefirma und legte Widerspruch gegen den Gebührenbescheid der Branddirektion ein. Gleichzeitig bot sie 2500 Euro für eine außergerichtliche Einigung an. Die Landeshauptstadt lehnte ab. Nun trafen sich beide Parteien vor Gericht.

"Technische Hilfe, groß." So lautete am 18. Juni 2015 der Alarm von der Integrierten Leitstelle, erinnert sich Brandrat Stephan Klotz. Der technische Einsatzleiter der Feuerwehr München war beim Prozess als einziger Zeuge geladen, die Kläger schickten nur ihren Rechtsanwalt vor. Und weil der die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes in Zweifel zog, erzählte der Brandrat detailreich die einzelnen Arbeitsschritte an jenem Vormittag. "Teile der Ladung waren beschädigt und verschoben." Es wurden beide Fahrtrichtungen gesperrt, im Falle, dass die Bierkästen auf die Straße kippen würden. "Uns war klar, dass es nicht möglich war, mit dem Bierlaster zum Paulanergelände zu fahren." Einzige Möglichkeit: den Laster am Ort abladen. "Einmal 'nen 36-Tonner von Hand ausräumen. Das braucht Zeit", sagte der Brandrat.

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Schneller wäre es mit einem geeigneten Lader der Brauerei gegangen, meinte er. Aber die habe abgelehnt und nur einen Ersatzlaster geschickt. "Dann hat es sich entsprechend hingezogen. Aber wie sagt man bei der Feuerwehr: viele Hände, schnelles Ende." Mittags war die Aktion beendet und die Straße wieder freigegeben. Den demolierten Bierlaster eskortierte die Feuerwehr zurück aufs Brauereigelände.

Anwalt Dieter Baechler lotete beim Prozess aus, ob die Wehr nicht kostengünstiger hätte arbeiten können. Warum denn gleich zwei Einsatzfahrzeuge? Hätten nicht auch weniger als 19 Feuerwehrkräfte genügt? "Das Kistenstapeln ist Knochenarbeit", konterte der Brandrat. "Wir haben durchgetauscht." Die Richterin machte keinen Hehl daraus, auf wessen Seite sie tendiert: "Wollen Sie Ihre Klage aufrechterhalten, nachdem Sie gesehen haben, was die Feuerwehr alles gemacht hat?", fragte sie den Anwalt der Getränkefirma. Ja, die Klage werde nicht zurückgenommen. An diesem Donnerstag soll das Urteil verkündet werden.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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