Tambosi:So schmeckt es im neuen Tambosi

Das neue Tambosi am Odeonsplatz ist Café, Bar und Restaurant in einem.

Das Restaurant des Tambosi befindet sich im ersten Stock, die Küche ist im Keller - und das scheint manchmal ein zu weiter Weg zu sein.

(Foto: Stephan Rumpf)

Mit neuem Betreiber will das Tambosi ein Restaurant mit gehobenem Anspruch sein. Wem das zu teuer ist, kann auch im etwas preiswerteren Café im Erdgeschoss bleiben.

Von Marcelinus Sturm

Vergangenes Jahr gab es in Münchens Gastro-Szene vor allem ein Gesprächsthema: Wer übernimmt das Tambosi, nachdem die Pächterfamilie Waldecker Ende 2016 aufgegeben hatte? Auf gut Münchnerisch gesagt, machte der Hauseigentümer lange Zeit ein rechtes Gschiss um die Frage, wer nachfolgen sollte. Bis es dann endlich heraus war: Promi-Wirt Ugo Crocamo vom H'ugo's und sein Bruder Pino übernahmen das umfassend sanierte Traditionshaus. Die berühmteste Sonnenterrasse der Stadt, der Biergarten hinter den Mauern des Hofgartens und das Café im Erdgeschoss blieben, oben auf der Galerie kam ein gehobenes italienisches Restaurant hinzu. So der Plan.

Um Terrasse und Biergarten zu beurteilen, ist es noch ein bisschen früh. Am Café gibt es nichts auszusetzen. Schon an der Tür wird man herzlich begrüßt, Pino Crocamo ist sehr bemüht, individuelle Wünsche bei der Platzierung zu berücksichtigen, die Tageskarte mit kleinen Speisen, meist Pasta, ist sehr solide. Ein idealer Ort für die Mittagspause in der Stadt.

Nun gibt es aber eben auch noch das Restaurant im ersten Stock, und gegen einen besseren Italiener in der Stadt ist trotz der zahlenmäßig mehr als guten Grundversorgung sicher nichts einzuwenden. Merkwürdig nur, dass man im Tambosi zwar mit einem gewissen Anspruch antritt, dann aber eine Karte auflegt, die in weiten Teilen aus einer Best-of-Liste der in deutschen Ristorantes üblichen italienischen Gerichte besteht, sieht man mal von Pizza ab. Nun ja, gegen Vitello tonnato, Carpaccio Cipriani und Tiramisu ist ja nichts einzuwenden, wenn es gut gemacht ist.

Wir begannen mit einem ziemlich kalten Lachs-Tartar (15,90 Euro) sowie einem Insalata Carciofi (14,90), also Artischockensalat mit gehobeltem Parmesan. Beides hinterließ keinen nachhaltigen Eindruck, das Tartar war sogar arg langweilig. Erfreulicher waren da schon die Gnocchi con gamberoni (15,90), bei denen die Riesengarnelen in einer einzigen Rolle aus Kartoffelteig auf den Teller kamen, veredelt durch eine schön sämige Sauce auf der Basis von Büffelmozzarella. Ein sehr gelungener Gang. Bei den Strozzapreti mit Aubergine (13,90) waren die Nudeln gut al dente, die Aubergine nicht zu weich und nicht zu hart. Leider war der Koch aber mit dem Knoblauch, dem Salz und vor allem mit dem Olivenöl allzu großzügig umgegangen, so dass der Geschmack der Aubergine nicht so richtig zur Geltung kam. Schade!

Beim Hauptgang liefen dann bei unserem Besuch die Kellner zu großer Form auf. Der Service ist im Tambosi freundlich, aber durchaus eigen. Manchmal neigt er ein wenig zur Besserwisserei. Bestellt man zum Beispiel den Wolfsbarsch, kann es passieren, dass einem der Kellner sagt, man meine wohl den "Seewolf". Das ist zwar die wörtliche Übersetzung von "Loup de mer", aber so im Deutschen nicht üblich. Bei uns ist der Seewolf eben ein Roman von Jack London und eine berühmte Fernsehserie aus den Siebzigerjahren. In der spielt Raimund Harmstorf die Hauptfigur, und er wurde berühmt durch die Szene, in der er mit der bloßen Hand eine rohe Kartoffel zerdrückt. Wie man die Rosmarinkartoffeln im Tambosi kleinkriegt, haben wir übrigens nicht ausprobiert, man hätte sie als Beilage separat mit Aufpreis bestellen müssen, und die ohnehin vorhandenen Beilagen - Spinat mit Granatapfel und Limette beispielsweise - reichten aus.

Der Wolfsbarsch (29,90) erwies sich übrigens als perfekt auf den Punkt gegart, er war köstlich, traumhaft zart und saftig - nur leider nicht warm genug. Sturms Begleiterin ging es ähnlich mit der Seezunge (27,90): Anscheinend ist der Weg von der Küche im Keller bis zur Galerie ganz oben doch ziemlich lang. Es gab jedenfalls ausreichend Grund, auf des Kellners Routinefrage, ob es geschmeckt habe, zu antworten: "Schon, aber der Fisch war etwas zu kalt." Worauf der Kellner mit gelindem Erstaunen entgegnete: "Okay?!" Damit war die Angelegenheit für ihn erledigt. Man hätte sich eine ausführlichere Reaktion vorstellen können.

Bei den Desserts drängte sich die "Schokolade in drei Konsistenzen" (9,90) allein schon wegen des albern-hochtrabenden Namens auf. Es erwies sich als ein Ensemble rund um Schokoeis, Schokocreme und einer Art Prinzenrolle, bei der die Schokolade zwischen zwei runden, sehr harten Keksen eingesperrt war. Diese Art Kekse meinten wohl Sturms Spezl, die damals zur Bundeswehr gegangen waren, wenn sie von den "Panzerplatten" in der EPA-Notverpflegung sprachen. Sie dienen im Tambosi übrigens auch als unterste Schicht im Tiramisu (7,90), obwohl sie dort eher wie ein Fremdkörper wirken.

Alles in allem bleibt dann doch ein zwiespältiges Gefühl zurück. Für das, was so geboten wird, ist das neue Tambosi jedenfalls deutlich zu teuer.

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