München:Planungsbüro des Satellitenterminals am Flughafen muss Insolvenz anmelden

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Ärger um den Flughafen München: Laut Betreibern haben die Planer Fehler gemacht. (Foto: Marco Einfeldt)
  • Das Architektenbüro, das das neue Satellitenterminal am Flughafen München geplant hat, hat Insolvenz angemeldet. Noch ist die Firma aber zahlungsfähig.
  • Der Geschäftsführer beklagt, dass Lufthansa und Flughafen als Betreiber des Terminals mindestens 900 000 Euro an Honoraren nicht bezahlt hätten.
  • Die Betreiber verweisen auf eine umfangreiche Liste von Mängeln, an denen das Planungsteam schuld sein soll.

Von Dominik Hutter und Pia Ratzesberger

Dreieinhalb Monate nach der pompösen Eröffnung des neuen Satellitenterminals am Münchner Flughafen hat dessen Generalplaner Insolvenz angemeldet, dem Architektenbüro Koch und Partner droht die Zahlungsunfähigkeit.

Geschäftsführer Norbert Koch zufolge ist der alleinige Grund für den Insolvenzantrag, dass die Flughafen München GmbH sowie die Lufthansa das Büro nicht mehr wie ausgemacht für seine Arbeit bezahlten. "Es ist tragisch, wenn man nach mehr als 40 Jahren Planung für den Flughafen in solch einer katastrophalen Situation endet." Flughafen und Lufthansa weisen Honorarforderungen Kochs zurück und verweisen ihrerseits auf millionenschwere Nachforderungen an das Büro.

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Der Flughafen hatte nach Fertigstellung des Terminals Ende April eine Mängelliste vorgelegt mit mehr als 300 Punkten, die angeblich der Generalplaner und seine Subplaner zu verschulden hätten. Als das Architekturbüro eigenen Aussagen zufolge einen Vergleich vorschlug und damit auf einen Teil seiner noch ausstehenden Honorarforderungen verzichtet hätte, legte der Flughafen eine zweite, neue Mängelliste vor. Damals war von 16,4 Millionen Euro die Rede, die Koch und Partner dem Unternehmen noch zu zahlen hätte.

Das Architekturbüro wiederum pocht darauf, dass noch etwa zwei Millionen Euro an Honoraren ausstünden, "um den genauen Betrag kann man sich streiten, mindestens aber sind es 900 000 Euro", sagt Norbert Koch.

Schon einmal wurde nachverhandelt, das Team verkleinert

Sein Büro hatte bereits im Jahr 2003 das Terminal 2 am Flughafen geplant, beim Satellitenterminal allerdings gab es schon während der Planungs- und Bauzeit ziemlichen Ärger. 2008 hatte man den Vertrag geschlossen, doch wegen Verzögerungen - bedingt durch die beiden Gesellschafter Flughafen und München und Lufthansa - hätte alles viel länger gedauert als ursprünglich veranschlagt.

2014 habe man noch einmal nachverhandelt, sagt Norbert Koch. Damals hätte er die Flughafenmannschaft bei sich im Büro bereits stark verkleinern müssen. Am Anfang seien sie um die 60 Mitarbeiter gewesen, heute nur noch etwa 25. Dass der Auftrag ihn aber mal zu einem Insolvenzantrag wird zwingen müssen, hätte er sich niemals vorstellen können, er habe nie damit gerechnet, dass "man uns mal so bewusst fertig macht".

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Von fast der Hälfte der Mängel auf der zweiten Liste habe er bisher noch nie etwas gehört, zum Beispiel seien dort 472 000 Euro an Kosten für einen Herren veranschlagt, der "unterstützend bei der Terminplanung" beteiligt gewesen sei. Norbert Koch habe den Namen dieses Mannes aber noch nie gehört.

Das Amtsgericht München hat gestern nun Christian Gerloff von der Kanzlei Gerloff Liebler Rechtsanwälte zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, sein Sprecher gab bekannt, dass der Grund für die drohende Zahlungsunfähigkeit wohl die ausgebliebenen Honorare des Flughafens seien. "Das scheint wohl so zu sein, aber der Insolvenzverwalter ist auch erst seit gestern bestellt und muss sich nun einen Überblick verschaffen", sagt der Pressesprecher. Die Firma Koch und Partner hätte sich auf den Insolvenzantrag aber gut vorbereitet, da sie momentan auch noch zahlungsfähig sei und die Zahlungsfähigkeit momentan eben "nur" drohe.

Flughafen und Lufthansa reagierten mit einer Kündigung - auf die Kündigung

Norbert Koch hofft, dass seine anderen Bauherren Verständnis für die Situation haben und sich nicht abschrecken lassen. "Wir hoffen sehr, dass die zu uns stehen und auch neue Projektpartner nicht abspringen."

Flughafen und Lufthansa, die das Satellitenterminal gemeinsam in Auftrag gegeben haben und nun betreiben, verweisen darauf, dass sämtliche Regressforderungen "zeitnah detailliert und schriftlich angezeigt" worden seien. Es gehe um Mängel in der Planung und Baukoordination, so Flughafensprecher Ingo Anspach. Da gebe es klar einen Dissens mit dem Architektenbüro. Details wolle man wegen der anstehenden gerichtlichen Auseinandersetzungen nicht nennen. Der Generalvertrag sei zunächst von Koch und Partner gekündigt worden, die Bauherren hätten darauf ebenfalls mit einer Kündigung reagiert.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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