Limoni:Gambas und Geliebte

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Lieblingstreff der Werbe- und Computerbranche: das Limoni in der Amalienstraße. (Foto: Catherina Hess)

Im "Limoni" in der Maxvorstadt zücken die Gäste ihre iPhones, turteln mit der Geliebten und streichen den Anzug glatt. Doch das gute italienische Essen entschädigt fast alles.

Lisa Sonnabend

Als Aperitiv gibt es erst einmal eine Wasserdusche - damit hätte man im "Limoni", dem gehobenen italienischen Lokal in der Amalienstraße in der Maxvorstadt, wahrlich nicht gerechnet. Eine Frau gießt die Blumen auf dem Balkon des Nachbarhauses, darunter müssen nun die Gäste leiden, die im Innenhof des Lokals Platz genommen haben. Eilig werden die Tropfen aus dem Gesicht gewischt, die Frisuren zurechtgerückt, die Sommerkleider und weißen Hemden wieder glattgestrichen.

Seit dem Herbst 2006 gibt es das "Limoni" nun in München - und es scheint so, als habe Münchens Werbe- und Computerbranche nur auf dieses Lokal gewartet. Die Plätze im Innenhof sind an diesem warmen Sommerabend alle besetzt. Die Weingläser klirren, die Gäste lachen und Reden werden geschwungen.

Wir fühlen uns ein wenig deplatziert und sind fast froh, als der Kellner uns einen Tisch in der Ecke zuweist. Natürlich auf Italienisch fragt er: "Un aperitivo?" Wir bestellen das Modegetränk Sprizz, Aperol mit Prosecco, sowie Bellini, ein Glas Sekt mit Pfirsichpüree. Das eine herb, das andere fruchtig - beide passend für einen Sommerabend.

Dann ist Zeit für einen ersten Rundblick: Die meisten Tische bieten zwei Personen Platz. Sie sind so nah aneinander gestellt, dass man mitbekommt, wie der Tischnachbar sein iPhone herauszieht oder ob er mit Ehefrau oder Geliebten da ist. Aber sie stehen so weit auseinander, dass man nicht mehr erkennen kann, welche Funktion er in seinem iPhone bedient oder über was er mit der Ehefrau bzw. der Geliebten gerade redet. Die schwarzen Holzstühle sind elegant geschwungen, die Tischplatten aus dunklem Holz. Die Bambussträucher am Rande müssen noch ein wenig wachsen, bis der Hof ein lauschiger, gemütlicher Platz wird.

So soll Italien schmecken

Dann wird das Essen serviert und plötzlich ist alles gut. Wir haben uns für das angebotene Viergang-Menü (41 Euro) entschieden. Dazu ein Glas Pinot Grigio (0,2 Liter für 5,70 Euro).

Das Lachscarpaccio ist bestrichen mit Orangenfiletvinaigrette und schmeckt zart und frisch. Es ist eine großzügige Portion. Obendrauf liegt eine herrlich krosse Gamba. Neidisch blicken wir zum Nachbartisch, an dem die Gäste gerade das Gericht "Calamaretti und Gambas mit Rucola" (18,50 Euro) essen. Wie gerne würden wir uns eine weitere Garnele stibitzen! Es folgt das Pastagericht: vier große Tortellini mit Kartoffel-Steinpilzfüllung und schwarzem Trüffel. Ein Lob an den Koch!

Als Hauptgang können die Gäste, die das Menü bestellt haben, wählen zwischen Fisch und Fleisch. Das Kabeljaufilet mit Sesamkruste in Weißweinsauce, an roten Linsen und Basilikumpesto schmeckt herrlich zart. Lediglich die Sesamkrust ist zu mächtig im Geschmack, der Fischgeschmack geht ein wenig unter. Aber die kann man ja wegtrennen.

Invasion der Zitronen

An der rosa Entenbrust an Polenta mit Senffruchtsauce ist nichts auszusetzen. Die Ente ein ganz klein wenig zäh, aber geschmacklich sehr delikat. Und die Polenta zergeht im Mund. So soll Italien schmecken!

Vor dem Nachtisch werden wir in das Innere des Lokals gebeten. Es ist kurz nach 22 Uhr, das Gesetz ruft. Der Kellner geleitet uns an einen Tisch, dessen Tischdecke noch von den vorigen Gästen beschmutzt ist. Die Wände im Innenraum des Limoni sind grau, an den Wänden hängen zahlreiche Spiegel. An der Wand keine Bilder, bis auf zwei Gemälde von Zitronen, dem Namensgeber des Lokals. Ein wenig mehr Liebe bei der Einrichtung hätte dem "Limoni" nicht geschadet.

Es scheint, als sollen die Gäste sich auf das Wesentliche im "Limoni" konzentrieren: das gute Essen und das modische Outfit. "Seit November 2006 wissen stilbewusste Menschen, wie edel Italien wirklich isst", heißt es auf der Homepage des Lokals selbstbewusst.

Dem Krokantparfait mit Amarenakirschen gelingt es leider nicht mehr, unsere Stimmung wieder rundum positiv zu stimmen. Das Eis ist noch zu hart gefroren. Nur mühsam schaffen wir es, das Parfait zu zerteilen, ohne dem Nachbar sein weißes Hemd voll zu spritzen.

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:Gambas und Geliebte

Im "Limoni" in der Maxvorstadt zücken die Gäste ihre iPhones, turteln mit der Geliebten und streichen den Anzug glatt. Doch das gute italienische Essen entschädigt fast alles.

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