Maxvorstadt:"Welche Facebook-Einladung ist denn da außer Kontrolle geraten?"

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Ausgerechnet die CSU hat auf dem Münchner Josephsplatz ein rauschendes Fest gefeiert. Anwohner klagen über Scherben und Lärm bis in den Abend - und Besucher über die zu lange Schlange beim Ausschank.

Von Johannes Korsche, Maxvorstadt

Es ist eine der wichtigsten Fragen, die Politiker heutzutage beantworten müssen. Wie interessiere ich vor allem junge Leute für Politik - am besten natürlich für die eigene? Die CSU Maxvorstadt ist am Samstag einen offensichtlichen und zugleich nahezu innovativen Weg gegangen: mit Alkohol, genauer mit dem ersten Weinfest auf dem aufgehübschten Josephsplatz.

Und wie das so ist mit Veranstaltungen im Sommer, bei denen Live-Musik, Alkohol und eine dekorative Kulisse zusammenkommen, strömten die Besucher, beziehungsweise die Politikinteressierten, in Massen vor die Josephskirche. Kein Wunder, schließlich hatten sich ja unter anderem Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU), Kultus-Staatsminister Ludwig Spaenle (CSU) und CSU-Bundestagskandidat Bernhard Loos angekündigt.

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Doch auf manche Feier folgt ein Kater. In Falle des Weinfests folgten Beschwerden der Anwohner. Von Dauerbeschallung und überfüllten Mülleimern, von herumliegendem Dreck und leeren Flaschen sowie Scherben auf dem Kinderspielplatz im hinteren Teil des Platzes schreibt eine Anwohnerin auf Facebook.

Das soziale Netzwerk dürfte ohnehin eine wesentliche Rolle dabei gespielt haben, so viele Wähler auf den Josephsplatz zu locken. Mehr als 17 000 Nutzer waren an der Veranstaltung interessiert, gut 1600 haben ihr Kommen auf der Plattform bestätigt. Oder wie Katharina Blepp, SPD-Fraktionssprecherin im Bezirksausschuss (BA), sagt: "Um 21 Uhr habe ich mich gefragt: Welche Facebook-Einladung ist denn da außer Kontrolle geraten?"

Gerhard Mittag (CSU) entschuldigt sich in der Sitzung des Bezirksausschusses für die Ausmaße des Festes. "Es ist jetzt leider passiert", sagt er. Bis um vier Uhr in der Nacht habe er mit anderen Helfern noch versucht, den Platz vom gröbsten Unrat zu befreien. Auch am nächsten Tag habe er von 10 Uhr an wieder beim Aufräumen geholfen. Für ein mögliches Weinfest nächstes Jahr gelobt die CSU Besserung und verweist auf die natürlichen Probleme einer Premiere. Bei Wiederholung könnten etwa Ordner auf den Spielplatz aufpassen und verhindern, dass Erwachsene mit Glasflaschen diesen Bereich betreten.

Ebenfalls ein drängendes Problem: Ein Besucher beschwerte sich per Facebook-Post über die "lange Schlange am Ausschank". Dem will sich die CSU Maxvorstadt beim nächsten Mal "zentral widmen", wie sie auf Facebook antwortet. Nicht dass die Politikinteressierten zu durstig sind, um den Reden zu lauschen.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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