Gastronomie:Der Döner-Roboter von Gauting

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In Ugur Ucars Imbiss schneidet das vollautomatische Messer namens "Der Gerät" das Fleisch vom Drehspieß.

Von Ellen Krugg, Gauting

Das Messer säbelt wie von Geisterhand den brutzelnden Döner-Spieß hinab, feine Fleischstreifen landen gegart in der Auffangschale. Ugur Ucar muss sie nur noch aufsammeln und ins Fladenbrot füllen. In seinem Kebabhaus Can's Döner in Gauting filetiert kein Mensch mehr das drehende Fleisch, sondern ein Döner-Roboter mit dem Namen "Der Gerät". Ucar leitet damit gewissermaßen ein neues Döner-Zeitalter im Fünfseenland ein. Denn laut Erfinder Duran Kabakyer wird "Der Gerät" nie müde - und er schneidet das Fleisch absolut schweißfrei.

Ugur und Bilgen Ucar haben sich für die Investition entschieden, da sie dem täglichen Andrang kaum noch gerecht werden konnten. Vor allem mittags kommen viele Schüler - mit großem Hunger, aber wenig Zeit. "Der Gerät" kann Tempo machen. Der Roboter arbeite wesentlich schneller und effektiver als ein herkömmliches Dönermesser, meint Inhaber Ucar.

Mittels Wärmesensoren erkennt die Maschine, an welchen Stellen das Fleisch fertig gebraten ist und schneidet es mit vertikalen Bewegungen herunter. Ucar kann es mit einem Spachtel aufladen, während der Automat schon die nächsten Streifen schneidet. Optische Sensoren registrieren, wo das Messer zuletzt war, sodass es dort fließend ansetzen kann. Dafür wäre normalerweise ein weiterer Mitarbeiter nötig. So viel Effizienz kostet: Im Internet werden vergleichbare Maschinen für fünfstellige Beträge angeboten, bei der Markteinführung vor acht Jahren kostete "Der Gerät" knapp 50 000 Euro.

Schlagartig berühmt wurde die Maschine, als Stefan Raab die Maschine 2011 in seiner damaligen Fernsehsendung "TV total" präsentierte - und sich über die Wortwahl des Erfinders lustig machte. Unternehmer Duran Kabakyer verwendete in einem Werbevideo konsequent den Artikel "der" für sein Gerät. Dazu personifiziert er die Maschine, denn Kabakyer beschreibt sie wie einen Mitarbeiter des Monats: "Der Gerät" schneidet nämlich nicht nur absolut hygienisch, er schläft auch nie ein und er ist immer vor dem Chef im Geschäft. Daraus entwickelte sich ein viraler Hit: Videos des Erfinders und seiner Erfindung verbreiteten sich rasend schnell im Internet, Jugendliche in ganz Deutschland können Kabakyer zitieren. Der Trend kommt den Ucars auch heute noch zugute: Viele Gäste erkennen die technische Errungenschaft, finden sie amüsant und filmen das Gerät bei der Arbeit.

Der Gautinger Dönermeister Ucar hat acht Jahre lang im Hotel "Vier Jahreszeiten" in Starnberg gearbeitet. Er habe viel Erfahrung und verwende stets frische Zutaten. "Unser Döner ist gut, aber unser Dönermeister ist besser", meint seine Ehefrau sogar. Das Erfolgsrezept: Sie bereiten das türkische Gericht genau so zu, wie sie es selbst am liebsten essen - und das zahlt sich aus, der Laden ist nach eigenen Angaben immer gut gefüllt. Und die Kunden sind auch begeistert über den neuen Döner-Roboter: "Der Döner schmeckt genau so gut wie vorher", berichtet ein junger Stammkunde, "aber das Fleisch ist viel feiner geschnitten." Bei Can's Döner hat sich "Der Gerät" also schon bewährt. Die Neuanschaffung könnte sich vielleicht aber auch hier schon bald als "Mitarbeiter des Monats" erweisen.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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