Onkel Ali:Mehr als ein normaler Dönerladen

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Döner in schöner: Es war der Traum von Ali Turgut, ein Lokal zu eröffnen, das mehr ist als eine Dönerbude. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Lokal hat eine schicksalhafte Geschichte - es gibt eine Zeit mit Onkel Ali und die ohne. Für die orientalischen Gerichte lohnt sich der Besuch jederzeit.

Von Helene Töttchen

Ali Turgut hatte einen Traum. In dem kam der Spruch "mit allem und schön scharf" nicht zwingend vor. Er hatte in vielen Dönerbuden in München gearbeitet, aber etwas fehlte ihm: Essen, an das man sich erinnert, das man nicht überall bekommt. Als er mal wieder seinen Job in einem Dönerladen verlor, weil der dicht machte, beschied ihm ein Stammgast: Du machst einen eigenen Laden auf. Ein Kollektiv von fünf Unterstützern um Stammgast Hubert Honold fand sich, darunter Werbeleute, ein Jurist, ein Finanzmensch. Keiner hatte Ahnung von Gastronomie, aber die hatte ja Turgut, besser bekannt als "Onkel Ali", wie ihn Freunde riefen.

So starteten also Turgut und sein Kollektiv im vergangenen Juli das Lokal Onkel Ali im Westend, und manche sahen die Lage gegenüber von Lotto Bayern am Alten Messeplatz als gutes Zeichen. Der Laden brummte, Turgut mittendrin, der Zuhörer, der Kommunikator. Viel internationales Publikum kam, auch weil die Bewertungsplattform Tripadvisor Onkel Ali zu den besten orientalischen Läden der Stadt zählte. Und dann, vier Monate nach dem Start seines großen Traums, starb Ali. Unerwartet, im Alter von 44 Jahren. Im November fand die Trauerfeier statt, in seinem Lokal.

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Es gibt also die Zeit mit Ali Turgut und die ohne. Beide sind in etwa gleich lang, vier Monate. Gelten soll für die Bewertung die zweite Phase, die aber ohne die erste nicht zu verstehen ist. Wir waren fünf Mal in dem Lokal, in dem eine Zeichnung von Turgut am Dönerspieß an der Wand hängt. Es gibt Hocker an hohen Tischen, Kissen liegen in den Schaufenstern, die früher zu einem Pizzaservice gehörten, eine Ayran-Maschine rührt den Joghurttrunk frisch an. Orientalische Fliesen zieren die Wände, Glaskugellampen scheinen freundlich.

Die erste Wahl war natürlich der Döner Kebab (5 Euro), zart und mager vom Kalb und nicht wie in vielen anderen Läden von der Pute. Das Fleisch war in drei von vier getesteten Fällen wunderbar zart, einmal hätte es eine zusätzliche Bräunungsumdrehung vertragen können. Die Fleischportion hätte für den Geschmack mancher, auch beim Dürüm (5,50 Euro), größer ausfallen können, aber das ist wohl dem Kalb geschuldet, das mehr kostet als Pute. Für einen Euro Aufpreis gibt es Extrafleisch.

Immer kam das Brot frisch und warm aus dem Steinofen. Gefüllt waren die Teigtaschen mit knackigem Eisbergsalat, Rot- und Weißkraut, Zwiebeln und Tomaten, Standard also, dazu gibt es aber sieben selbst gemachte Soßen zur Auswahl, darunter Sesam, Ajvar-Käse, Turkish Salsa oder Hummus. Wir hatten Kräutersoße und scharfe Currysoße, die genauso war: scharf, aber schön scharf. Der Halloumi Kebab (5 Euro) schmeckte vorzüglich, der neutrale Käsegeschmack wurde mit reichlich Salsa befeuert, gut, dass wir mit mildsäuerlichem Ayran aus dem Kupferbecher löschen konnten. Schön auch das Angebot an Eizbach-Limonade (2,50 Euro) von Rose bis Apfel, Bier gibt es nur außer Haus.

Nur vier Monate nach der Eröffnung starb er, das Bild im Laden erinnert an ihn. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein Souvenir des Vorbesitzers ist der Steinofen. Also gibt es hier auch Pizza, was ein interessantes Experiment ist - aber gelingt. Der Boden ist schön dünn, der Rand knusprig. Die Pizza Champignon (6 Euro) bestach durch reichlich Käse, Pilze waren eher wenig drauf, aber im Gesamtpaket schmeckte sie heiß aus dem Ofen tadellos. Es gibt bei der Pizza auch türkische Versionen, etwa die mit der Salami Sucuk (7,50 Euro) oder mit Kebab (8 Euro). Fanden wir beides gut, gerade beim Kebab passten für uns aber Dürum oder Döner besser.

Vegetarier sind bei Onkel Ali gut bedient, neben Veggie-Versionen von Kebab (4,50 Euro) und Dürüm (5,50 Euro) gibt es noch den Onkel-Ali-Salat (6 Euro), der vor allem aus Grillgemüse, Oliven und Peperoni besteht, und uns fein gewürzt überzeugte, weil das Gemüse bissfest war und die Peperoni die richtige Schärfe hatten.

Einmal waren wir mit den Kindern da, die wollten Pommes (3 Euro) und Süßkartoffelpommes (3,50 Euro), die ein Minütchen mehr im Fett vertragen hätten. Den Kindern hat es trotzdem geschmeckt. Und als sie müde waren und anfingen, ein wenig übellaunig im Laden herumzustreifen, wurde von der Theke mit einem Lächeln sofort eine große Kiste mit Gummizeug herübergeschoben. Die Kinder strahlten, und auch wenn der Laden im Service noch nicht ganz die alte Form wie unter Ali Turgut erreicht hat, spürt man bei einem Besuch, dass es ein besonderer Ort ist. Auf dem Kassenbon steht: "Onkel Ali hat dich sehr lieb".

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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